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E-Health: Revolution im Gesundheitswesen

Das deutsche Gesundheitswesen ist im Wandel und steht vor Herausforderungen, die nur mithilfe entsprechender IT-Infrastrukturen zu bewältigen sind. Das sagte Professor Roland Trill (Foto), Flensburg, bei der «Wirtschaftsinterpharm» in Hamburg. Trill verwies auf den demografischen Wandel und die wachsende Zahl alter, multimorbider und chronisch kranker Menschen. In der Zukunft werde deren medizinische Versorgung, insbesondere in ländlichen Regionen, nicht mehr ohne IT-Vernetzung und E-Health-Anwendungen wie Elektronische Patientenakten, E-Rezept, Telemedizin, Teleconsulting, Telemonitoring und Telecoaching möglich sein.

 

Die derzeitige «Daten-Revolution» führe nicht nur zu einer Verbesserung und Standardisierung der medizinischen Betreuung. Sie gehe auch mit einem gesteigerten Selbstbewusstsein der Patienten einher, die sich «als gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe mit den Leistungserbringern im Gesundheitswesen» bewegen wollen.

 

So nutzen laut Trill immer mehr Bürger spezifische Patienten-Websites und entsprechende Gesundheitsportale, um sich vor einer Therapie über ihre Erkrankung zu informieren oder einem Arztbesuch gar ganz aus dem Weg zu gehen. Zeitgleich wachse der zweite Gesundheitsmarkt als gegenwärtig wichtigster Treiber von E-Health-Anwendungen. Es gebe im Moment allein 100.000 E-Health-Apps.

 

Trill betonte, dass 57 Prozent der Hobbysportler ihr Smartphone in Verbindung mit Fitness-Apps nutzten. Weitere Trends und Umbrüche durch die zunehmende Möglichkeit der elektronischen Erfassung von Real-Life-Daten seien absehbar. Laut einer Studie, so der Flensburger Handelslehrer, wollen drei Viertel der internetaffinen Deutschen über 65 Jahre zukünftig ihre Gesundheit und ihre Vitalwerte mit Hilfe von E-Health verstärkt selbst im Auge behalten. 73 Prozent dieser Senioren wollten an bevorstehende Termine oder Medikamenteneinnahmen erinnert werden, 81 Prozent Zugriff auf ihre Patientendaten haben.

 

Trill betonte, dass sich die «Marktmacht» im Gesundheitswesen zukünftig deutlich verschieben werde, da die Gesundheitskompetenz und -mündigkeit des Bürgers wächst. Dieser werde lernen, mehr und mehr auf seinen «inneren Arzt» zu hören. Bei der Förderung dieser Gesundheitskompetenz komme der Apotheke eine führende Rolle zu. (cb)

 

09.03.2015 l PZ

Foto: PZ/Christiane Berg