Wilhelmshaven - Der Allgemeine Wirtschaftsverband Wilhelmshaven-Friesland-Wittmund wirft dem Klinikum Wilhelmshaven einen Alleingang in Sachen Gesundheitspolitik vor: „Wir sehen die Entscheidungen im Klinikum, in Kürze ein Zentrum für Tumorbiologie aufzubauen, mit Besorgnis“, teilten Präsident Tom Nietiedt und die Vizepräsidenten Thomas Bruns und Heiko Eibenstein am Mittwoch mit. Der Verband vermisse bei den strategischen Entscheidungen eine intensive, offene und kooperative Abstimmung mit den Krankenhäusern und sonstigen medizinischen Einrichtungen der Region.

Wie berichtet, hatte Klinikums-Geschäftsführer Reinhold Keil vor kurzem bei einer Unternehmerrunde angekündigt, sein Ziel sei, das 700-Bettenhaus weiter als zentrales Versorgungshaus in der Region zur Nummer eins zu machen. Dazu zähle auch ein neues Zen­trum für Tumorbiologie.

Das AWV-Präsidium dagegen weist darauf hin, dass Gesundheitspolitik auf dem Gedanken einer kooperativen, zukunftssicheren und für den Bürger transparenten Arbeitsteilung ausgerichtet sein müsse. „Wir haben einen regionalen Pakt für berufliche Bildung mit Schulträgern und Berufsschulen geschlossen, um auf diesem Sektor die Kooperation und damit die Effektivität und die Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten“, sagte Hauptgeschäftsführer Jasper Strauß. „Ebenso muss es einen regionalen Pakt für die optimale Gesundheitsversorgung geben; aber keine Einzelaktionen, die vom Bedarf her zweifelhaft, von den Investitionen immens und vom Erfolg her hoffnungsbeladen sind“, so Strauß.

Da kommunale Krankenhäuser zum Großteil aus Sozialversicherungsbeiträgen und Steuergeldern finanziert werden, gelte das Gebot der Abstimmung mit anderen vorhandenen Versorgungseinrichtungen, um sparsam mit dem Geld der Bürger umzugehen, betont der Allgemeine Wirtschaftsverband. „Für einen profitorientierten Verdrängungswettbewerb, ohne einem nur ansatzweise belegbaren Versorgungsbedarf Rechnung zu tragen, ist hier kein Platz – egal aus welcher Motivationslage heraus“, so Vizepräsident Heiko Eibenstein.

Vizepräsident Thomas Bruns nennt das Vorgehen der Geschäftsführung des Klinikums in Hinblick auf den allgemeinen Investitionsbedarf am Standort nicht nachvollziehbar. Man müsse aufpassen, dass die jüngsten Entwicklungen rund um das Klinikum der überregionalen Wahrnehmung nicht schaden. „Was die Patienten und die Mitarbeiter des Klinikums vielmehr benötigen, ist eine Optimierung der vorhandenen Strukturen – nicht die Eröffnung neuer Baustellen“, so Bruns.