Wilhelmshaven - Der Plan hat bereits im Februar für Aufsehen und Schlagzeilen gesorgt. Damals berichtete die „Nordwest-Zeitung“ unter der Überschrift „Tumor-Zentrum für Freundin des Chefs“ über Bestrebungen, am städtischen Krankenhaus der Stadt Wilhelmshaven ein Tumorzentrum zu installieren. Die Chefstelle sollte dabei so definiert werden, dass sich eigentlich nur die Lebensgefährtin des neuen Krankenhaus-Geschäftsführers, Reinhold Keil, bewerben konnte.

Angesichts dieses Vorhabens war der damalige Vorsitzende des Krankenhaus-Aufsichtsrats, der SPD-Ratsherr Peter Debring, von seinem Amt im Aufsichtsrat zurückgetreten. Er wollte diese Entwicklung nicht mittragen.

Von offizieller Seite wurde Debrings Befürchtung damals zurückgewiesen. Es hieß, dass es solche Bestrebungen nicht gebe und es auch keine entsprechende Bewerbung von Dr. Tanja Trarbach gebe.

Inzwischen hat sich die Sachlage wieder geändert. Das damalige Reinhard-Nieter-Krankenhaus heißt inzwischen Klinikum Wilhelmshaven, hat in Oberbürgermeister Andreas Wagner (CDU) einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden – und hat nun auch die damaligen Befürchtungen zur Besetzung der Chefstelle trotz gegenteiliger Beteuerungen Wahrheit werden lassen.

Am Dienstag teilten Stadt Wilhelmshaven und das Klinikum mit, dass man ein Zentrum für Tumorbiologie aufbauen wolle und Dr. Tanja Trarbach – Lebensgefährtin von Klinikleiter Reinhold Keil – ab 15. Oktober die Geschäftsführende Direktorin des Zentrums wird.

Der neuen Medizinerin sei die Stelle „nach Abschluss eines stringenten Auswahlverfahrens mit namhaften Bewerbern vom Aufsichtsrat angeboten“ worden. Sie lebe „seit einigen Monaten mit ihrem Partner und ihrer viereinhalbjährigen Tochter“ in der Jadestadt. Dass es sich bei dem Partner um Klinikum-Geschäftsführer Reinhold Keil handelt, wurde in der offiziellen Mitteilung indes verschwiegen.

Bedauert wurde der Vorgang im Landkreis Friesland. Bernt-Dieter Boelsen, Prokurist und Stellvertreter des urlaubenden Geschäftsführers des Nordwest-Krankenhauses Sanderbusch, Frank Germeroth, meinte gegenüber der NWZ : „Wir hätten in Sachen Krebsbekämpfung zum Wohle der Patienten lieber etwas Gemeinsames mit dem Wilhelmshavener Klinikum aufgebaut.“

Im Rahmen einer vernünftigen Kooperation der beiden Häuser könnte mehr möglich gemacht werden. Trotz des Wilhelmshavener Alleingangs sei der Zug für eine grundsätzliche Zusammenarbeit der beiden kommunalen Kliniken noch nicht vollständig abgefahren.

Jürgen Westerhoff