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Kiel/Lübeck

Schaden in Millionenhöhe? Staatsanwalt ermittelt am UKSH

UKSH Mitarbeiter streiken 
am 03.03.2015 vor dem Haupteingang des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck.
Foto: Olaf Malzahn

UKSH Mitarbeiter streiken am 03.03.2015 vor dem Haupteingang des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. Foto: Olaf Malzahn

Kiel/Lübeck . Wie die Kieler Staatsanwaltschaft den LN bestätigte, wird gegen den ehemaligen Leiter Finanz- und Rechnungswesen und Patientenmanagement des Zentrums für Integrative Psychiatrie, kurz ZIP, wegen Veruntreuung ermittelt. Joachim O. soll nach LN-Informationen über rund drei Jahre hinweg Krankenkassengelder, die eigentlich für die Tochtergesellschaft des UKSH bestimmt waren, systematisch auf sein Privatkonto umgeleitet haben. Es soll sich um einen Schaden von rund einer Million Euro handeln. Kiels Oberstaatsanwältin Birgit Heß will sich zur Schadenssumme nicht äußern.

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Zum Thema: Veruntreuung im großen Stil am UKSH?

Joachim O. hat die Einrichtung zum 29. Juli verlassen müssen. Wie die LN erfuhren, soll er Gelder für Behandlungen, die dem Zentrum für Integrative Psychiatrie erst lange nach der erfolgten Behandlung auf dem Klageweg zugesprochen wurden, zur eigenen Bereicherung genutzt haben. Offenbar waren die Kontrollmechanismen in den Finanzkreisläufen des ZIP lückenhaft und sahen, anders als beim UKSH selber, eine Rückmeldung an die Kliniken über entsprechende Nachzahlungen gar nicht vor.

Zudem hat die Kassenärztliche Vereinigung KVSH das Uniklinikum angezeigt. Bei der Überprüfung von Unterlagen sei der Verdacht auf Abrechnungsbetrug in großem Umfang aufgekommen, sagt KVSH-Sprecher Marco Dethlefsen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Kiel gegen Ärzte an den Standorten Kiel und Lübeck. Die Mediziner haben möglicherweise überhöhte Rechnungen für ambulante Behandlungen kassiert und so die Krankenkassen geschädigt, so der Verdacht der Kassenärztlichen Vereinigung. Krankenhausärzte benötigen für ambulante Behandlungen spezielle Genehmigungen – damit sie den von der KVSH vertretenen niedergelassenen Ärzten keine Konkurrenz machen. Offenbar ließen, so ein weiterer Vorwurf, Uni-Ärzte, die solche Genehmigungen besitzen, Behandlungen unzulässig oft von Vertretern durchführen.

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In einem Schreiben an die Mitarbeiter wehrt sich UKSH-Chef Jens Scholz gegen die Vorwürfe der KVSH. Dem Klinikum und den zuständigen Ärzten seien derartige fehlerhafte Abrechnungen derzeit nicht bekannt. "Selbstverständlich lässt sich nicht vollständig ausschließen, dass bei jährlich rund 400 000 ambulanten Abrechnungen Fehler vorkommen können", schreibt Scholz. Das UKSH werde deshalb die angeblich fehlerhaften Abrechnungen prüfen. "Sollte sich dabei herausstellen, dass tatsächlich im Einzelfall Fehler aufgetreten sind, werden diese selbstverständlich berichtigt." Anhaltspunkte, dass vorsätzlich falsch abgerechnet worden sei oder einzelne Ärzte sich bereichert haben könnten, gebe es aber nicht, so der UKSH-Chef.
Die Stimmung bei der symbolträchtigen Grundsteinlegung für den baulichen Masterplan des Lübecker Klinik-Campus' am kommenden Mittwoch drohen die Vorgänge dennoch zu trüben.

Michael Hollinde und Wolfram Hammer

Das Universitätsklinikum als Wirtschaftsfaktor

Das UKSH ist mit 2500 Betten und 12 440 Mitarbeitern in 80 Kliniken und Instituten an den Standorten Lübeck und Kiel eine der größten europäischen Universitätskliniken und der größte Arbeitgeber des Landes. Allein die Mitarbeiter verdienen pro Jahr 500 Millionen Euro Gehalt, das UKSH nimmt zudem Güter und Dienstleistungen im Wert von rund 340 Millionen Euro in Anspruch, zur Hälfte fließt das Geld an regionale Unternehmen.

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LN

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