Vorwürfe gegen Träger des Neuerburger Krankenhaus

Neuerburg · Das bewegt die Neuerburger: Rund 500 Menschen sind am Montagabend zu einer Informationsveranstaltung des Fördervereins Marienhausklinik St. Josef gekommen, um über die geplante Schließung des Krankenhaus zu diskutieren - und um Kritik zu üben.

"Der Träger hat sich diese Entscheidung gottweiß nicht schwer gemacht" - ein Lapsus, der die Zuhörer in der vollen Stadthalle toben lässt. Michael Osypka, Geschäftsführer der Marienhaus Kliniken, ist dieses Ungeschick vor 500 Bürgern in der Neuerburger Stadthalle passiert. Der Förderverein Marienhausklinik St. Josef hatte zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung über die geplante Schließung des Krankenhauses (der TV berichtete) eingeladen - kein Spaß für den Träger, der Kritik und Vorwürfe vonseiten der Bürger, der Ärzte und auch der Politiker einstecken musste.

Kritik an Verfahren

Das war die erste Gelegenheit, die die Bürger hatten, direkt mit der Klinikleitung zu sprechen. Und gerade der Umgang mit den Beteiligten und der Öffentlichkeit stand in der Kritik. "Ich hätte erwartet, über die Pläne frühzeitig informiert zu werden, doch als ich von der Schließung erfuhr, stand alles schon fest", kritisierte Joachim Streit, Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Die gleiche Kritik kam auch von Stadtbürgermeisterin Anna Kling. Ingvo Müller, Leiter der chirurgischen Ambulanz der St. Josef-Klinik Neuerburg, wurde vor zwei Wochen im Urlaub benachrichtigt, "doch in meinem Vertrag steht, dass Mitarbeiter über Veränderungen rechtzeitig informiert werden müssen". Der Geschäftsführer Günter Merschbächer räumte den Fehler ein: "Die Kritik ist berechtigt, im Nachhinein würden wir es anders gestalten."

Müller sprach auch ein anderes Thema an: Die Schließung sei gewollt gewesen. Schon vor drei Jahren hätten die Ärzte den Träger intern auf mögliche finanzielle Probleme hingewiesen, sagte Müller. "Ideen und Strategien wurden abgeblockt und liegen unbearbeitet auf den Schreibtischen bei der Geschäftsführung", sagt Elmar Gierenz vom Förderverein. "Es wurde mit der Holzhammer-Methode gearbeitet", wirft Patientenfürsprecher Gerhard Mittler den Trägern vor.

Nun ist den Bürgern und den Politikern der Stichtag für die Schließung des stationären Bereichs am 30. Juni zu kurzfristig. Es ist ein dringender und einheitlicher Appell aus allen Reihen: "Lassen Sie den Termin fallen!". Und das ist nicht nur ein Anliegen der Neuerburger, sondern vieler anderen Menschen der Region, die auch gestern Abend dabei waren, denn schließlich gehe es um die medizinische Versorgung im ländlichen Raum. "Wenn es bei uns brennt, brauchen wir ein Krankenhaus in der Nähe", sagt Inge Dietrich aus Neuerburg. Sie arbeitet in einem Seniorenheim und ist besorgt, dass ohne Krankenhaus Menschenleben auf dem Spiel stehen.

Die Träger machen in diesem Fall Hoffnung: "Wenn in den nächsten Treffen und Gesprächen erfolgsversprechende Konzepte erarbeitet werden, dann können wir den Termin noch um einige Wochen verschieben", sagt Günter Merschbächer. Der Förderverein hat zusammen mit den Mitarbeitern des Krankenhauses schon Ideen zusammengestellt, die den Erhalt des Krankenhauses auch ohne Weaning-Station, wo künstlich beatmete Patienten wieder an das Atmen gewöhnt werden, sichern könnten. Zum Beispiel durch die Einrichtung eines Schlaflabors oder einer psychosomatischen Belegabteilung. Die Weaning-Station soll nach den Plänen der Geschäftsführung nach Bitburg umziehen. "Doch in der Pflicht stehen nicht nur die Träger, sondern auch die Politik und die Krankenkassen", sagt Anna Kling. Deswegen soll nun auch der Kontakt nach Mainz und Berlin gesucht werden. "Es sind große Schrauben, an denen gedreht wird". Und das wird gemacht, denn wie Mittler sagt: "Aufgeben werden wir nicht, Neuerburger sind daran gewöhnt, zu kämpfen."

Für Fragen und Anregungen zum Erhalt des Neuerburger Krankenhauses, die in die nächste Diskussionsrunde in vier bis sechs Wochen einfließen, hat die Stadt Neuerburg eine zentrale E-Mail-Adresse eingerichtet: gesundheit@neuerburg-eifel.de

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