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Kreis will externes Gutachten Standorte des Alexianer-Klinikverbundes kommen unter die Lupe

Es fehlt an Geld, es fehlt an Personal. Die Kliniken im Landkreis Diepholz befinden sich wie viele Krankenhäuser in Niedersachsen im schweren Fahrwasser. Ein externes Gutachten soll die Standorte unter die Lupe nehmen. Währenddessen verzögert sich die Eröffnung der Psychiatrie in Bassum.
22.01.2015, 00:00 Uhr
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Standorte des Alexianer-Klinikverbundes kommen unter die Lupe
Von Christoph Starke

Es fehlt an Geld, es fehlt an Personal. Die Kliniken im Landkreis Diepholz befinden sich wie viele Krankenhäuser in Niedersachsen im schweren Fahrwasser. Ein externes Gutachten soll die Standorte unter die Lupe nehmen.

Das hat der nicht-öffentlich tagende Kreisausschuss in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Währenddessen verzögert sich die Eröffnung der Psychiatrie in Bassum um wahrscheinlich rund zehn Monate.

Eigentlich sollte Ende 2014 der Weihnachtsbaum in der Psychiatrie in Bassum stehen – sozusagen als Symbol für den Umzug von Twistringen in die Lindenstadt. Das hatte Thomas Pilz, Regional-Geschäftsführer des Alexianer-Klinikverbundes im Landkreis Diepholz, vor fast einem Jahr verkündet. Dazu kam es allerdings nicht. Denn der Umzug verzögert sich. Schuld ist der Estrich, wie Udo Kraft, Leiter des Geschäftsbereiches Service und Bau bei den Alexianer-Kliniken im Landkreis Diepholz, mitteilt. Der Estrich weise Mängel auf, die Mischung stimme nicht. Eine Firma aus dem Rostocker Raum sei damals beauftragt worden. Kraft: „Nach der Feststellung hätte die Hälfte herausgenommen werden müssen.“ Hätte. Kraft spricht bewusst im Konjunktiv. Denn der Klinikverbund hat seinen Ausführungen zufolge eine Firma gefunden, die mit Spezialmaterial den Estrich „heilen“ kann.

Pilz zeigt sich froh darüber, dass der Schaden frühzeitig festgestellt werden konnte. „Wären die Mängel am Estrich erst nach Fertigstellung der Arbeiten oder womöglich erst nach Bezug der neuen Räumlichkeiten ans Licht gekommen, hätten wir vor einer Katastrophe stehen können. Diese wird nun vermieden, weil der Fehler frühzeitig erkannt wurde.“ Kraft rechnet nun mit einer Fertigstellung des Baus im Herbst, Oktober gibt er als Zielmarke an. Mehrkosten im unteren fünfstelligen Bereich würden anfallen. Aber das könne Kraft noch nicht mit Sicherheit sagen. „Für den Großteil kommt die beauftragte Firma auf.“

„Wir müssen dringend reagieren“

Um die Qualität der Krankenversorgung generell sicherzustellen, will der Landkreis Diepholz ein externes Gutachten in Auftrag geben, das die Klinikstandorte überprüfen soll. Bereits im Februar solle die Vergabe erfolgen, teilt der Landkreis mit. Er hält 48 Prozent am Alexianer-Klinikverbund in der Region, 52 Prozent die Alexianer GmbH aus Münster. „Alle Kliniken in Deutschland stehen zurzeit vor großen Herausforderungen. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass wir darauf dringend reagieren müssen“, sagt Landrat Cord Bockhop. Die Entscheidung, das Gutachten in Auftrag zu geben, fiel laut Landkreis-Verwaltung in der jüngsten Sitzung des nicht-öffentlichen Kreisausschusses. Das Gutachten werde in enger Abstimmung mit der Alexianer GmbH erstellt. „Wir begrüßen und unterstützen die Beauftragung eines Strukturgutachtens und sind gespannt, welche Möglichkeiten es aufzeigen wird“, heißt es von Seiten des Mehrheitseigners.

„Trotz umfangreicher Maßnahmen in den vergangenen Jahren wie beispielsweise Umstrukturierungen und Spezialisierungen hat sich die wirtschaftliche Lage weiter verschärft“, erklärt Thomas Pilz. „Wie alle Kliniken in Deutschland leiden wir unter der schwierigen Situation der Krankenhausfinanzierung.“ Nach Auskunft von Cord Bockhop werde sich das Defizit des Jahres 2014 nach jetzigem Stand auf rund 3,5 Millionen Euro belaufen. Es gibt aber noch keinen Jahresabschluss. Außerdem existiert die Idee, die Kliniken mit fünf Millionen Euro für Investitionen zu unterstützen. Bockhop: „Doch dazu gibt es keinen Beschluss.“

Es ist aber nicht nur das Geld, das den Klinikverantwortlichen zu schaffen macht. Auch der Fachkräftemangel bereitet ihnen Sorgen. Aktuelles Beispiel: Chefarzt Rainer Denstorf-Mohr und Oberarzt Ortwin Schneider verlassen laut Kreisverwaltung zum 1. Juli den Klinikstandort in Sulingen. Neben Geld und Personal hätten die Krankenhäuser außerdem mit „Hiobsbotschaften von außen“ zu kämpfen, wie Landrat Bockhop es nennt und damit Entscheidungen meint, die beispielsweise die EU trifft und die Auswirkungen auf die Kliniklandschaft im Landkreis Diepholz haben.

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