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Kirchliche Träger werben mit Qualität

Zwei Seiten buhlen um Krankenhäuser im Kreis Steinfurt

Kreis Steinfurt

Zwei Jahre bot die Christliche Krankenhausträger Gesellschaft (Ckt) ihre drei Hospitäler in Greven, Emsdetten und Steinfurt wie Sauerbier an. Doch niemand wollte mit den kriselnden Häusern kooperieren. Dann rutschte die Ckt zum Jahreswechsel in die Insolvenz. 1700 Mitarbeiter bangten weiter. Inzwischen gibt es mit Franziskus- und Mathias-Stiftung, der schweizerischen Ameos-Gruppe und einer Emsdettener Insellösung gleich mehrere Offerten.

Ulrich Reske

Im Insolvenzverfahren boten sich mit der Franziskus-Stiftung in Münster und der Mathias-Stiftung in Rheine zunächst zwei kirchliche Träger als potente Partner. Wermutstropfen dabei: Nur Greven und Borghorst sollten als Akut- und Regel-Krankenhäuser bestehen bleiben. Emsdetten wäre auf eine Notfall-Ambulanz geschrumpft, die von den niedergelassenen Ärzten versorgt werden müsste. Auch in anderen Lösungen, die dem Gläubigerausschuss zwischenzeitlich vorgestellt wurden, spielte Emsdetten keine Rolle.

Das Angebot der Schweizer Ameos-Gruppe brachte den schon sicher geglaubten Zuschlag für die beiden kirchlichen Stiftungen wieder ins Wanken. Die Schweizer, die angeblich 25 Millionen Euro für die drei Häuer bieten, werben mit dem Erhalt aller Standorte. Auch das Grevener Hospital, das ursprünglich zunächst zu einem psychosomatischen Zentrum mit Geriatrie werden sollte, wird nach der jüngsten Öffentlichkeitsoffensive aufgewertet. „Ja, Greven bleibt nach unseren Plänen Akut-Krankenhaus. Einige medizinische Leuchttürme kommen noch hinzu,“ bekräftigt Ameos-Vorstand Michael Dieckmann die Offerte.

Die Schweizer, die sich seit einigen Jahren in deutschen Landen auf großer Krankenhaus-Einkaufstour befinden, werben derzeit bei den Mitarbeitern mit dem Erhalt „aller Arbeitsplätze“. Im Gegenzug sollen die Mitarbeiter bis Mittwoch eine „Änderungsvereinbarung zum Arbeitsvertrag“ unterzeichnen, die 15 Prozent weniger Gehalt in der Lohntüte bedeutet.

Nur wenn 90 Prozent aller Mitarbeiter zustimmten, würde Ameos die drei Häuser übernehmen. Eine Demonstration in Greven gegen Ameos, Unterschriftenaktionen, aber auch das verzweifelte Engagement der Emsdettener Krankenhaus-Mitarbeiter nach „einer Insellösung“ zu suchen, deuten derzeit darauf hin, dass dieses Quorum nicht erreicht wird. Einen letzten Versuch in dieser Angelegenheit unternimmt Emsdettens Rat mit einer Sondersitzung am Montag. Sein Appell an die Krankenhaus-Mitarbeiter: Unterschreibt die Ameos-Offerte!

Derweil gehen auch die beiden Stiftungen, die sich bislang mit öffentlichen Äußerungen zum größten münsterländischen Krankenhaus-Poker zurückgehalten haben, in die Offensive.

„Nicht die Anzahl, sondern die Qualität der medizinischen Versorgung ist entscheidend“, machte Dietmar Imhorst, Vorstand der Mathias Stiftung, im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. Emsdetten spielt insofern keine Rolle im Stiftungskonzept.

Mit dem Vorstand der Franziskus-Stiftung, Dr. Klaus Goedereis, kündigte er einen weiteren Ausbau der Krankenhaus-Standorte in Greven und Steinfurt an. Jeweils sieben bzw. zwölf Millionen Euro sollen investiert und zusätzliche Mitarbeiter im medizinisch-pflegerischen Bereich eingestellt werden. Beide Stiftungs-Vorstände sehen gute Chancen, dass ihre Konzepte, die auch die komplette Ablösung der Verbindlichkeiten der Ckt vorsehen, vom Gläubigerausschuss noch in diesem Monat akzeptiert werden.

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