Leistungsaufträge
Zürcher Schulthess-Klinik fliegt von Aargauer Spitalliste - Spital Leuggern kämpft

Als einziger bisheriger Leistungserbringer auf der Spitalliste Aargau 2015 erhält die Schulthess-Klinik in Zürich keinen Auftrag mehr. Das Asana-Spital Leuggern droht die grossen Prostata-Operationen ans Gesundheitszentrum Fricktal zu verlieren.

Mathias Küng
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Blick in einen Operationssaal. (Archiv)

Blick in einen Operationssaal. (Archiv)

Keystone

Der Regierungsrat hat die Spitalliste 2015 für den Aargau mit den zugehörigen Leistungsaufträgen verabschiedet. Sie tritt am 1. Januar 2015 in Kraft. 36 inner- und ausserkantonale Spitäler und Kliniken hatten sich beworben. Gemäss Robert Rhiner, Leiter Gesundheitsversorgung im Gesundheitsdepartement DGS, sind keine neuen Kliniken aufgenommen, aber innerkantonal auch keine rausgeworfen worden.

Als einziger bisheriger Leistungserbringer auf der Spitalliste Aargau erhält die Schulthess-Klinik in Zürich keinen Auftrag mehr. Dies, weil laut Rhiner «aufgrund der Daten keine Versorgungsrelevanz mehr besteht und das Leistungsangebot innerkantonal vorhanden ist». Es hätten zudem gegenüber früher weniger Aargauerinnen und Aargauer diese Klinik aufgesucht, was bei der Planung habe berücksichtigt werden müssen.

So entsteht die Spitalliste

Nach dem Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG) sind die Kantone für die Spitalplanung zuständig. Sie ermitteln den Bedarf an stationären Leistungen, evaluieren die Spitalangebote nach Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitskriterien und führen eine Auswahl dieser Angebote zur Sicherstellung des Versorgungsbedarfs auf der Spitalliste auf. Sie umfasst Akutsomatik, Psychiatrie, Rehabilitation. Wer auf der Liste ist, darf zulasten der Obligatorischen Krankenversicherung abrechnen. (MKU)

Beschwerden ernst genommen

Mit Blick auf die Erfahrungen mit der Spitalliste 2012 betont Rhiner, dass die Entscheide aufgrund vertiefter Wirtschaftlichkeitsprüfungen vorgenommen worden seien. Hintergrund dieser vertieften Prüfung ist, dass 2012 mehrere Aargauer Spitäler für sie negative Spitallisten-Entscheide erfolgreich vor Gericht angefochten haben. Das Bundesverwaltungsgericht gab ihnen Recht, weil der Kanton die «zwingend vorgeschriebene Wirtschaftlichkeitsprüfung unterlassen» habe.

Die Spitalliste 2012 war ohne Stellungnahmemöglichkeit der betroffenen Spitäler verfügt worden. Mit Blick auf die Spitalliste 2015 konnten sie schriftlich Stellung nehmen. Zusätzlich fanden mit rund zwei Dritteln der Bewerber vorgängig Gespräche statt. Die beantragten Leistungsaufträge wurden auf Basis des Datenjahres 2011 fast alle erteilt.

Prostata-Operationen im Fricktal

Das Asana-Spital Leuggern indessen hat den beantragten Auftrag für die grössere operative Urologie und die grossen Prostata-Operationen nicht erhalten. Dies, weil Leuggern in diesen Leistungsgruppen sehr wenige Fälle habe und man diese spezialisierten Eingriffe konzentrieren wolle. Das Spital behält jedoch die urologische Grundversorgung. In dieser Gruppe wurden 122 Eingriffe vorgenommen, womit 91 Prozent der urologischen Behandlungen in Leuggern abgedeckt waren.

Das Gesundheitszentrum Fricktal (GZF) hatte schon bisher die grössere operative Urologie und bekommt neu die grossen Prostata-Operationen. Das GZF weise deutlich höhere Fallzahlen aus als Leuggern. Überdies gewährleiste es die Versorgung im Fricktal, das sonst Richtung Basel orientiert ist. Zofingen erhält laut Rhiner neu lediglich den Auftrag für die grössere operative Urologie. Ist das gegenüber Leuggern nicht ein Widerspruch? Rhiner macht geltend, dass in Zofingen Operationsteams des Kantonsspitals Aarau die Eingriffe vornehmen und damit die Infrastruktur ihres Spitals entlasten.

Gar keine Freude bei Asana-Gruppe

In Leuggern ist man über den Entscheid natürlich nicht erfreut. Denn das Spital bietet das, was ihm das DGS jetzt verweigert, bereits seit 2011 an. «Der Entscheid trifft uns heftig», sagt Asana-CEO Alfred Zimmermann. Ein hoch anerkannter Fachspezialist Urologie betreibe als Belegarzt im Spital eine Praxis. Das Spital hatte als Grundlage für den Entscheid die Operationszahlen von 2012 liefern müssen. Zimmermann: «Wir sind aber erst 2013 richtig gestartet, seit da haben wir die nötigen Fallzahlen.» Zudem habe man in der Urologie in Leuggern noch nie einen Fall mit Komplikationen gehabt.

Morgen Donnerstag finden in dieser Sache Gespräche statt. Dann entscheidet sich, wie es weitergeht. Zimmermann hofft noch auf einen befristeten Leistungsauftrag: «So könnten wir innerhalb von zwei Jahren zeigen, ob es in die richtige Richtung geht und ob unsere Zahlen stimmen.»