Horst-Schmidt-Kliniken: Empörung über Stellenabbau

Empört haben die Vertreter der großen Koalition in Wiesbaden auf die Ankündigung eines massiven Abbaus von Stellen in den Horst-Schmidt-Kliniken (HSK) reagiert. In erster Linie bemängelten sie, dass sie von den Plänen der neuen Geschäftsführer aus der Zeitung erfahren hätten. „Diese Form der Kommunikation ist ein kapitaler Fehler“, schimpfte Bernhard Lorenz, der Vorsitzende der CDU-Fraktion. „Die Stadt wird sich diese Vorgehensweise nicht bieten lassen.“ Auch Christoph Manjura, der Chef der sozialdemokratischen Stadtverordneten, zeigte sich angesichts der Überraschung aus dem Krankenhaus verärgert. „Das geht natürlich gar nicht.“ Über die richtige Form des Umgangs wolle er in den nächsten Tagen mit der Geschäftsführung persönlich reden. Helios hat von der Rhön-Klinikum AG einen Anteil von 49 Prozent an dem städtischen Krankenhaus übernommen. Am Montag hatten sich Corinna Glenz und Ralf Engels als die von dem neuen Juniorpartner entsandten Geschäftsführer dem Personal und der Öffentlichkeit vorgestellt. In einer Pressekonferenz kündigten sie an, von den 2450 Stellen in den nächsten Jahren 200 bis 500 abbauen zu wollen. Angesichts einer bedrohlichen ökonomischen Schieflage der HSK wolle man mit weniger Personal mehr Leistung bringen, hieß es. Im vergangenen Jahr war das Defizit von mehr als zwanzig auf rund 13 Millionen Euro gesenkt worden. Schon 2015 soll die Gewinnzone erreicht werden. Stadt habe von Kürzungsplänen gewusst Glenz hatte auf Nachfragen hin erklärt, dass die Personalpolitik Teil des operativen Geschäfts sei und damit allein in den Händen der Geschäftsführung liege. In der großen Koalition hingegen war Dienstag hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass die Stadt sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lasse. Gemeinsam mit den Vertretern der Arbeitnehmer verfüge man über die Mehrheit im Aufsichtsrat. Das Gremium hatte die neue Geschäftsführung erst am vergangenen Mittwoch bestellt. Der Plan, Arbeitsplätze abzubauen, war in der Vorstellung der beiden von Helios nominierten Kandidaten nicht zur Sprache gekommen. Die beiden betonten aber Dienstagabend, dass sie mit der Stadt sehr wohl über das Thema gesprochen hätten. In der vergangenen Woche hätten sie mit dem „Mitgesellschafter“ schriftlich und mündlich abgestimmt, dass sie in der Mitarbeiterversammlung und in der Pressekonferenz den Abbau von „mehreren hundert Stellen“ mitteilen würden. Um Missverständnisse über die Größenordnung zu vermeiden, habe man die Zahl kurz vor der Pressekonferenz auf 200 bis maximal 500 Stellen eingegrenzt. Darüber habe man mit Lutz Hammerschlag, dem Geschäftsführer der Stadt, beraten und dann gemeinsam die Präzisierung vorgenommen. Hammerschlag bestätigte diese Version. Er habe die Zahlen den Kommunalpolitikern nicht mehr mitteilen können, weil er sie erst kurz vor der Pressekonferenz erfahren habe. Grüne und Linke kritisieren Stellenabbau „In den schlimmsten Erwartungen bestätigt“ sieht sich unterdessen Christiane Hinninger, die Fraktionsvorsitzende der Grünen: „Nach Arbeitsverdichtung und Outsourcing unter Rhön macht Helios nun Ernst mit Arbeitsplatzabbau!“ Genau dies habe die große Koalition immer bestritten. Die Opposition hingegen habe immer darauf hingewiesen, dass Helios von ihren Kliniken spätestens fünf Jahre nach der Übernahme eine Rendite von 15 Prozent erwarte. Jetzt sollten schon im nächsten Jahr bis zu zwei Prozent Gewinn gemacht werden. Dass dies nur auf Kosten der Belegschaft gehe, habe die neue Geschäftsführung ja selbst deutlich gemacht. Hinninger kritisierte, dass der kommunale Geschäftsführer Hammerschlag von einem guten Tag für die HSK gesprochen habe. Die Ankündigung der Geschäftsführer, die Belegschaft „an die Hand zu nehmen“, nannte sie Zynismus. Während Michael Drott, der Vorsitzende des Betriebsrats in den HSK, Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war, betonte die Fraktion von Linken und Piraten, dass die Leistungsverdichtung für die Beschäftigten schon heute untragbar sei. Dies zeigten die zahlreichen Überlastungsanzeigen. Wie das Personal den hohen Anforderungen an die Qualität medizinischer Versorgung gerecht werden solle, bleibe ein Rätsel.