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Klinikum Bamberg Anklage gegen ehemaligen Chefarzt wegen Missbrauchs von Patientinnen

Der Prozess gegen den früheren Chefarzt des Bamberger Klinikums rückt näher: Gegen den 48-Jährigen ist Anklage erhoben worden, weil er eine medizinische Studie vorgetäuscht und Frauen sexuell missbraucht haben soll.
Klinikum Bamberg (Archiv): Früherer Chefarzt angeklagt

Klinikum Bamberg (Archiv): Früherer Chefarzt angeklagt

Foto: Daniel Karmann/ dpa

Bamberg - Ihm werden Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen: Im Missbrauchsskandal am Bamberger Klinikum hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen früheren Chefarzt erhoben. Der 48-Jährige soll Frauen unter dem Vorwand einer angeblichen medizinischen Studie untersucht und sich dabei an ihnen vergangen haben. Zuvor habe er sie mit Medikamenten ruhiggestellt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Der inzwischen entlassene Chef der Klinik für Gefäßchirurgie hat die Vorwürfe bislang stets bestritten und erklärt, nur medizinisch notwendige Untersuchungen vorgenommen zu haben. Sollte die Anklage zugelassen werden, wird der Prozess voraussichtlich nicht vor März beginnen.

Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Anklage auf fast 70 Zeugenaussagen, die Einschätzungen von Sachverständigen und auf etliche Bilder und Videos, "die das Tatgeschehen wiedergeben", wie der Leitende Oberstaatsanwalt Bardo Backert sagte.

Bei den mutmaßlichen Opfern handelt es sich um 13 Frauen im Alter von 17 bis 28 Jahren. Zehn Frauen waren Patientinnen des Arztes, zwei waren zur mutmaßlichen Tatzeit Mitarbeiterinnen im Bamberger Krankenhaus, eine stammt aus dem privaten Umfeld des Mediziners. Alle Frauen haben Strafantrag gestellt. Die Taten soll der Arzt zwischen September 2008 und Juli 2014 begangen haben.

Eine Medizinstudentin hatte den Skandal ans Licht gebracht. Sie machte in dem Krankenhaus ein Praktikum. Dabei nahm sie an der angeblichen Studie teil. Der Chefarzt spritzte der jungen Frau laut Ermittlern ein starkes Beruhigungsmittel, das sie kurzzeitig bewusstlos machte. Die Studentin ging nach dem Vorfall in ein anderes Krankenhaus und ließ dort ihr Blut untersuchen. Danach erstattete sie Anzeige wegen Körperverletzung. Von dem Missbrauch erfuhr sie erst durch die Ermittlungen.

wit/dpa