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Frauen weiterhin mit erhöhter In-Hospital Sterblichkeit bei Akutem Myokardinfarkt

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Dr. Eva Freisinger, Münster

Bereits in früheren Studien konnte gezeigt werden, dass Frauen nach einem akuten Myokardinfarkt ein höheres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und eine insgesamt ungünstiger Prognose aufwiesen als Männer. Hierzu tragen nach dem derzeitigen Wissensstand eine – im Vergleich zu Männern – vermehrt atypische klinische Symptomatik, ein zeitlich verzögerter Diagnostik- und Therapiebeginn sowie ein geringerer Einsatz invasiver Maßnahmen bei. Der demographische Wandel mit einer Verschiebung der Altersstruktur der Patientinnen gegenüber den im Schnitt jüngeren männlichen Patienten trägt zusätzlich zu der schlechteren Prognose von Frauen nach akutem Myokardinfarkt bei.

 Ziel dieser Studie war es, den derzeitigen Einfluss des weiblichen Geschlechts auf das Behandlungsergebnis bei akutem Myokardinfarkt in einem „reale-Welt“ Szenario anhand der stationären Behandlungen aus ganz Deutschland zu untersuchen. Hierzu wurden die DRG-basierten Daten aller stationären Fälle in Deutschland in den Jahren 2005, 2007 und 2009 vom statistischen Bundesamt zur weiteren Analyse zur Verfügung gestellt. Alle Patientenfälle, welche mit einem akuten Myokardinfarkt (STEMI; NSTEMI) als Erstdiagnose belegt waren, wurden hinsichtlich geschlechtsbezogener Unterschiede in Risikokonstellation, der Häufigkeit des Auftretens eines akuten Myokardinfarktes, therapeutischer Anwendungen und In-Hospital Sterblichkeit untersucht. 

Insgesamt wurden so 619.272 Patientenfälle ausgewertet, davon 390.851 (63,1%) männlichen und 228.421 (36,9%) weiblichen Geschlechts. Auch wenn insgesamt eine Abnahme der ST-Hebungsinfarkte bei Männern als auch Frauen verzeichnet werden konnte, so fand sich doch ein bemerkenswerter Anstieg bei den weiblichen Patientenfällen im Alter unter 60 Jahren (+23,5% vs. +9,3% bei Männern). Die unadjustierten Daten zeigen zudem einen durchweg geringeren Einsatz invasiver Diagnostik und Therapie im Vergleich zu Männern. So erhielten im Jahr 2009 Frauen mit STEMI 14% seltener eine Koronarangiographie, wurden 17% seltener koronar interveniert und 33% weniger Bypass-operiert als männliche Patienten. Es zeigte sich eine erhöhte In-Hospital Sterblichkeit bei Frauen mit ST-Hebungsinfarkt (STEMI: 16,9% weiblich vs. 9,9% männlich) und Nicht-Hebungsinfarkt (NSTEMI: 11,7% weiblich vs. 8,7% männlich; p <0.0001; Daten 2009). Damit liegen diese realitätsabbildenden Sterblichkeitszahlen deutlich höher als bisher angenommene Schätzungen anhand von Daten randomisierter kontrollierter Studien. 

Zusammenfassend betrachtet belegen die DRG-basierten Daten eine weiterhin deutlich schlechtere Prognose bei Patientinnen mit akutem Myokardinfarkt. Dies mag z.T. auch auf die – zumindest in den unadjustierten Daten – seltenere Verwendung von Standardtherapien wie Koronarangiographie und -intervention zurückzuführen sein. Weitere Studien sind dringend notwendig, um die dieser besorgniserregenden Entwicklung zu Grunde liegenden Ursachen besser zu verstehen sowie Leitlinien und Empfehlungen zur Prävention und Therapie des aktuten Myokardinfarktes auf die besonderen Gegebenheiten weiblicher Patienten anzupassen.

 Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 8500 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org