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Ökonomische Aspekte der ländlichen Notfallversorgung

Economic aspects of rural emergency care services

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Notfall + Rettungsmedizin Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Hintergrund

Im Bereich der Krankenhausversorgung ist neben den allgemeinen Entwicklungen wie dem demographischen Wandel oder der Binnenmigration zusätzlich ein erheblicher Strukturwandel zu beobachten. Für die Versorgung der Bevölkerung ist es im Notfall wichtig, dass schnell eine bedarfsgerechte und hochqualitative Versorgung zur Verfügung steht. Hierfür müssen Infrastruktureinrichtungen bereitgestellt werden. Für viele ländliche Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung kommt es schon heute zu einem Auseinanderklaffen von staatlich vorgegebenem Versorgungsauftrag für die Notfallversorgung und den Anforderungen, die sowohl von den Patienten als auch von einweisenden (Not-)Ärzten gestellt werden.

Material und Methode

Selektive Recherche und Auswertung der aktuellen Literatur.

Ergebnisse

Die Patienten erwarten von der Notfallversorgung durch Krankenhäuser strikte Orientierung am Versorgungsbedarf, Erreichbarkeit und zeitnahe Durchführung sowie Transparenz als Voraussetzung für die Akzeptanz und Effizienz der Mittelverwendung. An der Versorgung im medizinischen Notfall sind zahlreiche Institutionen beteiligt. Sie basiert auf drei Säulen: der ambulanten Therapie, dem Rettungswesen und der Notfallaufnahme am Krankenhaus. Lösungsansätze zur Verbesserung umfassen die Zentralisierung der Notfallversorgung in den Notaufnahmen der Krankenhäuser, die Festlegung der bedarfsnotwendigen Krankenhäuser und der relevanten Leistungen, die Festlegung der Qualitätsanforderungen und die Sicherung der Finanzierung.

Schlussfogerung

Das im Status Quo vorherrschende „Drei-Säulen-Modell“ wird in seiner jetzigen Form langfristig weder bedarfsgerecht noch finanzierbar sein. Vielmehr erscheint es sinnvoll, die ambulanten und v. a. stationären Strukturen an den zukünftigen Bedarf anzupassen und zu zentralisieren.

Abstract

Background

In the hospital care sector, substantial structural changes can be observed in addition to the general developments, such as demographic changes and internal migration. For the healthcare treatment of the population it is important that a needs-oriented and high quality treatment is rapidly made available in emergency situations. Therefore, the infrastructural facilities must be held at continuous disposal for emergencies. In many basic and regular care hospitals in rural areas there is already a disparity between the national regulations on supply of care for all emergency situations and the requirements placed by the patients as well as the referring (emergency) physicians.

Material and methods

This study involved a selective search and evaluation of currently available literature.

Results

From the emergency care services of hospitals, patients expect a strict orientation on the treatment needs, accessibility and timely treatment, transparency as a prerequisite for acceptance and efficient use of resources. Many institutions are involved in the treatment in medical emergencies which is based on three pillars: outpatient therapy, rescue services and emergency departments in hospitals. Solution approaches for improvements include centralization of emergency care in the emergency admission of hospitals, identification of necessary hospitals and the relevant performance, definition of quality requirements and guaranteed financial support.

Conclusion

The currently used three-pillars model will in the long-term neither be able to cope with the needs nor can it be financed. It would seem to make much more sense to adjust the outpatient and especially inpatient structures to the future needs and to centralize the structure.

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Abb. 1

Notes

  1. Die Ergebnisse Sonderanalyse des Krankenhaus Ratingreports 2013 vom Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e. V., an der die Autoren Beivers Dodt beteiligt waren, wird im Folgenden in Auszügen vorgestellt (s. auch [3, 5]), ebenso wie die Analyse „Notfallversorgung: Kompetenzen bündeln“ von Lindl u. Beivers 2013 [22].

  2. Elektive Patienten waren oftmals vorher bereits als „Notfall“ im selben Krankenhaus.

  3. Zur gesetzliche Regelung zum Abschlag bei Nichtteilnahme an der Notfallversorgung s. § 17b Abs. 1 Satz 4 KHG i. V. m. § 4 Abs. 6 KHEntgG. In diesem Zusammenhang ist jedoch anzumerken, dass es sich bei dem Abschlag eigentlich nicht um Notfallversorgung, sondern um eine 24-stündige Aufnahmebereitschaft geht, die hingegen für den Gesetzgeber aber eine Notfallversorgung impliziert.

  4. § 3 Absatz 4 des Hessischen Rettungsdienstgesetzes (HRDG).

  5. In Hessen z. B. sind zwar besondere Qualifikationsanforderungen an das Personal in Notaufnahmen aus der Krankenhausrahmenplanung und dem Rettungsdienstgesetz ableitbar. Dies ist jedoch in Deutschland eine Ausnahme mit Vorgaben, die zu wenig konkret sind [25].

  6. Vorgaben des Fachprogramms gelten insbesondere für Krankenhäuser der Grundversorgung. Von Krankenhäusern der Schwerpunkt- und Maximalversorgung ist i. d. R. von der Erfüllung des Fachprogramms auszugehen.

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Interessenkonflikt. A. Beivers und C. Dodt geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.

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Beivers, A., Dodt, C. Ökonomische Aspekte der ländlichen Notfallversorgung. Notfall Rettungsmed 17, 190–198 (2014). https://doi.org/10.1007/s10049-013-1787-6

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