Die Gesundheitsstaatssekretärin Annette Widmann-Mauz macht vor 140 Gästen beim Neujahrsempfang der CDU in der Krankenhausdebatte Mut: Zukunftsperspektiven könnten in der Spezialisierung liegen.

Leonberg - Ein Neujahrsempfang, wenn das Jahr schon wieder einen Monat alt ist? Wenn man eine Bundespolitikerin als Hauptrednerin haben möchte, gibt deren Terminkalender den Takt vor. Und Annette Widmann-Mauz war für die Leonberger CDU nicht früher zu bekommen. Doch angesichts des gerade hier brisanten Themas Gesundheitspolitik übte sich die CDU-Chefin Sabine Kurtz gerne in Geduld.

 

Und die hat sich gelohnt. Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium hat am Samstagnachmittag in der voll besetzten Steinturnhalle, in der nur wenige Stunden zuvor die Sozialdemokraten das neue Jahr begrüßten (siehe Artikel unten), einige interessante Hinweise zur Klinikpolitik der schwarz-roten Bundesregierung zu bieten.

30 000 Stimmen im Alleingang

Zuvor hatte die Gastgeberin Kurtz auf die hohe Verbundenheit der Menschen in der Region Leonberg mit ihrem Krankenhaus hingewiesen. Ihr besonderer Gruß galt Martina Gerhold, jener engagierten Patientin, die vor einem Jahr nahezu im Alleingang weit mehr als 30 000 Stimmen für ein Chefarzt-geführtes Krankenhaus gesammelt hatte.

Der Oberbürgermeister, auch ein engagierter Streiter für die Leonberger Klinik, hielt sich zu diesem Thema gänzlich bedeckt. „Würde ich übers Krankenhaus reden, wären wir in zwei Stunden noch nicht fertig“, scherzte Bernhard Schuler, der dafür das konstruktive Miteinander zwischen Gemeinderat und Stadt betonte.

Die Heimat verbindet

Zur Hauptrednerin hat der OB eine besondere Beziehung: beide kennen sich aus Schulers Heimatstadt Balingen, wo die gebürtige Tübingerin heute lebt. So sprach er, was für ihn eher untypisch ist, die Gastrednerin mit „Liebe Annette“ an. Die Bundestagsabgeordnete, die seit Oktober 2009 Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium ist, brachte den rund 140 Gästen ihre Vorstellung von Gesundheit nahe. Dazu zählten neben dem körperlichen eben auch seelisches und soziales Wohlbefinden. Ein Gefühl der Zugehörigkeit, das sich in Heimatliebe oder gesellschaftlichem Engagement äußern kann. „Deshalb trägt auch ein kommunikatives Treffen wie heute zu Ihrer Gesundheit bei“, rief sie den Gästen mit leichtem Augenzwinkern zu.

Freilich reicht das nicht, um die Gesundheit der Gesellschaft zu organisieren. Die gestiegene Lebenserwartung hat direkte Auswirkungen auf das Versorgungssystem. „Je größer die Anforderungen an die Medizin sind, desto stärker sind wir auf eine starke Volkswirtschaft angewiesen“, erklärte die CDU-Politikerin. Hätte doch ein Verlust von Arbeitsplätzen unmittelbar negative Auswirklungen auf den Versorgungsstandard.

Die Chance liegt in der Spezialisierung

Das heiß diskutierte Thema Krankenhäuser erörterte Widmann-Mauz, ohne konkret auf Leonberg einzugehen. Jedoch sieht sie für kleinere Kliniken gute Chancen, wenn sie sich spezialisieren. „Wir werden die kleinen Häuser nicht im Stich lassen“, versprach die Gesundheitspolitikerin. „Wo sie wohnortnah erhalten werden müssen, erhalten sie Sonderzahlungen.“

Dass System, wonach der Bund den Betrieb und die Personalkosten der Kliniken bezahlt und die Länder die baulichen Investitionen, hat sich in ihren Augen bewährt. Allerdings hätten die Länder die Finanzierung deutlich zurückgefahren: von einst vier Milliarden Euro (1993) auf jetzt 2,7 Milliarden Euro. „Das passt überhaupt nicht zur Kostenentwicklung“, kritisierte Widmann-Mauz, „und führt dazu, dass viele Häuser ihr Geld von der Pflege in Sanierungen umschichten.“ Mit den bekannten Folgen bei der Patientenbetreuung.

Zur Gesundheit der Gäste trugen auch die hervorragenden Darbietungen der sechs jungen Musiker des Saxofonensembles der Jugendmusikschule bei.