Berlin AOK kritisiert Klinik-Reform als Kostentreiber ohne Nutzen

Berlin · Der Chef des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann, hat die geplante Klinikreform scharf kritisiert. "Der Beitragszahler soll im Rahmen dieser Krankenhausreform kräftig zur Kasse gebeten werden, ohne dass er als Patient einen erkennbaren Nutzen davon hat. Das geht nicht", sagte Graalmann unserer Zeitung. Der AOK-Chef bezweifelte zudem, dass die geplanten Gesamtkosten der Reform mit 3,7 Milliarden Euro in drei Jahren realistisch angesetzt seien. "Ich rechne eher mit fünf Milliarden Euro", sagte Graalmann.

Bund und Länder hatten sich Ende vergangenen Jahres auf ein gemeinsames Konzept für eine Krankenhausreform geeinigt. Sie soll zu großen Teilen aus Beitragsmitteln der Kassen finanziert werden. Ziel ist es, Kliniken nach der Qualität ihrer Arbeit zu bezahlen. Auf diese Weise soll sich der Krankenhaus-Markt konsolidieren. Experten bezweifeln, dass dies funktioniert.

"Wenn Kliniken tatsächlich qualitativ unzureichende Leistungen erbringen, dann reichen auch keine Abschläge aus, dann darf das Krankenhaus die entsprechende Operation oder Behandlung schlicht nicht mehr erbringen", sagte Graalmann. Er forderte vielmehr "verbindliche Qualitätsmindeststandards", ohne deren Einhaltung die Kliniken gar keine Leistungen erbringen dürfen.

Aus Sicht der Krankenkassen ist insbesondere das Überangebot an bestimmten operativen Leistungen ein Ärgernis. So beklagt die AOK zum Beispiel, dass man von Ratingen aus bei einer Anfahrtszeit von 30 Minuten insgesamt 66 Kliniken finde, die ein neues Kniegelenk einsetzen könnten.

(qua)
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