Bernd Neufang (rechts) moderierte die Veranstaltung der Bürgerinitiative Krankenhaus. Foto: Kunert

Versammlung der Bürgerinitiative zeigt: Neubau dürfte wesentlich teurer kommen. 3plus noch nicht beschlossen.

Calw - Deutlich mehr Klarheit in die aktuelle Diskussion um die Zukunft des Krankenhaus-Standortes Calw hat die Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative (BI) Krankenhaus Calw am Freitagabend im Foyer des Maria von Linden-Gymnasiums gebracht. Die wesentlichen neuen Erkenntnisse: Der Beschluss des Calwer Kreistags zum Konzept 3plus war nur ein Prüfungsbeschluss – kein Umsetzungsbeschluss.

Ein Neubau in Calw würde mindestens 60 statt der bislang geplanten 30 Millionen Euro kosten. Eine Weiterführung des Betriebs des aktuellen Calwer Krankenhauses ist ohne größere Probleme – und zu deutlich geringeren Investitionen – möglich.

"30 Millionen für ein Gebäude ohne Einrichtungen"

Knapp 30 Kreistagskandidaten hatten sich auf Einladung der BI den Fragen der reichlich anwesenden Bürger gestellt. Allerdings konzentrierte sich die von Bernd Neufang und Hans Strasser moderierte Diskussion schnell auf jene drei Kandidaten, die in einem Klinik-Neubau die Chance für eine langfristige Sicherung des Krankenhaus-Standortes Calw sehen. Wobei vor allem Christiane Hiller-Schmid als ehemalige Ärztin des Calwer Klinikums, als Kreisrätin und als Mitglied des Aufsichtsrats des Klinikverbunds Südwest sich in der teils emotional aufgeheizten Stimmung in sachlich versierter Form den Kritikern eines Neubaus stellte.

Allerdings war es Hiller-Schmid, die den zuvor von Calws Oberbürgermeister Ralf Eggert vorgetragenen Verdacht bestätigte, ein Neubau würde deutlich teurer. "Die 30 Millionen wären allein für die Gebäude ohne Einrichtungen", stellte Hiller-Schmid klar. Womit die ebenfalls von Eggert genannte Zahl von 60 Millionen Euro, die ein erst kürzlich realisierter Klinik-Neubau vergleichbarer Größe in Crailsheim gekostet hatte, zur neuen "Hausnummer" für den Calwer Neubau avancierte.

Die bisher vor allem als Argument gegen einen Erhalt angeführten erheblichen Investitionen in den Brandschutz des Calwer Krankenhauses würden schwerlich solch gewaltige Kosten-Dimensionen annehmen wie ein Neubau. Allerdings wären sie erheblich, wie Eggert als oberster Brandschutzverantwortlicher des Calwer Klinikums aus der jüngsten Brandschau berichtete. "Im Augenblick ist das Calwer Krankenhaus absolut sicher", so der OB. Allerdings gäbe es beispielsweise für den Bereich der Intensivmedizin keinen zweiten Fluchtweg für "liegende Patienten" – was aber mittelfristig realisiert werden müsste, um im Brandfall auch Intensivpatienten über einen alternativen Weg evakuieren zu können.

Zweite große Baustelle im Bereich des Brandschutzes wären offene Leitungsdurchbrüche vor allem im Keller des bestehenden Klinik-Gebäudes. Die müssten brandsicher verschlossen werden, da solche Mauerdurchbrüche am Flughafen Düsseldorf seinerzeit zur Katastrophe geführt hätten. Insgesamt gäbe es ein ganzes Maßnahmenpaket, das in den nächsten fünf bis zehn Jahren abgearbeitet werden müsste, so Eggert. Mit Investitionen, die deutlich in den zweistelligen Millionen-Bereich gehen würden. Wobei, wie Hiller-Schmid ergänzte, zu diesen Investitionen noch die regelmäßigen rund zwei Millionen Euro kämen, die man sowieso jährlich in den Erhalt und Ausbau einer Klinik-Infrastruktur stecken müsste – wobei sie verschwieg, dass ein Klinik-Neubau später im Regelbetrieb diese regelmäßigen Erhaltungs-Investitionen bräuchte.

So betrachtet geriet aus Calwer Sicht ein Klinik-Neubau zu einem völlig unvernünftigen Investitionsabenteuer, für das es keine Notwendigkeit gibt. Umso mehr, als die Fragestunde auch offenlegte, dass die ebenfalls angestrebte Neuaufteilung der Klinik-Abteilungen zwischen Calw und Nagold für Calw nur erhebliche Versorgungsnachteile ohne echte, sachlich nachvollziehbare Kostenvorteile bringen würde. Wie es in der Versammlung hieß, ist die Klinik zu "65 bis 70 Prozent" ausgelastet, sodass nur wenig bis zur Kostendeckung fehle, die bei 75 Prozent erreicht würde.

Hiller-Schmid stellte fest, dass es noch gar keinen Beschluss des Kreistags zur Umsetzung von 3plus gebe – auch wenn Landrat Helmut Riegger, der sich der Öffentlichkeit in dieser Sache nicht stellen mochte, bisher einen ganz anderen Eindruck zu vermitteln versucht hatte.

"Der entsprechende Beschluss vom Dezember vergangenen Jahres betraf nur einen Prüfungsauftrag für diese Variante", stellte die Ärztin und Kreisrätin zur Verwunderung der Anwesenden klar. Womit sie – sicher ungewollt – der abschließenden Forderung der Bürger eine klare Richtung gab: Der künftige neue Kreistag soll die bisherigen Planungen kippen und sich für den Erhalt und Ausbau des Calwer Krankenhauses einsetzen.

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