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Börse Marseille-Kliniken AG nimmt ihre Aktie aus dem Verkehr

Die Klinikkette Marseille steht vor einem Umbruch: Das Unternehmen zieht sich von der Börse zurück und richtet eine private Handelsplattform ein. Die Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz kritisiert den Schritt.
Altenpflege: Marseille-Kliniken richten private Handelsplattform ein

Altenpflege: Marseille-Kliniken richten private Handelsplattform ein

Foto: Angelika Warmuth/ dpa

Hamburg - Die Marseille-Kliniken AG (MKAG)   nimmt ihre Aktie von der Börse und will für ihre Aktionäre eine eigene Handelsplattform einrichten. Das hätten Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen, teilte das Unternehmen mit.

Als Begründung nannte Vorstand Dieter Wopen mangelnde Perspektiven an der Börse: "Es macht für das Unternehmen bei dem anhaltenden Geschäftsumfeld und der politischen Gemengelage auf absehbare Zeit keinen Sinn mehr, die Aktie an der Börse öffentlich zu handeln", sagte Wopen laut der Mitteilung der MKAG . Ein Grund dafür seien die wenig verlässlichen und intransparenten Rahmenbedingungen für die privaten Anbieter von stationären und ambulanten Pflegeleistungen. Die Aktien werden noch bis zum 11. August im Freiverkehr gehandelt.

Der Kurs der Marseille-Aktie hat in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 50 Prozent nachgegeben. Erst im vergangenen Jahr war das Unternehmen aus dem geregelten Markt in den Freiverkehr gewechselt.

Völlig unreguliert und nicht überwacht

Mehrheitsaktionär mit rund 60 Prozent der Anteile ist die Familie von Ulrich Marseille, der selbst keine offizielle Funktion mehr in dem Unternehmen ausübt. Seine Ehefrau führt jedoch den Aufsichtsrat, nachdem der Manager Thomas Middelhoff diese Funktion niedergelegt hatte. Weiterer Großaktionär ist der Investor Carsten Maschmeyer. Der Streubesitz liegt bei rund 30 Prozent.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte den Schritt des Unternehmens. Ein Delisting ohne Beschluss der Hauptversammlung und ohne das Angebot einer Barabfindung an die Aktionäre sei nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs vom vergangenen Jahr zwar rechtmäßig, sagte ein DSW-Sprecher. Eine private Handelsplattform als Ersatz für eine Börsennotierung sei jedoch völlig unreguliert und nicht überwacht. Damit lasse sich keine transparente Preisbildung herstellen.

Die Marseille-Kliniken gelten als eine der führenden Pflegeheimketten in Deutschland. Im August 2013 wurde allerdings bekannt, dass die Kette ihr Geschäft umstellen und künftig Software und Informationssysteme für Krankenhäuser verkaufen will.

bos/dpa