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Krankenhaus

Wie die Einbecker ihr Hospital retten

Greven

Grevens Krankenhaus kämpft um seine Existenz. In Einbeck, einer nur wenig kleineren Stadt, ist es mit viel Bürgerengagement gelungen, ein „Bürger-Spital“ zu retten.

Monika Gerharz

Am Patienten Marienhospital Münsterland GmbH der Christlichen Krankenhaus-Trägergesellschaft CKT wird immer noch herumgedoktert. „Keine neuen Entwicklungen, die wir kommunizieren könnten“, sagt Thomas Schulz, Pressesprecher des Generalbevollmächtigten im vorläufigen Insolvenzverfahren. Letzter Stand: Die psychosomatische Klinik in Altenberge ist geschlossen worden (WN berichteten).

Andernorts hat man für eine Klinik mit ähnlichen Problemen eine ganz andere Lösung gefunden: In Einbeck, wo das örtliche 110-Betten-Krankenhaus mit 300 Mitarbeitern ebenfalls vor dem Aus stand, wurde durch eine Kraftanstrengung von Bürgern, Kommune und Mitarbeitern 2013 das Haus gerettet, ein Jahr danach ist das Haus hervorragend ausgelastet. „Bürger-Spital“ heißt es seit damals. Der entscheidende Schritt: Chefarzt Dr. Olaf Städtler wollte das Aus für das Krankenhaus nicht akzeptieren. Er gründete zusammen mit einem Dutzend gut betuchter Einbecker – die meisten Beteiligten sind namentlich gar nicht bekannt – eine gemeinnützige GmbH, die so viel Kapital aufbrachte, dass die Insolvenz abgewendet werden konnte. Stadt und Landkreis halfen mit Zuschüssen, Krediten und Bürgschaften. Und den größten Anteil leisteten die Mitarbeiter – in Form von 8,5 Prozent Lohnverzicht für drei Jahre, den die Gewerkschaft mit 3,5 Millionen Euro veranschlagt. Außerdem mussten 70 Mitarbeiter gehen.

Doch retten ist das eine – dauerhaft retten das andere. Die Einbecker versuchen das über ein so genanntes „Alleinstellungsmerkmal“. Zusätzlich zu ihrer Akutversorgung – es gibt eine Abteilung für Innere Medizin und Gastroenterologie, eine Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, eine Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie und eine Intensivstation – gibt es eine Abteilung für Traditionelle Chinesische Medizin und für Palliativmedizin. Schmerztherapie wird dort durch Naturheilkunde ergänzt. Außerdem ist an das Krankenhaus eine Krankenpflegeschule für 45 Schüler, eine Ernährungsambulanz, eine Radiologie, eine Sozialstation und eine Physiotherapie angebunden. Das alles hat dazu geführt, dass die kleine Klinik – zumindest vorläufig – aus der Gefahrenzone heraus ist. „Die wirtschaftliche Situation des Einbecker Bürger-Spitals stellt sich mit einer ,ausgeglichen Null` dar“, heißt es in der jüngsten Pressemitteilung. Es gehe nicht darum, maximalen Profit zu erwirtschaften, sondern „alles für den Patienten zu tun“, wird Treuhänder Jochen Beyer zitiert. Ob allerdings der „Patient Einbecker Hospital“ wirklich auf Dauer gesundet, muss sich noch weisen – die Region Südniedersachsen hat mit rückläufiger Bevölkerung zu kämpfen.

Ob Einbeck ein Vorbild für Greven oder gar die Marienhospital Münsterland GmbH mit ihren drei Häusern in Borghorst, Emsdetten und Greven sein könnte, ist allerdings die Frage. Denn die Einbecker haben gerade davon profitiert, dass in ihrer Umgebung viele kleinere Häuser zugemacht haben. Darum ist auch Thomas Schulz skeptisch, ob die Häuser der Christlichen Krankenhaus-Trägergesellschaft durch ähnliches Bürgerengagement gerettet werden können. „Schon allein, dass wir es mit drei Krankenhäusern zu tun haben, ist ein wesentlicher Unterschied.“

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