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Gesundheitspolitik „Kooperation der Kliniken ist beendet“

Sande - Die viel gepriesene Kooperation zwischen dem Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch und dem inzwischen unter dem Namen Klinikum Wilhelmshaven firmierenden Gebilde aus ehemaligem Reinhard-Nieter-Krankenhaus (RNK) und inzwischen geschlossenen St. Willehad-Hospital ist aus friesländischer Sicht nicht nur beendet: „Diese Kooperation hat es faktisch nie gegeben“, sagte der Sander Krankenhausmanager Frank Germeroth am Montag im Gespräch mit der NWZ .

Schnelle Erfolge gesucht

Germeroth lastet das zu einem großen Teil Wilhelmshavens Bürgermeister Andreas Wagner an. Der habe nach seiner Wahl 2011 schnelle Erfolge präsentieren wollen – dafür bot sich das damals schon defizitäre RNK an, das mit einer intensivierten Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus in Sande gesunden sollte. Doch bis auf eine 2012 vereinbarte Zentrale Sterilgutvesorgung, in die Sande rund 1,3 Millionen Euro investiert hat und als Dienstleister für das RNK tätig wurde, hat es keine Zusammenarbeit oder gar Absprachen gegeben. Letztlich sei Sanderbusch nur Platzhalter gewesen. „Von den Fusionsplänen zwischen RNK und St. Willehad haben wir damals aus der Zeitung erfahren“, sagt Germeroth.

Die Alleingänge und Eskapaden um das Klinikum Wilhelmshaven, die laut Germeroth überhastete und gescheiterte Fusion beider Wilhelmshavener Krankenhäuser, die Skandale um den neuen Geschäftsführer Reinhold Keil und dessen Ankündigung, in Wilhelmshaven ein Tumorzentrum gründen zu wollen, haben Germeroth bereits die Adern schwellen lassen. „Meine Vorstellung von Kooperation ist nicht die, dass man uns ein Tumorzentrum vor die Nase setzt, obwohl wir hier in Sande eine hervorragende Onkologie haben.“

Nun hat das Wilhelmshavener Klinik-Chaos auch Auswirkungen auf das bislang finanziell gesunde Haus in Sanderbusch: Weil sich 2014 vermehrt Patienten aus Wilhelmshaven lieber in Sanderbusch behandeln lassen wollten, überschritt das Nordwest-Krankenhaus sein zuvor mit den Krankenkassen für das Jahr ausgehandelte Budget. Nun bleibt Sanderbusch auf vor­aussichtlich 1,1 Millionen Euro Behandlungskosten sitzen.

Germeroth ist stocksauer: „Es kann nicht sein, dass wir dafür bestraft werden, dass wir die Arbeit anderer Leute machen.“ Germeroth gibt sich kämpferisch und erwartet ein klares Entgegenkommen der Krankenkassen. „Solange diese Sache nicht geklärt ist, unterschreibe ich für kein Budget.“


Das NWK mit seinen rund 900 Mitarbeitern behandelt jährlich etwa 14 000 Patienten und hat dafür ein mit den Kassen ausgehandeltes Budget von 55 Millionen Euro. Unter den Patienten sind immer schon etliche aus Wilhelmshaven, die auch im Budget eingeplant sind. Doch 2014 schoss die Zahl deutlich nach oben: Statt der üblichen rund 2600 ließen sich 3100 Patienten aus der Jadestadt in Sanderbusch behandeln.

Betten fehlen

Ursache war unter anderem die Schließung von St. Willehad. „Man hat völlig unstrukturiert ein funktionierendes Krankenhaus aus der Versorgung genommen, ohne zu berücksichtigen, dass dann Behandlungsbetten fehlen“, sagt Germeroth. „Natürlich wird bei uns jeder Patient behandelt und niemand weggeschickt“, so der Sander Krankenhaus-Manager. Aber die gut 500 zusätzlichen Patienten verursachten in Sanderbusch zusätzliche Kosten von 1,654 Millionen Euro. Nur 35 Prozent davon werden erstattet. Um den Rest will Germeroth kämpfen, notfalls gerichtlich.

Was Germeroth besonders erzürnt, ist die Tatsache, dass die Kosten für die Kassen ja nicht zusätzlich, sondern nur an einem anderen Ort entstanden sind – nämlich in Sande statt in Wilhelmshaven.

Oliver Braun
Oliver Braun Redaktion Jever
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