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Kommentar zum Aus für Sontheimer: "Kirmes der Unvernunft"

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Horst Seidenfaden
HNA-Chefredakteur Horst Seidenfaden © HNA

Kassel. Das berufliche Aus für den Vorstandschef des Klinikkonzerns Gesundheit Nordhessen Holding (GNH), Dr. Gerhard M. Sontheimer, ist besiegelt. Der Aufsichtsrat stimmte am Dienstagabend gegen eine Vertragsverlängerung. Dazu ein Kommentar von HNA-Chefredakteur Horst Seidenfaden.

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Sie hat also tatsächlich stattgefunden, die Kirmes der Unvernunft. Der Aufsichtsrat schickt seinen Vorstandsvorsitzenden Dr. Gerhard Sontheimer in die Wüste - und nach wie vor können diejenigen, die ihn loswerden wollten, keinen nachvollziehbaren unternehmerischen Grund nennen, warum dies geschehen musste. Es ist ein Zusammenwirken aus Muskelspielchen, Eitelkeiten, politischer Dickköpfigkeit - Sontheimer wird dies nicht sonderlich erschüttern. Der Mann wird auf dem Klinik-Markt schnell und locker einen neuen Job im Top-Management finden - und gleichzeitig natürlich beobachten, wann das Klinikum bzw. die Gesundheitsholding Nordhessen auf dem Niveau ankommt, wo der Aufsichtsrat bereits ist: In der Kreisliga C.

Die Motive für die Abwahl sind unterschiedlich. Die Arbeitnehmervertreter vermissen ein angenehmes Arbeitsklima - da wird man schauen müssen, wie sich das im Zuge möglicher wirtschaftlicher Krisen wunschgemäß verbessert. Landrat Uwe Schmidt, gestärkt durch die desolate Lage seiner Kreiskliniken, deren gigantischen Verluste der nun gefeuerte Manager in den vergangenen Jahren mit der Klinikums-Bilanz ausglich, wird sich nun selbst Gedanken machen müssen, wie man den Kreisbewohnern beibringt, dass man ihnen bisher seitens der Politik fälschlicherweise den Eindruck vermittelt hat, die Versorgung auf dem Land geschehe nach dem Prinzip von "Wünsch Dir was".

Und da bliebe auf der Arbeitgeberseite noch Kassels Kämmerer Dr. Jürgen Barthel, der, ohne dies je öffentlich zu begründen, gegen Sontheimer stimmte. Barthel hatte 2005, bevor Sontheimer kam, ganz offen um den Posten als Klinik-Chef gebuhlt. Kam jetzt die heimliche Revanche? Gar verbunden mit einem anderen Gedanken: Barthel hört 2015 als Kämmerer auf. Dann läuft auch Sontheimers Vertrag aus. Nicht wenige gibt es, die vermuten, dass Barthel da möglicherweise noch die Chance sieht, für einen begrenzten Zeitraum nochmal in den Ring zu steigen. Ein Abwahl-Votum aus Eigeninteresse?

Wie immer es darum bestellt ist: Unmöglich erscheint in dieser heimlichen Hauptstadt von Absurdistan gar nichts mehr.

Email an den Auto: hos@hna.de

Mehr zum Thema lesen Sie im Laufe des Mittwochs an dieser Stelle und am Donnerstag in der gedruckten Ausgabe.

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