Im Kreis Böblingen gibt es Streit darüber, welche Funktion das Krankenhaus Leonberg für seine Umgebung hat Foto: Peter Petsch

Der Landkreistag fordert eine Planung für alle Standorte in Baden-Württemberg. Außerdem kritisiert er, dass das Land bei Bund-Länder-Kommission für Krankenhausreform nicht vertreten.

Der Landkreistag fordert eine Planung für alle Standorte in Baden-Württemberg. Außerdem kritisiert er, dass das Land bei Bund-Länder-Kommission für Krankenhausreform nicht vertreten.

Stuttgart - In der Diskussion um die Finanzierung der Krankenhauslandschaft hat ein Experte des Landkreistags Baden-Württemberg am Freitag die Darstellung des Klinischen Direktors des Klinikums Stuttgart zurückgewiesen.

Professor Jürgen Graf hatte im Redaktionsbesuch unserer Zeitung am Donnerstag gefordert, dass sich der Bau von Krankenhäusern am Bedarf der Bürger orientieren solle und „nicht daran, welcher Landrat sich ein Krankenhaus wünscht“. Der 44-Jährige, der seit Anfang des Jahres den Stuttgarter Maximalversorger führt, wünschte sich eine Krankenhausplanung am besten auf Bundesebene.

Der Krankenhausexperte des Landkreistags nannte die Bemerkung Grafs am Freitag „Polemik“. Alexis von Komorowski sagte unserer Zeitung, dass es bei der Diskussion um Standorte stets um die Sache gehe: „Die Kommunen und Kreise versuchen, die Strukturen an die schwierigen Gegebenheiten anzupassen.“

Dabei wünschten sich die Landkreise eine aktivere Rolle der Landesregierung: „Wir wollen eine Krankenhausplanung durch das Land.“ Mit klaren Vorgaben, welche Häuser auf welcher Versorgungsstufe notwendig sind. Der Koalitionsvertrag von Grün-Rot habe den Landkreisen entsprechende Hoffnungen gemacht, die seit 2011 aber nicht eingelöst wurden. Als Träger der Krankenhäuser seien die Kreise gleichwohl die richtige Ebene.

„Wir fühlen uns mit der Strukturkrise allein gelassen“, sagte von Komorowski weiter. Das betreffe das Thema der Investitionen, wo Grün-Rot zwar auf rund 400 Millionen Euro jährlich aufgestockt habe, was aber längst nicht genug sei. Das betreffe die Fallpauschalen, die insbesondere für Leistungen der Grundversorgung alles andere als ausreichend seien. „Uns ärgert schon, dass die Landesregierung uns in Sonntagsreden in unseren Bemühungen bestärkt, uns andererseits aber nicht konkret unterstützt“ – etwa durch eine landesweite Planung.

Ebenso ärgerlich sei, dass Baden-Württemberg nicht in der Bund-Länder-Kommission vertreten ist, die bis Ende des Jahres eine Krankenhausreform vorbereiten soll. Beim Land fühlt man sich von den SPD-geführten Bundesländern gut vertreten. „Aber das sind Länder, die eine ganz andere Struktur haben als wir“, sagte von Komorowski. Wichtig sei, dass Krankenhäuser mit roten Zahlen, die die Bürger jedoch brauchen, gesichert werden. Häuser auf dem flachen Land etwa, weit weg vom Klinikum Stuttgart.