Strategische Fehlschläge bei Sanitas

Die Ergebnisse 2014 der Krankenversicherung Sanitas zeigen zwei strategische Fehltritte. Die Wincare-Akquisition entpuppt sich nicht als Wachstumsmotor, und das Zusatzversicherungsgeschäft schwächelt.

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Zahlungen aus Risikoausgleich helfen dem Krankenversicherer Sanitas. (Bild: Gaetan Bally / Keystone)

Zahlungen aus Risikoausgleich helfen dem Krankenversicherer Sanitas. (Bild: Gaetan Bally / Keystone)

(kut.)

Die Resultate der Krankenversicherungsgruppe Sanitas für das vergangene Geschäftsjahr lassen zwei strategische Fehlschläge deutlich erkennen. Der erste ist der Erwerb von Wincare, den Sanitas vor fast zehn Jahren für rund 290 Mio. Fr. von der «Winterthur» getätigt hatte. Statt ein Wachstumstreiber zu sein, erfuhr die Akquisition eine deutliche Schrumpfkur. Im Jahresabschluss 2006 hatte Wincare in der Grundversicherung ein Prämienvolumen von rund 780 Mio. Fr. erzielt; 2014 sind nur noch 590 Mio. Fr. in den Büchern verzeichnet. Das ist ein Rückgang von fast einem Viertel. Auch im Wincare-Bereich mit Zusatzversicherungen gingen im gleichen Zeitraum die erhaltenen Prämien um 20% auf 189 Mio. Fr. zurück. Als Grund dafür gibt der Krankenversicherer an, dass die Wincare-Produkte nicht mehr so aktiv am Markt angeboten würden.

Wichtige Stütze schwächelt

Der zweite Fehltritt in der Unternehmensstrategie ist die starke Ausrichtung auf das Zusatzversicherungsgeschäft, das im vergangenen Jahr sichtbare Rückschläge erlitten hat. Zwar stieg die Zahl der Zusatzversicherten in der Gruppe um über 7000, doch das Prämienvolumen ging um 1,4% auf rund 700 Mio. Fr. zurück. Hauptursache dafür sind Tarifreduktionen in jüngster Vergangenheit, weil geringere Leistungskosten angefallen waren.

Zudem hat Sanitas aufgrund des fortgesetzt tiefen Zinsniveaus bei den Zusatzversicherungen den technischen Zins gesenkt (von 3% auf 2%), was eine Erhöhung der Alterungsrückstellungen von rund 134 Mio. Fr. zur Folge hatte. Ausserdem stieg der Verwaltungskostensatz in diesem Segment von 12,2% auf 13,5%; was etwas dem Aufbau an Personal geschuldet war. Über alles gesehen verschlechterte sich der kombinierte Schaden-Kosten-Satz um rund 25 Prozentpunkte auf vergleichsweise hohe 114%. Ohne den Einmaleffekt aus der Erhöhung der Rückstellungen hätte die Combined Ratio rund 95% betragen, was gegenüber dem Vorjahr hingegen immer noch eine markante Verschlechterung bedeutet. Mit weiterhin steigender Lebenserwartung und einem fortwährend tiefem Zinsniveau dürfte der Trend zu mehr Rückstellungen sicherlich anhalten.

Alternative Ertragsquellen

Unter dem Strich haben sich all diese Effekte im Zahlenwerk von Sanitas kaum niedergeschlagen, weil gestiegene Erträge aus Kapitalanlagen und dem Risikoausgleich sowie die Auflösung von anderen Rückstellungen den negativen Entwicklungen dämpfend entgegengewirkt haben.