Baselbiet
Der «faule Zahn» ist nicht gezogen im Kantonsspital Baselland

Assistenz- und Oberärzte fordern den Rausschmiss von Bruderholz-Standortleiter Markus Nydegger. Dieser habe den ehemaligen CEO Heinz Schneider zu wenig über die aktuellen Geschehnisse informiert. Ob Nydegger ebenfalls entlassen wird, ist noch offen.

Michael Nittnaus
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Pflegerinnen und Pfleger dürfen sich nicht von den Führungskonflikten verunsichern lassen. (Symbolbild)

Pflegerinnen und Pfleger dürfen sich nicht von den Führungskonflikten verunsichern lassen. (Symbolbild)

Heinz Schneider ist weg. Die Entlassung des CEO vergangenen Donnerstag sollte die Wogen am Kantonsspital Baselland (KSBL) eigentlich glätten – vor allem bei der Ärzteschaft. Schliesslich trug Schneider eine Mitschuld an den Abgängen in der Orthopädie oder der Gynäkologie. Immer wieder war diesbezüglich vom Kampf «der Ärzte» gegen das Management zu lesen. Doch so einfach ist es nicht. «Das betraf praktisch nur die Chefärzte und damit bloss einen Bruchteil der Ärzteschaft», betont Miodrag Savic.

Der Co-Präsident des Verbandes der Assistenz- und Oberärzte VSAO Basel gesteht denn auch, dass ihn die Entlassung Schneiders sehr überrascht habe. «Vor einer Woche hat Schneider die Verhandlungen ums Arbeitsgesetz noch zur Chefsache erklärt und zwei Tage später wird er entlassen. Das ist schon speziell.»

Nydegger gegen Stellenausbau

Und dann wird Savic gegenüber der bz deutlich: «Schneider war voll auf unserer Seite, am liebsten hätte er uns alle Wünsche erfüllt. Er ist einer von der alten Garde und stand immer mit Herzblut für seine Mitarbeiter ein.» Savic bestreitet nicht, dass es Probleme gab, vor allem bei der Kommunikation. Doch er ortet die Schwachstelle nicht beim CEO. «Weder Schneider noch Verwaltungsratspräsident Dieter Völlmin haben die Probleme beim Bruderholz hauptsächlich verursacht. Der faule Zahn ist Standortleiter Markus Nydegger.»

Nydegger, der erst seit Mai 2013 das Bruderholzspital leitet, habe sich gerade bei den Verhandlungen um bessere Arbeitsbedingungen fürs Pflegepersonal und die Assistenz- und Oberärzte nicht immer als vertrauenswürdiger Verhandlungspartner erwiesen, so Savic. Konkret versuche er, den vom Arbeitsgesetz vorgeschriebenen Zeitzuschlag für Nachtarbeit umzusetzen, ohne neue Stellen zu schaffen, was laut Savic schon «rein mathematisch» nicht gehe.

Zudem habe Nydegger, der bis Ende 2012 noch Personalchef beim Kanton war, CEO Schneider schlecht über die aufkeimenden Krisenherde seines Standorts informiert. Savic macht diese «Kommunikationslücke» mit dafür verantwortlich, dass Schneider nicht immer schnell genug auf Probleme des Bruderholz reagiert habe. Dementsprechend sei der CEO ein Bauernopfer.

GAV: Die Zeit drängt

Savic ist sich bewusst, dass zu viel Geschirr zerschlagen wurde, um Schneider zurückzuholen. Doch nun müsste die Spitalleitung «konsequent» sein und auch denjenigen entlassen, der direkt den kriselnden Standort betreut. Der VSAO werde nun den CEO ad interim Jürg Aebi kontaktieren, um dessen Haltung zu erfahren. Und: «Nützt das nichts, gehen wir zum Verwaltungsrat und notfalls zur Regierung. Es mottet einfach, jetzt muss sauber gemacht werden.»

Von der bz mit der Kritik an seiner Person konfrontiert, wollte Nydegger keine Stellung nehmen und verwies an KSBL-Sprecherin Christine Frey und an CEO Aebi. Dort hält man sich allerdings auch bedeckt: «Natürlich wird es demnächst eine – ganz generelle – Lageanalyse geben, doch das ist Sache des CEO ad interim und des Verwaltungsrates», sagt Frey. Nun müsse man Aebi erst einmal Zeit geben, sich einzuarbeiten.

Allzu lange darf dies allerdings nicht dauern. Schon kommenden Montag steht das nächste Treffen zur Verhandlung des Gesamtarbeitsvertrages (GAV) mit den Sozialpartnern an. «Wir wissen nicht, ob Aebi eine andere Strategie fährt als Schneider», gibt Daniel Simon vom Verband der Pflegefachpersonen (SBK) zu bedenken. Die Zeit drängt: Bis im Sommer soll der GAV-Entwurf stehen, bis 2015 in Kraft sein, wie Simon der bz verrät. Auch er bricht eine Lanze für Schneider: «Seine Erfahrung und sein Fachwissen fehlen nun, wo sie besonders nötig wären.»