Nach dem Kreistagsbeschluss hält der Geschäftsführer ein Engagement am Engelberg für unmöglich. Das Spitzengespräch mit OB und Landrat bleibt ohne Annäherung. Um den Chefarztposten in der Gastroenterologie gibt es ein langes Tauziehen.

Leonberg - Das Thema Robert-Bosch-Krankenhaus hat sich für Leonberg vorerst erledigt. „Der Beschluss des Kreistages spricht eine klare Sprache“, erklärte Ullrich Hipp, der Geschäftsführer der Bosch-Kliniken, im Gespräch mit unserer Zeitung. „70 Prozent der Kreistagsmitglieder sind für einen Verbleib aller Krankenhäuser in kommunaler Hand. Diese Entscheidung ist zu respektieren.“

 

Enttäuscht ist der Chef der stiftungsgeführten Klinik, die neben dem Haupthaus auch die Schillerhöhe und das Charlottenhaus in Stuttgart betreibt, nach eigenen Worten nicht: „Wir haben nicht nach einer weiteren Klinik gesucht“, sagte Hipp. „Der Leonberger Oberbürgermeister war auf uns zugekommen.“

Dass sein Haus von vielen Kreispolitikern und der Gewerkschaft Verdi aber auf eine Stufe mit gewinnorientierten Privatkliniken gestellt wurde, ärgert den Krankenhausmanager schon: „Offensichtlich will eine Mehrheit keinen privaten, aber auch keinen gemeinnützigen Träger.“ Wie berichtet, ist das Robert-Bosch-Krankenhaus stiftungsgeführt. „Wir werden die Entwicklung weiter beobachten“, erklärte Hipp. „Aber der Kreistagsbeschluss lässt keinen Raum für andere Überlegungen.“

Vergebliches Werben um Trägerwechsel

Am Morgen hatte noch der Oberbürgermeister beim Landrat für einen möglichen Trägerwechsel geworben. Bernhard Schuler und Roland Bernhard hatten sich gemeinsam mit der Geschäftsführerin des Klinikverbundes Südwest, Elke Frank, zu einem Meinungsaustausch getroffen.

Beide Seiten beschrieben die Gesprächsatmosphäre hernach als „sachlich und offen“. Eine Annäherung hat es aber nicht gegeben. „Bevor wir Stellung nehmen können, muss die Stadt offene Fragen klären“, sagte Bernhard.

Der Landrat hat dafür dem OB einen Fragenkatalog mit elf Punkten vorgelegt. Darin will er unter anderem wissen, wer bei einem Trägerwechsel die laufenden Verluste des Klinikbetriebes übernehmen würde. Könnten die Stadt oder das Robert-Bosch-Krankenhaus sämtliche Mitarbeiter übernehmen? Außerdem will Bernhard wissen, wie es ein neuer Träger mit der Bezahlung der Belegschaft hält. Im Klinikverbund gilt der Tarif.

Wie die Dinge liegen, muss sich Bernhard Schuler um diese Fragen bis auf Weiteres keinen Kopf mehr machen. „Das Robert-Bosch-Krankenhaus wäre ein Premiumpartner gewesen“, erklärte der OB gestern auf Nachfrage. „Angesichts der Beschlusslage im Kreistag kann ich die Haltung der Geschäftsführung aber verstehen. Wir werden weiterhin für Verbesserungen im Krankenhaus kämpfen.“

Der Landrat sieht ohnehin keinen Anlass für einen Trägerwechsel. „Mit dem vom Kreistag beschlossenen Medizinkonzept machen wir ein nachhaltiges und belastbares Angebot für ein starkes Leonberger Krankenhaus“, erklärte Roland Bernhard. „Mit der vorgesehenen breiten Notfall- und Basisversorgung werden weiterhin vier von fünf Patienten in Leonberg behandelt werden können.“

Frank: Viele Anregungen und Wünsche berücksichtigt

Die Kritik , dass das umstrittene Teamplan-Gutachten nun eins zu eins in Leonberg umgesetzt werde, kann die Geschäftsführerin des Klinikverbundes nicht nachvollziehen. „Wir haben schon viele Anregungen und Wünsche ins Medizinkonzept übertragen, zum Beispiel beim Thema Chefärzte“, versichert Elke Frank. „Gerne können wir mit der Stadt über weitere Ideen sprechen, die wir innerhalb des Medizinkonzepts umsetzen können.“ Innerhalb „des vorgegebenen Rahmens“ könnten sich in jedem Haus „Profilierungen entwickeln“.

Ein wesentlicher Prüfstein ist für die hiesigen Mediziner die Position des Chefarztes in der Gastroenterologie. Bis in den Abend wurde gestern im Aufsichtsrat diskutiert, ob der Posten des scheidenden Chefarztes Wolfgang Heinz wieder besetzt werden soll. Der angesehene Klinikleiter hatte Anfang des Jahres gekündigt und wird Leonberg Ende Juni verlassen.

Elke Frank hatte am Vorabend bei einem Treffen mit den niedergelassenen Ärzten (siehe Artikel unten) erklärt, dass das ebenfalls von Heinz geleitete Darmzentrum bestehen bleiben soll. Eine Äußerung zur Chefarztfrage hatte sie mit Verweis auf das anstehende Votum des Aufsichtsrates abgelehnt, in dem sie kein Stimmrecht habe. Erst auf hartnäckiges Nachfragen einiger Ärzte, hatte die Geschäftsführerin erklärt, dass sie dem Gremium nur noch einen Chefarzt für eine gemeinsame Innere Abteilung mit Gastroenterologie und Kardiologie vorschlagen werde.

Auf die Kritik, dass dies nicht funktionieren werde, verwies Frank auf das Krankenhaus in Lörrach, wo sechs Abteilungen von einem Chefarzt geleitet würden. „Ich möchte einen Kopf für die Gastroenterologie, der die fachliche Verantwortung hat“, erklärte Frank. Dies müsse nicht zwangsläufig ein Chefarzt sein. „Sind nur Chefärzte Leistungsträger?“

Bis Redaktionsschluss war gestern Abend noch unklar, ob die Position von Wolfgang Heinz besetzt wird, oder nur noch ein Chefarzt bleibt.