1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Region Schongau

Unzufriedene Patienten und Defizite bei der Sauberkeit

KommentareDrucken

Das Krankenhaus in Schongau.
Eines von mehreren Sorgenkindern: Das Krankenhaus in Schongau. foto (Archiv): herold © Hans-Helmut Herold/Archiv

Weilheim-Schongau - Eine geheime Studie zur Situation der Krankenhaus GmbH enthält zahlreiche unangenehme Wahrheiten. Von unzufriedenen Patienten und Defiziten bei der Sauberkeit ist dort die Rede.

Die Pressemitteilung klang optimistisch: Alle drei Krankenhausstandorte im Landkreis sollen bleiben, das medizinische Angebot ausgeweitet werden; so schlägt es die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft „PricewaterhauseCoopers“ (PwC) in ihrem „Gutachten zur betriebswirtschaftlichen Sanierung“ der Krankenhaus GmbH vor. So weit, so gut. Doch das geheime 123-Seiten-Papier, das der Redaktion vorliegt, enthält aber auch einige unangenehme Wahrheiten: Probleme mit der Sauberkeit in den Häusern in Schongau und Weilheim, eine geringere Patientenzufriedenheit als bei der umliegenden Konkurrenz, zu geringe Marktanteile, Transparenzdefizite in der Führungsebene und gleiche Abteilungen sowohl in Schongau als auch in Weilheim sind nur einige der kritisierten Punkte.

Das Unternehmen schlägt unter anderem vor, die Verwaltung „zu professionalisieren“, das OP-Managment zu optimieren, fremdvergebene Leistungen stärker zu überwachen und den Personalbedarf exakt zu berechnen. Damit und einer Vielzahl weiterer Maßnahmen sei es möglich, rund sieben Millionen Euro einzusparen, das ist in etwa die Höhe des zu erwartenden Defizits in den nächsten Jahren. Nachfolgend die Analyse der aktuellen Situation der GmbH.

Die finanzielle Lage

Seit 2006 hat die GmbH ein Minus von über 40 Millionen Euro angehäuft, das der Landkreis übernehmen muss. Der wiederum holt sich das Geld über die Kreisumlage von den 34 Städten und Gemeinden, andere Einnahmemöglichkeiten wie eigene Steuern hat er nicht. Entgegen der Ankündigung der damaligen Geschäftsführerin brachte auch der Verkauf der Klinik Penzberg keine Verbesserung - im Gegenteil: Das Minus kletterte 2012 auf ein Rekordniveau von rund sechs Millionen Euro. 2013 dürfte das Defizit auf 6,5 Millionen Euro angestiegen sein.

Die Konkurrenz

Im Gutachten klingt mehrfach an, dass die umliegenden Häuser einen weit besseren Ruf genießen: Zu den Hauptkonkurrenten zählen laut Studie unter anderem Penzberg, Tutzing, Starnberg, Landsberg, Murnau, Bad Tölz, Kaufbeuren und Garmisch-Partenkirchen. Deshalb nutzen auch viele Landkreis-Bürger deren Angebote - das geht zu Lasten der Kreiskliniken.

Patienten-Meinung

Ein zentraler Punkt: Demnach sind die Patienten in den drei Landkreishäusern „mit der pflegerischen Betreuung weit weniger zufrieden als bei den sieben Hauptbewerbern“, schreiben die Autoren, die die GmbH rund zwei Monate unter die Lupe genommen haben. „In beiden Häusern (gemeint sind Schongau und Weilheim) besteht Handlungsbedarf beim Thema ,Sauberkeit’.“ In Schongau gebe es Mängel bei Aufnahme- und Entlassmanagement. Aber es gibt auch Positives zu vermelden: Gute Werte bei den Patienten erzielen die Küche in Schongau und die Patientenaufnahme in Weilheim.

Das Einzugsgebiet

Im Gegensatz zur Konkurrenz gelingt es der GmbH kaum, Patienten von auswärts zu gewinnen. Einzig Schongau hat dank der Anbindung an die B 17 eine nennenswerte Zahl von Patienten aus dem Landkreis Landsberg (knapp zehn Prozent). Weilheim schafft es trotz der Nähe zum Landkreis Starnberg kaum, Patienten von dort zu bekommen (Anteil: 2,7 Prozent). Peißenberg hat so gut wie keine Patienten von außerhalb des Landkreises. Gleichzeitig, so die Studie, ist der Marktanteil der GmbH im Landkreis selbst mit 42 Prozent „deutlich zu niedrig“. Ein Grund: Mit dem Verkauf von Penzberg hat man sich im Südosten des Landkreises selbst Konkurrenz geschaffen.

Der Case Mix

Ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftlichen Situation eines Krankenhaus ist der so genannte Case Mix (siehe Kasten). Zwischen 2006 und 2010 konnten die GmbH die Fallzahlen (und damit auch die Einnahmen) steigern, seitdem stagniert die Entwicklung insgesamt. Aufwärts geht es seit 2012 wieder mit Schongau - positiv vor allem die „Innere Medizin“. In Weilheim kompensieren Unfall- und Gefäßchirurgie die Rückgänge bei Allgemein- und Viszeralchirurgie (Bauchchirurgie).

Die Abteilungen

Laut PwC läuft die Gefäß- und Wirbelsäulenchirurgie in Schongau gut und kompensiert Rückgänge bei der Allgemein- und Unfallchirurgie. In Weilheim hingegen gibt es keine Abteilung mit positiver CM-Entwicklung. Auch Peißenberg ist rückläufig.

Verweildauer und Entlassmanagement

In den drei Häusern der GmbH ist die Verweildauer der Patienten insgesamt über dem Bundesdurchschnitt. Schongau und Peißenberg liegen darüber, Weilheim deutlich darunter. „Optimierungspotenzial“ besteht beim Entlassmanagement: Fast 60 Prozent aller Patienten werden erst nach 12 Uhr entlassen, das bedeutet, bei hoher Auslastung könnte es Engpässe geben. Außerdem fielen zusätzliche Kosten wie fürs Mittagessen an. Ein weiterer Kritikpunkt: Die GmbH hält auf Kosten einer geringen Auslastung (die liegt bei rund 60 Prozent) Betten vor, die voraussichtlich erst 2030 benötigt werden.

Finanzierungslücke

Innerhalb der GmbH klafft eine erhebliche Lücke zwichen den DRG-Leistungen (siehe Kasten) und den tatsächlichen Einnahmen - nämlich 6,76 Millionen Euro im Jahr 2012, davon in Weilheim allein 3,09 Millionen Euro. Laut PwC erwirtschaftet keine der medizinischen Abteilungen einen Gewinn. Einzig die Finanzspritzen des Landkreises halten den Betrieb aufrecht.

Das Personal

Nach dem Verkauf des Hauses in Penzberg und der Übergabe der Kurzzeitpflege an die Caritas ist der Umsatz weit stärker zurückgegangen als die Personalkosten. Gerade in der Verwaltung sei nicht proportional Personal abgebaut worden. Bei den Fehlzeiten (Krankheit, Urlaub, Fortbildung und Mutterschutz) ist laut Gutachten eine deutliche Zunahme zu verzeichnen: von 2006 bis 2012 um fast ein Viertel.

Der Krankenstand hat ebenfalls zugenommen und liegt bei 5,7 Prozent (Bundesdurchschnitt 4,7 Prozent). Die Gehaltskosten liegt bei rund 60 000 Euro pro Jahr und Mitarbeiter: In der Zentralverwaltung sind es 80 000 Euro.

Auch interessant

Kommentare