Klinikum kämpft gegen rote Zahlen

Neunkirchen · Das Städtische Klinikum Neunkirchen ist in die roten Zahlen gerutscht. Mit der Schließung von zwei defizitären Einrichtungen wollen die Verantwortlichen gegensteuern. Entlassungen oder die Aufgabe weiterer Abteilungen seien nicht vorgesehen, hieß es gestern.

 Finanzielle Höhenflüge kann sich das Städtische Klinikum Neunkirchen derzeit nicht erlauben. Foto: Thomas Seeber

Finanzielle Höhenflüge kann sich das Städtische Klinikum Neunkirchen derzeit nicht erlauben. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

"Bei 92 Prozent Auslastung brauchen wir uns über die Existenz des Hauses keine Sorgen zu machen", betonte gestern Klaus-Dieter Hielscher. Die Belegungsdichte der Krankenhäuser liege im Bundesdurchschnitt bei 77 Prozent. Der Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Neunkirchen sowie sein Aufsichtsratschef, Oberbürgermeister Jürgen Fried , hatten gestern zur Pressekonferenz geladen, um "Fehlspekulationen" (Fried) in der Öffentlichkeit vorzubeugen.

Fakt ist, dass das Krankenhaus im vergangenen Jahr erstmals seit 1993 - damals wurde das "Städtische" in eine GmbH umgewandelt - ein Defizit unterm Strich hatte, und zwar 1,5 Millionen Euro . In diesem Jahr erwartet man ein Finanzloch von etwa zwei Millionen Euro , der Gesamtetat beträgt 38 Millionen Euro . Erst 2018, so prognostizieren die Wirtschaftsprüfer, sind wieder schwarze Zahlen in Sicht. Vorausgesetzt, das Klinikum achtet auf eine "straffe Kosten- und Leistungsstruktur". Bis dahin kommt das Krankenhaus laut Fried und Hielscher nicht in größere Turbulenzen, allerdings werde das Eigenkapitel von knapp zehn Millionen Euro (2013) auf gut die Hälfte abschmelzen. Probleme mit der Liquidität, und damit mit der Zahlung der Gehälter, werde es nicht geben - zumal die beiden Hausbanken den Kontokorrentrahmen erhöht hätten.

Als "Notbremse" hat der Aufsichtsrat zwei "Amputationen" beschlossen, die eine Million Euro jährlich einsparen sollen. Vier Fünftel davon entfallen auf die Schließung von einer der vier Stationen der inneren Medizin. Die "Innere" war erst im vergangenen Oktober von drei auf vier Stationen aufgestockt worden, weil die Diabetologie durch den "Einkauf" von Dr. Mathias Frank aufgewertet wurde. Die erwarteten zusätzlichen 600 Patienten im Jahr, werden sich aber wohl bei 400 bis 450 einpendeln, so dass eine Station (I 3) wieder ad acta gelegt wird. Die 15 Stellen, die im Oktober eigens geschaffen worden waren, werden laut Hielscher "zurückgeführt". Das heißt, das Personal wird durch Fluktuation, Vorruhestand oder Umsetzungen um diese Zahl verringert. Das Gleiche gilt für knapp acht Stellen im Ambulanten Pflegedienst. Dieser laufe nach 20 Jahren zum Jahresende aus, kündigte Hielscher an. Wobei aber der "Rollende Mittagstisch" mit derzeit rund 150 Abnehmer weiter bedient werde. Die Ambulanz sei mit Fachkräften nicht Kosten deckend zu betreiben, stellte der Geschäftsführer fest, weshalb man das Feld "schweren Herzens" dem privaten Markt überlasse.

Die Finanzmisere und ihre Auswirkungen seien nicht hausgemacht, betonen Fried und Hielscher - vielleicht mit Ausnahme der Tatsache, dass die Kosten für den neuen Anbau von 14 auf 17,4 Millionen Euro emporgeschnellt sind. "Die Krankenhausfinanzierung in Deutschland ist nicht im Lot", so die These des Oberbürgermeisters. 1200 von 2000 deutschen Kliniken , also rund 60 Prozent, seien mittlerweile defizitär. Die Rahmenbedingungen, die dies bewirken, seien politisch gewollt, um eine "Marktbereinigung" bei der Krankenhausdichte herbeizuführen. "Es stimmt irgendwas im System nicht", fügte der Geschäftsführer hinzu. Weil die Leute älter, aber auch kränker würden, brauche man im Gegenteil eine zusätzliche medizinische Versorgung.

Klaus-Dieter Hielscher untermauerte die prekäre Lage des Klinikums mit Zahlen. Beispielsweise hätten die Krankenkassen das Budget für die Krankenhäuser in den letzten drei Jahren um durchschnittlich je 2,1 Prozent erhöht. Die Personalkosten stiegen aber allein in diesem Jahr um runde vier Prozent (drei Prozent Tariferhöhung plus höhere Kosten für die Sozialversicherung). Dieses Auseinanderklaffen der Finanzierungsschere bei Personal- und Sachkosten habe man zehn Jahre lang ("So lange findet eine sachgerechte Finanzierung der Krankenhäuser nicht mehr statt") abfangen können, 2013 sei dann Schluss gewesen. Zumal das Land auch bei den Investitionen allenfalls die Hälfte abdecke.

Trotz dieser Entwicklung sei das Städtische Klinikum "nahezu vorbildlich aufgestellt", so Hielschers Einschätzung. Und für OB Fried bleibt das "Städtische" der "wichtigste Teil des wichtigen Gesundheitsstandortes Neunkirchen ".

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