Klinikum der TU München:Neuer Chef fürs Rechts der Isar

  • Das Klinikum rechts der Isar braucht bald einen neuen Ärztlichen Direktor. Die Suche ist inzwischen offenbar beendet. Der Gastroenterologe Michael Manns von der Medizinischen Hochschule Hannover soll den Posten übernehmen.
  • Er würde Nachfolger von Reiner Gradinger, der Ende November in den Ruhestand geht.

Von Christina Berndt und Sebastian Krass

Wer neuer Chef am Rechts der Isar werden soll

Die Suche nach einem neuen Chef für das Klinikum rechts der Isar hat eine Vorentscheidung ergeben: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll Michael Manns, derzeit Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, die Nachfolge des Ärztlichen Direktors Reiner Gradinger antreten, der Ende November 2015 in den Ruhestand geht.

"Es laufen Gespräche mit einer konkreten Spitzenkraft", sagt eine Person aus dem Umfeld des Aufsichtsrats, die an der Suche beteiligt ist, und bestätigt auf Nachfrage: "Das Gerücht Manns stimmt."

Manns selbst erklärt: "Es gibt Gespräche." Er ergänzt aber, eine Entscheidung sei "noch nicht gefallen". Weitere Auskünfte will er derzeit nicht geben.

Klinikum der TU München: Prof. Dr. Michael Manns gilt als einer der führenden Experten für Erkrankungen von Leber, Magen und Darm.

Prof. Dr. Michael Manns gilt als einer der führenden Experten für Erkrankungen von Leber, Magen und Darm.

(Foto: MHH)

Bayerns Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU), der Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums ist, das zur Technischen Universität gehört, verweist auf Anfrage zur Personalie Manns darauf, dass "sensible Gespräche" im Gang seien, "deshalb kann ich keine Aussage zu dem Thema machen".

"Da dürften keine Fallstricke mehr auftauchen"

Aus dem Umfeld des Aufsichtsrats heißt es aber: "Es war unisono Wunsch der Findungskommission, dass es Manns wird. Es geht nur noch darum, die Rahmenbedingungen zu fixieren. Da dürften keine Fallstricke mehr auftauchen. Anfang März könnte das Thema durch sein." Der Vertrag soll fünf Jahre laufen.

Manns ist seit 1991 Chefarzt in Hannover, von 1997 bis 1999 war er Ärztlicher Direktor. Sein Spezialgebiet ist die Erforschung und Behandlung von Erkrankungen der Leber. So war er an der Entwicklung von Therapien für Hepatitis-Erkrankungen beteiligt.

Warum die Personalie zunächst überraschend wirkt

Die Personalie wirkt zunächst überraschend, weil Manns 63 Jahre alt ist - nur vier Jahre jünger als Gradinger. Allerdings gibt es für die Position des Ärztlichen Direktors und Vorstandsvorsitzenden keine Altersgrenze. Und es war das Ziel, einen "höchst renommierten Mediziner zu finden, der über jeden Zweifel erhaben ist und der bereit ist, den Job zu übernehmen". So umschreibt es der Insider.

Zwar hat der Chefposten an einer der zwei Münchner Unikliniken große nationale und auch internationale Strahlkraft. Das Rechts der Isar deckt mit 4500 Mitarbeitern und 1100 Betten in 33 Fachabteilungen im Prinzip das gesamte Spektrum der Humanmedizin ab, in der Fachsprache ist es ein "Haus der Supra-Maximalversorgung".

Warum der Ärztliche Direktor weniger verdient als die Chefärzte

Allerdings ist der Chefposten eine hauptamtliche Aufgabe, damit ist verbunden, die Arbeit als Arzt aufzugeben. Und das hat finanzielle Auswirkungen. Weil ein Ärztlicher Direktor keine Chefarztbehandlungen mehr vornehmen und abrechnen kann, verdient er in der Regel weniger als die ihm hierarchisch unterstellten Leiter der Abteilungen. Der Ärztliche Direktor muss auch auf weitere medizinische Meriten verzichten und sein Glück in struktureller und politischer Arbeit suchen.

Welche Probleme der Amtsinhaber Gradinger hat

Reiner Gradinger hat dieses Glück in den vergangenen Jahren nicht mehr gefunden. Er war Chef der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie am Rechts der Isar. Im Jahr 1992 nahm er die weltweit erste Operation vor, in der Becken, Hüftgelenk, Oberschenkelknochen und Kniegelenk ersetzt wurden. 2007 rückte Gradinger zum Ärztlichen Direktor auf, zunächst noch im Nebenamt, seit 2011 im Hauptamt. Bald danach ereilte ihn der Skandal um Manipulationen bei Lebertransplantationen, die bis heute nicht aufgeklärt sind.

Im Rechtsstreit um die letztlich unwirksame Kündigung des Chirurgie-Chefs Helmut F. attestierte das Arbeitsgericht München Gradinger, dass er im Wesentlichen für die mangelhafte Aufklärung verantwortlich sei. Eine Einschätzung, die er öffentlich unwidersprochen stehen ließ. Nach der Rückkehr F.s im Juli 2014 versuchte Gradinger, das Bild einer einmütigen Zusammenarbeit zu vermitteln - selbst als bekannt wurde, dass der Chirurg F. für Operationen gezeichnet hatte, die er gar nicht vorgenommen hatte. Für das Klinikum stehen nun Rückzahlungen wegen überhöhter Abrechnungen an. Inzwischen vertreten Gradinger und F. ihre Positionen wieder getrennt.

Manns wird, sollte mit seiner Einsetzung alles glatt gehen, auch als Krisenmanager gefragt sein.

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