Spitäler testen neue Finanzierungsformen

Für ihre Neubau- und Sanierungsprojekte brauchen Schweizer Spitäler viel Geld. Da bei Krankenkassen und Kantonen kaum Budget zu holen ist, müssen Spitäler sich am Kapitalmarkt umsehen.

Rico Kutscher
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Das Spital in Wetzikon hat für sein Neubau- und Sanierungsprojekt Geld am Kapitalmarkt eingesammelt. (Bild: PD)

Das Spital in Wetzikon hat für sein Neubau- und Sanierungsprojekt Geld am Kapitalmarkt eingesammelt. (Bild: PD)

Schweizer Spitäler brauchen für ihre Neubau- und Sanierungsprojekte viel Geld. Der Kapitalbedarf beträgt gemäss Expertenschätzungen in den kommenden Jahren zwischen 10 Mrd. und 20 Mrd. Fr. Die Krankenhäuser müssen sich aber nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten umsehen, weil einerseits bei den Krankenversicherern über zusätzliche Prämiensteigerungen kaum weiteres Geld zu holen ist und andererseits auch bei den Kantonen, die zum Beispiel durch fehlende Ausschüttungen der Nationalbank selbst unter finanziellem Druck stehen, selten Zusatzbudgets vorhanden sind. Zudem sind mit den Fallpauschalen der neuen Spitalfinanzierung (Swiss-DRG) auch die Investitionskosten abgegolten.

Normale Anleihen

Das Spital Wetzikon ist nun diese Woche alternative Wege bei der Finanzierung gegangen. Es hat für eine neue Bettenstation und die Sanierung seines im Jahr 1977 erbauten Hochhauses eine Anleihe im Volumen von 170 Mio. Fr. (10-jährig, Zinscoupon 1,875%) placiert. Laut Jörg Kündig, Verwaltungsratspräsident der emittierenden GZO AG, stiess der Bond am Schweizer Kapitalmarkt auf reges Interesse, obwohl weder die 13 Trägergemeinden noch der Kanton oder Krankenversicherer sich an den Kosten des Grossprojektes beteiligen oder irgendwelche Garantien abgegeben haben.

Gesundheitsmarkt attraktiv

Diese Kapitalmarktfähigkeit zeigt, dass es mittlerweile möglich ist, Investoren wie private Vermögensverwaltungen, Banken und Versicherungsgesellschaften für die Gesundheitsversorgung in den Kantonen zu gewinnen. Voraussetzung dafür ist, dass die Krankenhäuser ihre Anleger auch regelmässig über die Geschäftsentwicklung informieren. Solche Finanzierungsformen sind aber allein schon daher zu begrüssen, dass privatrechtliche Listenspitäler versuchen, ohne staatliche Hilfe sowie ohne die Prämienzahler auszukommen, und sich einem Markttest unterziehen. Zudem werden damit die unternehmerische Ausrichtung von Krankenhäusern und die Forderung nach einer besseren Wirtschaftlichkeit im Schweizer Gesundheitswesen unterstrichen.