Zürcher Ärzte suchen Gegenmittel

2011 haben die Kaderärzte in Zürcher Spitälern mittels Manifest bürokratische Auswüchse öffentlich kritisiert. Nun haben sich vier zentrale Akteure auf Lösungssuche begeben.

Reto Scherrer
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Die Spitäler Triemli, Waid und Limmattal suchen Wege, um den bürokratischen Aufwand in der Medizin zu verringern. (Bild: Steffen Schmidt / Keystone)

Die Spitäler Triemli, Waid und Limmattal suchen Wege, um den bürokratischen Aufwand in der Medizin zu verringern. (Bild: Steffen Schmidt / Keystone)

Nicht erst seit der Veröffentlichung eines entsprechenden Manifests ärgert sich ein grosser Teil der Ärzteschaft über die Ausmasse, welche die Bürokratie in ihrem Bereich angenommen hat. Der «Zürcher Kreis für fortschrittliches Spitalmanagement» präsentierte Ende 2011 sein Manifest «Medizin gegen Spitalbürokratie», in dem die deutliche Zunahme der Belastung durch administrative Tätigkeiten angeprangert wurde. Nun haben sich vier Direktbetroffene auf die Suche nach praktikablen Lösungen gemacht.

Im selbsternannten «Bündnis für Bürokratieabbau» vereinigen sich drei Spitäler (Limmattal, Triemli und Waid) sowie eine Krankenkasse (Sanitas). Gemeinsam wollten sie eine der administrativ aufwendigen Schnittstellen – eben jene zwischen Spital und Versicherung – auf Möglichkeiten zur Vereinfachung der Abläufe hin untersuchen.

Während der letzten zweieinhalb Jahre hätten so zunächst «die Bürokratie-Haupttreiber» identifiziert werden können, erklärt Basil Caduff, der im Bündnis als Vertreter des Limmattalspitals mitwirkt. Relativ rasch hätten sich dabei zwei Problemfelder gezeigt: Einerseits sei tatsächlich viel unnötiger administrativer Aufwand, zum Beispiel bei Kostengutsprachen für Spitaleintritte, zu finden gewesen. Anderseits habe eine eigentliche Kultur des Misstrauens zwischen den zwei Seiten geherrscht.

Sanjay Singh, der das Projekt vonseiten der Versicherung leitet, betont, dass es wichtig gewesen sei, vor dem eigentlichen Abbau von administrativen Aufgaben das gegenseitige Misstrauen abzubauen. Erst in einem nächsten Schritt sei es sinnvoll gewesen, eigentliche «Abbauprojekte» in Angriff zu nehmen. Hierbei nennt er stillschweigende Kostengutsprachen bei Spitaleintritt sowie Vereinfachungen bei der Überweisung von Patienten in eine Rehabilitationsklinik als Beispiele für konkrete Massnahmen. Zudem sei es für den gegenseitigen Austausch wichtig gewesen, dass die vier Beteiligten Ansprech- und Schlüsselpersonen definiert hätten.

Die Arbeit des Bündnisses hat Singh zur Überzeugung gelangen lassen, dass sich der bürokratische Aufwand «nicht durch kurzfristige Schnellschüsse vermindern lässt, sondern mit dem Abbau von Misstrauen beginnt». Das soll nun auch andernorts geschehen. Laut Basil Caduff wollen die drei involvierten Spitäler nun versuchen, in einer nächsten Phase mehr Krankenkassen einzubinden; dazu seien Vorgespräche im Gang. Sinnvoll wäre seiner Ansicht nach, wenn sich möglichst viele dem Bündnis anschliessen, damit alle die gleichen Schritte zur Vereinfachung der Abläufe unternehmen – und nicht jeder einen andern. Erst wenn mehr Versicherer beteiligt sind, sollen auch zusätzliche Zürcher Spitäler angefragt werden.

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