Wirtschaft

Angststörung prima fürs Controlling Bahn-Managerin sucht "Zwanghafte"

Die vermeintlichen Einstellungskriterien wären nicht nur wenig schmeichelhaft, sondern würden die Schwächen Einzelner schamlos ausnutzen.

Die vermeintlichen Einstellungskriterien wären nicht nur wenig schmeichelhaft, sondern würden die Schwächen Einzelner schamlos ausnutzen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Eine Bahn-Managerin plaudert aus dem Nähkästchen: Sie stellt für alles, was mit Finanzen zu tun hat, besonders gerne Menschen mit Angststörungen ein. Die bringt der Job zwar um den Schlaf, aber die Budgets sind toll.

Welcher Bewerber ist für die Bereiche Finanzen, Controlling und Compliance besonders gut geeignet? Für eine Top-Personalmanagerin der Deutschen Bahn AG ist die Antwort ganz einfach: Sie stellt hierfür gerne "Zwanghafte" ein, "gerne mit einer schönen Angststörung". Warum? Weil diese Mitarbeiter nicht nur "super pedantisch" seien, sondern auch "die ganze Nacht nicht schlafen, wenn die Zahlen nicht stimmen", zitiert der "Spiegel" Dr. Ursula Schütze-Kreilkamp, seit zwei Jahren bei dem Staatskonzern für die Rekrutierung von Managern verantwortlich. Klappt das dann noch mit den ethischen Grundsätzen, "sind Sie King Louie. Sie haben immer tolle Budgets und es gibt wenig Ärger."

Die Tipps gab es laut "Spiegel" auf einer Schulungskonferenz einer Schweizer Unternehmensberatung. Auf Risiken und Nebenwirkungen machte die Managerin, die auch schon bei der Rewe-Group für Personal- und Führungskräfteentwicklung verantwortlich war, ihre Zuschauer aber auch aufmerksam: Bei der Risikobetrachtung künftiger Geschäftszweige dürfe man angstgestörte Manager nicht alleine lassen sondern sollte sie eng an einen Risikofreudigen anbinden.

Nur Beschreibung, kein Urteil

Ein Bahnsprecher stellte sich der Darstellung von Schütze-Kreilkamp entgegen: "Es gibt kein derartiges Rekrutierungskonzept bei der Deutschen Bahn", sagte er dem "Spiegel". Schütze-Kreilkamp selbst erklärte, sie habe nicht in ihrer Funktion als Bahn-Personalmanagerin auf der Konferenz gesprochen. Ihre Ausführungen "zu diesem Typus" seien "rein deskriptiv und nicht wertend" gewesen. "Mit der Deutschen Bahn hat das nichts zu tun."

Schütze-Kreilkamp, die vor ihrer Karriere als Managerin als Frauenärztin und Psychotherapeutin arbeitete, hat in Interviews schon darauf hingewiesen, dass narzisstische Neurosen im Top-Management häufig auftreten.

Quelle: ntv.de, sla

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen