«Ein Tag reicht fürs Gebären»

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Frauen nehmen Stellung«Ein Tag reicht fürs Gebären»

Kürzere Spitalaufenthaltszeiten nach der Geburt als Folge der Fallpauschale - für die Mehrheit der Leserinnen von 20 Minuten Online kein Problem. Viele empfehlen gar eine Hausgeburt.

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Viele Frauen sind froh, wenn Sie nach der Geburt so schnell wie möglich nach Hause können.

Viele Frauen sind froh, wenn Sie nach der Geburt so schnell wie möglich nach Hause können.

Trotz neuem Abrechnungssystem - noch schickt kein Spital die frisch gebackenen Mütter früher nach Hause als bisher - bei einer normalen Geburt sind es je nach Kanton und Institut zwischen drei bis fünf Tagen. Dies hat eine Umfrage von 20 Minuten Online ergeben. Doch die Ärzte geben auch zu, dass sie aufgrund des Kostendrucks künftig Frauen nach der Geburt früher entlassen müssen.

Für die Mehrheit der Userinnen kein Grund zur Panik - im Gegenteil. Viele sind froh, wenn sie nach der Entbindung mit ihrem Baby möglichst rasch nach Hause zurückkehren können. «In den eigenen vier Wänden erholt man sich einfach besser», schreibt Erna Mayer. Sie habe nach jeder ihrer vier Geburten nach zwei bis drei Tagen ihr Spitalbett geräumt. Eine andere Leserin, die in sechs Wochen ihr erstes Kind erwartet, ist zwar beruhigt, dass sie nicht am zweiten Tag nach Hause geschickt wird. Dennoch sagt sie: «Hoffentlich muss ich nicht viel länger bleiben.» Sie fühle sich in Spitälern generell unwohl.

«Das Schönste, direkt nach Hause zu gehen»

Mehrere Frauen halten eine Nacht oder gar eine ambulante Geburt für ausreichend. Leserin Sandy Hofer hat zwei ihrer drei Kinder ambulant auf die Welt gebracht - und ist begeistert. «Es ist einfach das Schönste, direkt nach der Geburt nach Hause zu gehen», schreibt sie. Beim dritten Kind musste sie aufgrund von Kreislaufproblemen acht Stunden im Spital bleiben - für sie ein Horror. «Immer wieder stand jemand an meinem Bett, hat Fieber gemessen und mich gezwungen, das Kind zu stillen», berichtet Hofer. Jeder hätte eine andere Theorie gehabt und ihr andere Ratschläge erteilt.

Einige Leserinnen führen andere Länder ins Feld, wo ambulante Geburten längst usus sind. So zum Beispiel in den USA. Seit Anfang der 90-er Jahre würden dort werdende Mütter Geburtshäuser den Spitälern vorziehen. Auch in Schweden sei eine kurze Aufenthaltsdauer von einem Tag normal. «Ein Tag reicht fürs Gebären. Dort reklamiert auch niemand», so eine Leserin. In Holland würde man das Spital sogar nur dann aufsuchen, wenn es medizinisch notwendig sei. Eine Mutter, die ihre fünf Kinder alle zu Hause zur Welt gebracht hat, hält dies für den richtigen Weg. «Eine Geburt ist doch keine Krankheit», schreibt sie dazu. Ihrer Meinung nach würden viele Frauen in der Schweiz viel zu viel jammern. Ein Vater, der sich in die Diskussion eingeschaltet hat, meint: «Liebe Mütter, nehmt euch eine freischaffende Hebamme und gebärt doch einfach zu Hause.» Die allermeisten Geburten seien so nämlich deutlich schöner, wenn man sich wortwörtlich zu Hause fühlt.

«Hausgeburt - so ein Quatsch»

Doch nicht alle Frauen können sich eine Hausgeburt vorstellen. «So ein Quatsch», meint eine Leserin. Niemand wisse, ob bei der Geburt Komplikationen auftauchen würden, deshalb sei eine Hausgeburt zu gefährlich. In Ländern mit wenig Spitalgeburten sei die Kindersterblichkeit viel höher, warnt eine andere Userin. Und diejenigen, die rausposaunen, wie viele Frauen in Holland ambulant entbinden, hätten keine Ahnung, dass dort die Hebamme die Mutter drei Mal täglich besuche - was hierzulande überhaupt nicht üblich sei.

Ob Fallpauschale oder nicht, der Gesundheitszustand einer Frau soll massgebend für deren Entlassung sein, so die Meinung anderer Frauen. Und Leserin Lena fügt hinzu. «Eine Verschnaufpause im Spital ist durchaus sinnvoll. Eine Geburt ist kein Spaziergang, keine Joggingrunde, sondern eine Höchstbelastung.»

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