Warten auf's Gesundheitszentrum in Neuerburg - Stadt engagiert externen Berater

Neuerburg · Um das ehemalige Krankenhaus in Neuerburg ist es ruhig geworden. Vom geplanten Gesundheitszentrum ist noch nichts zu sehen. Stadtbürgermeisterin Anna Kling ist mit der Entwicklung nicht zufrieden.

 Noch alles beim Alten? Noch immer hängt das alte Schild am ehemalgien St.-Josef-Krankenhaus in Neuerburg. TV-Foto: Stefanie Glandien

Noch alles beim Alten? Noch immer hängt das alte Schild am ehemalgien St.-Josef-Krankenhaus in Neuerburg. TV-Foto: Stefanie Glandien

Neuerburg. Das St.-Josef-Krankenhaus in Neuerburg gibt es seit dem 1. Oktober 2014 nicht mehr - und doch könnte der Eindruck entstehen, es sei noch da. Denn außen am Gebäude hängen noch die Schilder, als wäre alles beim Alten - vom geplanten Gesundheitszentrum fehlt jede Spur. Sorgen bereitet der Stadt auch die Schließung der ehemaligen Krankenhaus-Küche, die noch bis Ende Juli den Kindergarten und die Grund- und Realschule plus mit Essen versorgt. Und was wird aus dem ans Krankenhaus angeschlossene Marienheim? Ein Rundruf bei den Beteiligten soll Licht ins Dunkel bringen.

Eine, die es wissen muss, ist Vera Bers von der Marienhaus-Stiftung und Geschäftsführerin des neuen Gesundheitszentrums. "Die rein äußerliche Betrachtung, den Prozess der Entwicklung von einer Klinik zu einem Gesundheitszentrum als ,im Stocken\' zu begreifen, täuscht", sagt sie. Aktuell prüfe man Angebote an Leistungen im Gesundheits- und Sozialbereich. Darunter sind zwei niedergelassene allgemeinärztliche Praxen, eine Praxis für Logopädie, eine für Ergotherapie, Physiotherapie und eine Praxisfläche für ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ).

"Hinsichtlich einer möglichen Nutzung des Marienheims werden derzeit Überlegungen im Rahmen eines Projekts aus der Jugendhilfe geprüft. Konkret geht es um die Schaffung eines Angebots für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge." Zum Thema Küche teilt Vera Bers mit, dass diese nicht fortgeführt werde. Es externe Übernahme sei aber möglich.

Was die Nutzung des Marienheims angeht, verweist Moritz Petry, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Südeifel, auf die Arbeitsgruppe, bestehend aus Stadt, VG, Marienhaus und weiteren lokalen Akteuren, die weitere Ideen entwickeln sollen. Für ihn hat zunächst Priorität, das Haus für die bestehenden Interessenten umzubauen, um ein Startsignal zu geben. "Ich halte eine weitergehende Vermarktung der Restflächen dann für einfacher."

Die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm hat an der Umsetzung des Gesundheitszentrums nichts zu beklagen. "Am Konzept zum Aufbau wird nach unserem Eindruck zielstrebig gearbeitet", sagt Ansgar Dondelinger, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Der Umbau sei in 2015 vorgesehen.
Auch der Kreis wird mit der Schließung der Krankenhausküche vor ein Problem gestellt. Deshalb hat der Schulträger mit der Leitung des Staatlichen Eifelgymnasiums Neuerburg Gespräche aufgenommen wegen einer Verpflegung der Ganztagsschüler in der Mensa des benachbarten Gymnasiums.

Für den ehemaligen Gesundheitsminister Alexander Schweitzer sollte das medizinische Gesundheitszentrum in Neuerburg Vorbildcharakter für andere Kliniken im Land haben. Wird seine Nachfolgerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler das von ihm gegebene Versprechen einlösen? Immerhin: Die Zusage für einen Besuch der Ministerin in Neuerburg gilt. "Der Besuch war für Sommer angekündigt und wird noch vereinbart", sagt Johanna Bock, Pressesprecherin des Gesundheitsministeriums. Ob das Gesundheitszentrum vom Land auch finanziell unterstützt wird, könne erst nach Vorlage des Geschäftssplans entschieden werden.

Anna Kling, Bürgermeisterin der Stadt Neuerburg, ist mit dem Stand der Entwicklungen nicht froh. "Damit kann keiner der Beteiligten zufrieden sein. Uns wurde ein landesweites Modellprojekt versprochen - die Menschen sind nicht blind." Die Verträge mit den Interessenten können nicht abgeschlossen werden, da die Finanzierung des Gesamtprojekts nicht geklärt sei, sagt sie.

In ihren Bemühungen fühlt sie sich nicht ausreichend unterstützt: "Wenn das hier ein Modellprojekt des Landes Rheinland-Pfalz werden soll, dann müssen sich alle Beteiligten intensiv darum kümmern. Das ist aus meiner Sicht nicht der Fall. Ich bin in vieler Hinsicht enttäuscht. Mir fehlt auch das klare Bekenntnis von Kassenärztlicher Vereinigung und Kassen zu diesem ,Modellprojekt\'. Wenn sich die medizinische Versorgung im ländlichen Raum nicht rechnet, laufen natürlich viele vollmundige Versprechen ins Leere."

Die Stadt Neuerburg hat sich einen externen Berater gesucht. Dieser soll zunächst die Arbeit von Vera Bers unterstützen, damit die nächsten Angebote im Gesundheitszentrum an den Start gehen können. "Außerdem soll er die Umsetzung des Gesamtprojekts kritisch hinterfragen - die Menschen sind nach wie vor skeptisch, ob die Verantwortlichen es tatsächlich schaffen, im bisherigen Krankenhaus dauerhaft für die medizinische Versorgung der Region zu sorgen", sagt Kling.Meinung

Wo bleibt das Startsignal?
Vor fast genau einem Jahr war klar: Das St.-Josef-Krankenhaus in Neuerburg wird geschlossen. Stattdessen soll dort ein Gesundheitszentrum eingerichtet werden. Doch die Umsetzung lässt auf sich warten. Der Einzige, der vor Ort tapfer die Stellung hält, ist der bisherige Chirurg der Klinik, Ingvo Müller. Ansonsten wird hinter verschlossenen Türen geplant und gerechnet. Natürlich braucht der Prozess Zeit. Aber so langsam verlieren die Menschen die Geduld. Wenn das Gesundheitszentrum in Neuerburg als Modell für andere Kliniken im Land dienen soll, dann müssen jetzt sichtbare Fakten geschaffen werden. s.glandien@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort