Die Debatte um die Zukunft des kleinen Krankenhauses Vaihingen/Enz ist in vollem Gange. Viele befürchten eine Schließung. Doch es gibt noch eine andere, verträglichere Variante.

Vaihingen/Enz - Christoph Schöll ist in Sorge. Und zwar, seit die Regionale Kliniken Holding RKH im Sommer 2014 ihr Gutachten zur Weiterentwicklung ihrer neun Standorte vorgestellt hat. „Das Krankenhaus Vaihingen hat sich bei dem Gutachten ein bisschen in Luft aufgelöst“, sagt der Internist und Chef des Ärztehauses Vaisana, das gleich neben dem Krankenhaus liegt. Nun stehe zu befürchten, dass die RKH-Manager in Vaihingen einfach das Licht ausknipsen: Schließung, fertig, aus. „Ich kann schon verstehen, dass ein Geschäftsführer sagt, dass so ein kleines Haus keinen Sinn hat“, sagt Schöll.

 

Aber Schöll wäre nicht Chef der ersten Ärztehaus-GmbH in Nordwürttemberg, einem als extrem innovativ geltenden Modell, wenn er nicht auch eine Lösung parat hätte: das Haus werde immer rote Zahlen schreiben. Aber wenn man es als Zentrum für Altersmedizin umbaue, könne man dadurch das Defizit drücken und einen medizinischen und gesellschaftlichen Mehrwert erreichen. Schölls Konzept hat bereits politisch Karriere gemacht. Fast alle Kreistagsfraktionen waren in Vaihingen, haben es sich angehört. Zwei davon, die Freien Wähler und die FDP, sind so überzeugt, dass sie sich bereits öffentlich dafür ausgesprochen haben. Diesen politischen Druck bekommt auch das RKH-Management zu spüren.

Der Chefmanager hält sich zurück

Jörg Martin ist als RKH-Chef zuständig für alle neun Standorte. Bei seinem Amtsantritt vor gut anderthalb Jahren hat er keine Standortgarantien abgegeben. Martin sieht sich in einem Spannungsfeld: einerseits soll er das Defizit der fünf Kreiskliniken möglichst gering halten. Schon jetzt zahlt der Kreis rund zwölf Millionen Euro jährlich als Schuldendienst für Klinikinvestitionen. Von 2016 an könnten fünf Millionen Euro Minus aus den laufenden Betriebskosten hinzukommen. Gleichzeitig sind Standortschließungen, egal wo, in höchstem Maße unpopulär.

Insofern mag es nicht verwundern, dass Martin sich bei seiner Stellungnahme zum Konzept von Christoph Schöll bedeckt hält. „Wir lassen alle Varianten prüfen und durchrechnen“, sagt Martin. Er macht allerdings keinen Hehl daraus, dass er gewisse Fragezeichen sieht. Bei einem Haus mit nur 60 Betten stünden die Aussichten auf mehr Wirtschaftlichkeit, selbst als spezialisierte Geriatrie, nicht eben optimal. Im Frühjahr, wahrscheinlich bis März, sollen die Ergebnisse vorliegen, dann wird im Kreistag und im Aufsichtsrat diskutiert. Ob er den defizitären Standort Vaihingen mit knapp zwei Millionen Euro Minus pro Jahr, am liebsten schließen würde? „Die Politik hat das letzte Wort“, sagt Martin nur.

„Wir werden keine Schließung vorschlagen“

Eine gewichtige politische Vorgabe hat unlängst der Landrat und Vorsitzende des Kliniken-Aufsichtsrats gemacht: „Wir werden in Vaihingen nicht einfach den Schlüssel umdrehen“, hatte Rainer Haas im Kreistag Ludwigsburg gesagt. Dazu steht er nach wie vor. „Wir werden mehrere Varianten vorschlagen“, sagt er auf Nachfrage, „was wir nicht vorschlagen wollen, ist eine Schließung des Standorts Vaihingen.“ Klar sei, dass etwas passieren müsse. Die hohen Fixkosten, etwa für Nachtdienste oder Pförtner, stünden in krassem Missverhältnis zur Ertragslage.

Dabei gilt eine Variante als die wahrscheinlichste: das Krankenhaus Vaihingen wird geschlossen – allerdings nur nachts. Als Tagesklinik mit einem medizinischen Grundangebot soll der Standort erhalten bleiben. Gleichzeitig wird Vaihingen mit Bietigheim zu einem Plankrankenhaus zusammengefasst. Falls Patienten über Nacht bleiben müssen, werden sie gegebenenfalls in Bietigheim versorgt. Diese Variante wird zwar nicht offiziell bestätigt – dementieren mag sie aber auch niemand. Sie würde die laufenden Personalkosten in Vaihingen reduzieren und dem Management zugleich mehr personelle Flexibilität der Häuser Vaihingen und Bietigheim bieten.

Landrat ist für Verzahnung mit Ärztehaus

Ob aus Christoph Schölls Konzept in diesem Zusammenhang etwas wird, ist noch offen. Eine engere Verzahnung mit dem Ärztehaus Vaisana hält immerhin auch der Landrat für wünschenswert.

Christoph Schöll hofft jedenfalls, dass Management und Politik die Vorzüge seines Vorschlags erkennen. Er wisse zwar, dass auch in Marbach ein geriatrischer Schwerpunkt geplant sei. Aber für einen Landkreis mit mehr als 500 000 Einwohnern sei ein Standort mittelfristig zu wenig – zumal Marbach von Vaihingen aus weit weg sei, insbesondere für ältere Angehörige. Zudem sei die Versorgung älterer Patienten besser, wenn die Hausärzte mit eingebunden seien. „Es fehlt ein Bindeglied zwischen hausärztlicher Behandlung und Krankenhaus“, sagt Schöll. So könne Vaihingen sogar als Entlastung für andere Standorte dienen. Wirtschaftlich weniger lukrative Patienten könnten hier behandelt werden – und dafür würden anderswo Betten für Spezialfälle mit höheren Vergütungen frei gemacht.