KSBL
Neuer Spital-Präsident spürt bereits vor Amtsantritt Gegenwind

Der angehende Verwaltungsratspräsident des Kantonsspitals Baselland Werner Widmer will kaum Spezialisierungen und stützt den Status quo. Dies stösst auf Widerstand bei dem Grünen-Fraktionschef Klaus Kirchmayr.

Michael Nittnaus
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Werner Widmer möchte vorderhand keine strategische Revolution. Doch damit eckt er an. Jiri Reiner

Werner Widmer möchte vorderhand keine strategische Revolution. Doch damit eckt er an. Jiri Reiner

Noch ist er nicht im Amt. Doch Werner Widmers Vorstellungen zur Zukunft des Kantonsspitals Baselland (KSBL) stossen bereits auf Kritik. Wenn der 61-jährige Ökonom aus Zürich am 1. Mai den Posten des Verwaltungsratspräsidenten übernimmt, will er in erster Linie die Eignerstrategie des Kantons umsetzen. «Wer nicht damit einverstanden ist, passt wohl besser woanders hin», wählte Widmer vergangene Woche im Interview mit der bz deutliche Worte.

Eignerstrategie «existiert nicht»

Das Problem: Die aktuelle Eignerstrategie ist stark umstritten. Widmer versteht darunter den Auftrag, die Patientenzahlen zu steigern, die Spitäler günstiger zu machen und vor allem an allen drei Standorten Liestal, Bruderholz und Laufen festzuhalten.

«Ich bin besorgt, wenn Herr Widmer das Gefühl hat, er würde damit die Eignerstrategie umsetzen», sagt Grünen-Fraktionschef Klaus Kirchmayr. Das Parlament habe schliesslich von der Regierung eine komplette Überarbeitung mehrfach verlangt. «Zurzeit existiert damit gar keine Eignerstrategie. Hier muss Gesundheitsdirektor Thomas Weber endlich liefern.» Die Verantwortung liege bei der Regierung. Den angehenden VR-Präsidenten nimmt Kirchmayr dennoch in Schutz. «Er hat sicher einen schwierigen Job.»

Doch Widmer eckt noch mit einer weiteren Aussage im bz-Interview an: «Der Umbau zu Spezialkliniken macht keinen Sinn. Denn in der Altersklasse 65+, um die sich zukünftig der Markt dreht, haben die Menschen oft mehrere Krankheiten. Eine zu starke Spezialisierung läuft der ganzheitlichen Behandlung zuwider.»

Für Kirchmayr ist dies ein Plädoyer für Universalspitäler. Dabei ist für ihn klar: «Davon brauchen wir in Baselland höchstens eines und in der ganzen Region Basel maximal zwei.» Er verweist darauf, dass sich Liestal als erfolgreichster Standort des KSBL stark über die orthopädische Spezialmedizin finanziere. Ohne Spezialisierungen gehe es nicht. Kirchmayr: «Den ökonomischen und personellen Realitäten wird sich auch Herr Widmer nicht entziehen können.»

Patienten sollen Standorte wählen

Etwas mehr Unterstützung erhält Widmer von Felix Schneuwly. Der Gesundheitsexperte des Vergleichsdienstes Comparis hält fest: «Seine Analyse, dass wir in Zukunft mehr chronisch polymorbide Patienten haben, stimmt.» Dafür brauche es tatsächlich keine spezialisierte Spitzenmedizin.

Allerdings greife Widmers Schlussfolgerung zu kurz: «Gerade die Grundversorgung kann je länger je mehr auch von ambulanten hausärztlichen Gemeinschaftspraxen abgedeckt werden. Da müssen sich die Spitäler fragen, ob sie das Angebot noch aufrechterhalten können.»

Und bei verbreiteten Eingriffen wie Hüftgelenk- oder Gallen-Operationen seien wiederum hohe Fallzahlen wichtig. Das spreche für Spezialisierungen. Auch der technologische Fortschritt in der Medizin führe automatisch dazu, dass nicht alle alles anbieten könnten.

Zentral ist für Schneuwly aber etwas anderes: «Die Spitalplanung muss sich nach den Bedürfnissen der Patienten richten – unabhängig der Kantonsgrenzen.» Das fixe Festhalten an den drei Standorten des KSBL mit Grundversorgung laufe dem zuwider.

Diese Haltung entspricht ganz dem Gusto Kirchmayrs. «Wenn Widmer seine Aufgabe ernst nimmt, muss er die Regierung als Eigner auffordern, ihm mehr unternehmerische Freiheiten zu geben – etwa bei Standortfragen und Partnerschaften.» Auch Schneuwly plädiert für möglichst viel Handlungsspielraum. «Wenn die Politik zu stark dreinredet, ist das Gift für die Spitäler, die sich auf dem Markt behaupten müssen.» Hier vertraut er auf die Fähigkeiten Widmers: «In Sachen Effizienz ist er ein Crack.»