1. Lokalnachrichten
  2. Bielefeld
  3. Mitte
  4. Neue Klinik als Geheimsache

Bielefeld

Neue Klinik als Geheimsache

Neubau für Privatpatienten auf dem Bunker am Klinikum Mitte / Stadt beteiligt

08.05.2014 | 08.05.2014, 00:13
Unten links auf dem Bunker soll ab Herbst die Klinik für Privatpatienten entstehen - oben rechts im Bereich des langgezogenen Gebäudes soll bis 2016 ein Neubau für die zentrale Not- und die Intensivaufnahme sowie für Herzkatheterlabore entstehen. - © FOTO: ANDREAS ZOBE
Unten links auf dem Bunker soll ab Herbst die Klinik für Privatpatienten entstehen - oben rechts im Bereich des langgezogenen Gebäudes soll bis 2016 ein Neubau für die zentrale Not- und die Intensivaufnahme sowie für Herzkatheterlabore entstehen. | © FOTO: ANDREAS ZOBE

Bielefeld. Neue Klinik geplant: Direkt neben dem Klinikum Mitte ist auf einem alten Bunker an der Oelmühlenstraße der Bau eines neuen Ärztehauses mit angeschlossener Privatklinik geplant. Den medizinischen Schwerpunkt sollen nach NW-Informationen eine Dialyse-Station sowie eine urologische und radiologische Praxis bilden. Gemeinsam wollen Klinikum Mitte und die Alta-Klinik von Dr. Agron Lumiani aus Gütersloh die Klinik betreiben.

Wem der Name Lumiani bekannt vorkommt: Es gibt mehrere Verbindungen zu Bielefeld. Lumiani betrieb im Haus an der Alfred-Bozi-Straße 3 (heute Diranuk) bereits einmal eine Klinik in Bielefeld – und eine seiner sechs Töchter, Narcisa, heiratete am 11. Oktober 2008 Ferdinand Oetker "unter einem Regen aus Rosenblättern im Museum Huelsmann", wie die NW damals berichtete. Auch lebt die Familie Lumiani in Bielefeld: im Johannistal.

Information

So viel kostet es an der Alta-Klinik

Ein Auszug aus dem Kostenkatalog der Gütersloher:

Kernspin-Untersuchung der Prostata: 860 Euro

Kernspin-gesteuerte Entnahme von Gewebe aus der Prostata: 1.500 bis 2.250 Euro

Vorsorge: Tumor und Veränderungsdiagnostik im Körper: 1.200 Euro

Röntgen; Ganzkörperuntersuchung: 1.200 Euro.

Vorgesehen ist nun, dass sich die Städtischen Kliniken mit 51 Prozent an dem Projekt beteiligen – mit dem Ziel, Gewinne zu erzielen, die zur Finanzierung des unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen arbeitenden Klinikums beitragen sollen. Das ist aus Kreisen der Klinik zu hören. Aus dem Aufsichtsrat hingegen dringt nach einer Sondersitzung wenig nach außen. Karin Schrader: "Das Thema wird im Rat nicht-öffentlich behandelt und nach der Sitzung am Donnerstag will das Klinikum öffentlich Stellung beziehen."

Ein Thema hinter verschlossenen Türen – bis es dann Donnerstag öffentlich werden soll. Beraten wird im Rat darüber, ob sich die Kliniken an der Gründung einer Gesellschaft zum Betrieb des viergeschossigen Ärztehauses, in dem auch knapp über 20 Betten ausschließlich für Privatpatienten vorgesehen sind, beteiligen soll. Eine Dialysepraxis ist angedacht, dazu eine Arztpraxis für Gynäkologie und Reproduktionsmedizin sowie die Privatpraxis für Urologie mit stationärem Angebot.

Agron Lumiani in seinem Unternehmen in Gütersloh. - © FOTO: RAIMUND VORNBÄUMEN
Agron Lumiani in seinem Unternehmen in Gütersloh. | © FOTO: RAIMUND VORNBÄUMEN

Partner wäre die Alta-Klinik, deren Geschäftsleiterin Teuta Pannhorst keine Auskünfte geben will. "Ich weiß leider nichts über diesen Vorgang – und mein Vater ist im Urlaub und nicht zu erreichen." Teuta Pannhorst ist, wie Narcisa Lumiani (heute Oetker) Tochter von Agron Lumiani. Gemeinsam führen Vater und Tochter die private Alta-Klinik auf dem Vossen-Gelände in Gütersloh. Dort werden auch neue Verfahren zur Behandlung und Diagnose von Prostata-Krebs angeboten. Unter anderem diese Verfahren sollen zur Ausweitung des medizinischen Behandlungsangebotes in Bielefeld beitragen, ist aus Klinikkreisen zu hören. Es soll sich um ein Verfahren handeln, dass bisher nicht in Bielefeld angeboten wird.

Das Klinikum Mitte teilt dann am Abend mit, "dass die medizinischen Leistungen des Ärztehauses teilweise eng an das Klinikum gekoppelt werden". Baubeginn solle zwischen Juli und September sein. Geschäftsführer Michael Ackermann: "Ziel unserer Unternehmensstrategie ist der weitere Ausbau einer hochwertigen, integrierten, effizienten Versorgungsstruktur innerhalb der Kliniken sowie die Anbindung weiterer Gesundheitsdienstleister durch externe Vernetzung."

Die Partei Die Linke kritisiert bereits vor der Ratssitzung die geplante Beteiligung der Stadt an einer Klinik für Privatpatienten. Das sei keine Aufgabe der öffentlichen Daseinsfürsorge, argumentiert die Linke. Fraktionsvorsitzende und Oberbürgermeisterkandidatin Barbara Schmidt: "Es kann nicht sein, dass die Stadt Betreiberin einer Privatklinik wird."