Qualitätsdaten

Sorge vor zu viel Transparenz?

Eine Basis für die künftige Krankenhausplanung sollen Qualitätsdaten werden. Zwar sind Analysedaten wichtig, doch vor zu viel Öffentlichkeit schrecken die Klinikbetreiber zurück.

Von Rebecca Beerheide Veröffentlicht:
Das Klinikum in Offenbach. Was passiert, wenn nicht alle Abteilungen eines Klinikums gut arbeiten?

Das Klinikum in Offenbach. Was passiert, wenn nicht alle Abteilungen eines Klinikums gut arbeiten?

© Dedert / dpa

FRANKFURT/MAIN. Mit der geforderten Transparenz bei der Veröffentlichung von Behandlungsqualität hadern die Vertreter von Krankenhäusern und Qualitätsinstituten in Hessen.

Zwar waren sich die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion auf Einladung der vdek-Landesvertretung einig, dass die Analyse von Qualitätsdaten wichtig sei. "Aber wir haben eine hohe Verantwortung bei der Veröffentlichung von Daten gegenüber Ärzten, Kliniken und den angeschlossenen Einrichtungen", erklärte Dieter Bartsch, Präsident der Hessischen Krankenhausgesellschaft, am Freitag in Frankfurt am Main.

Die Daten müssten "gefiltert, geprüft und bewertet" und dürften nicht bei "interessensgeleiteten Portalen" veröffentlicht werden, so Bartsch weiter. Auch der Vertreter des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen, Dr. Jörg van Essen, plädiert für eine zusätzliche Expertenkommission zur Datenbewertung.

"Wenn diese Daten veröffentlicht werden, dann dürfen keine Verzerrungen auftauchen."

Anlass der Sorge über falsche Rückschlüsse aus Versorgungsdaten ist ein Gutachten des IGES-Institutes in Berlin. Denn der Geschäftsführer des Institutes, Dr. Karsten Neumann, wirbt für indikationsbezogene Qualitätsmessungen und die jeweiligen laienverständlichen Veröffentlichungen.

"Es gibt Kliniken, die erreichen bei einigen Indikationen 100 Prozent, bei anderen sind sie deutlich schlechter", sagte Neumann in Frankfurt.

Landesplanungen harmonisieren

In einem Gutachten seines Institutes wirbt er für den Ausschluss von Leistungen der Abteilungen, die auch zwei Jahre nach der Qualitätsmessung keine verbesserten Ergebnisse liefern.

Solch einer "Bestrafung" stehen die Kassen nicht unaufgeschlossen gegenüber. "Die Unterschiede zwischen den Ländern, was Klinikplanungen angeht, sind oftmals erschreckend. Zwar brauchen wir weiter eine Krankenhausplanung in den Ländern, doch die Planung muss auch im Hinblick auf Qualitätskriterien harmonisiert werden", sagte die vdek-Vorstandsvorsitzende, Ulrike Elsner.

In Hessen sieht sich bei der Versorgungsqualität nicht nur die Krankenhausgesellschaft schon auf einem guten Weg. Auch das Hessische Sozialministerium lobt sich für das neue Krankenhausgesetz, zu dem kürzlich eine Expertenanhörung stattfand.

Das Gesetz sieht vor, die derzeitigen Gesundheitskonferenzen in sektorenübergreifenden Versorgungskonferenzen zu verändern. Außerdem sollen künftig bei der Investitionsförderung Pauschalen an die Häuser gezahlt werden.

"Neben dieser Umstellung wollen wir uns außerdem im Rahmen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Reform der Krankenhausfinanzierung für eine Verbesserung der Investitionsfinanzierung einsetzen", erklärte Wolfgang Dippel, Staatssekretär im Sozialministerium.

Der hessische Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) werde die CDU-geführten Länder in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Klinikreform koordinieren - wie schon 2011 beim Versorgungsstrukturgesetz.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Vergiftetes Lob für Qualität

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