Zu viel Arzt ist auch nicht gut

Im internationalen Vergleich liegen die Deutschen oft im Krankenhaus. Außerdem nutzen sie zusätzlich zu gesetzlichen Leistungen Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL). Gesünder sind wir deshalb aber nicht.

Die meisten Deutschen werden im Krankenhaus geboren und sterben auch dort. In der Zeit dazwischen haben sie immer wieder mit Ärzten zu tun, zum Beispiel bei Vorsorgeuntersuchungen, Krankheiten oder Operationen. Die häufigen Arztkontakte und Krankenhausaufenthalte mögen auf den ersten Blick ein Zeichen für ein gutes Gesundheitssystem in Deutschland sein.


„Wie viel Arzt ist noch gesund?“ Diese Frage stellten die Landfrauen Weser-Ems und luden am vergangenen Samstag zur Fachtagung Gesundheit in die Stadthalle Cloppenburg ein.

Die Situation in den Krankenhäusern ist nach Ansicht von Dr. Bernhard Braun vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen im Vergleich zu den Nachbarländern keineswegs vorbildlich. Deutschland hat

  • 60 % mehr Krankenhausbetten,
  • 40 % mehr Krankenhausfälle,
  • die von 33 % weniger Pflegepersonal betreut werden und
  • etwa 20 % weniger kosten –
  • bei 15 % höheren Krankenhauskosten insgesamt.

Verantwortlich für diese Situation ist seiner Ansicht nach vor allem die Einführung der Fallpauschalen nach der Gesundheitsreform im Jahr 2000. Danach erhält ein Krankenhaus für jeden Krankenhausfall einen bestimmten Betrag. Dieser richtet sich nach mehreren Faktoren, zum Beispiel der Hauptdiagnose, den Nebendiagnosen und den Prozeduren, zum Beispiel Operationen.

Dr. Braun ist davon überzeugt, dass dieses Abrechnungssystem zu einer Verschlechterung der Patientenversorgung geführt hat.

Ausweg gesucht

Landfrauen bewegen sich

Mit der Fachtagung Gesundheit startete der Landfrauenverband Weser-Ems seine Jahresaktion „Landfrauen bewegen sich“. In den kommenden zwölf Monaten möchte der Verband seine Mitglieder motivieren, sich selbst und andere in Bewegung zu bringen. Monika Feil, Bezirksvorsitzende des Landfrauenverbandes Weser-Ems e. V. für die Region Osnabrück forderte die Landfrauen auf, Bilder oder Videos von entsprechenden Aktionen beim Verband einzureichen. Die besten Einsendungen sollen auf dem Landfrauentag 2016 prämiert werden.

Einen Ausweg aus dieser Situation sieht Dr. Braun vor allem in einer Ablösung der Fallpauschalen als Abrechnungssystem. Dieses System biete Anreize dafür, möglichst viele, insbesondere aufwendige und gut bezahlte Krankenhausfälle zu schaffen. Gleichzeitig forderte er einen Abbau von nicht bedarfsorientierten Klinik- und Bettenkapazitäten.

Es könne beispielsweise nicht sein, dass 95 % aller Geburten im Krankenhaus stattfinden. Seine Forderungen bedeuten aber auch, dass mehr Krankenhäuser ihre Türen schließen müssten, was zu Diskussionen unter den etwa 120 Landfrauen führte.

Keine IGeL ist nötig

Mit ärztlichen Leistungen, die über die gesetzliche Versorgung hinausgehen, beschäftigt sich Dr. Christian Weymayr, Projektleiter des IGeL-Monitors. IGeL steht für Individuelle Gesundheitsleistungen. Ärzte bieten sie kostenpflichtig an. Der IGeL-Monitor bewertet Nutzen und Schaden der einzelnen IGeL. Seit dem Start im Jahr 2012 hat der Monitor 35 Angebote bewertet.


Auf die Frage, welche IGeL-Leistungen Frauen nutzen sollten, antwortete Dr. Weymayr mit einem klaren „Keine“. Keine dieser Leistungen sei medizinisch unbedingt erforderlich. Wul


Den vollständigen Beittag lesen Sie in der Wochenblattausgabe 38/2015, Seite 83.