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Kritik an Klinik-Schließung

Ärzte aus Rochlitz sehen die Schuld bei der Politik. Landrat Matthias Damm (CDU) bestreitet das. Auf Zeit habe der Landkreis nie gespielt.

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© Mario Hänsel

Von Andy Scharf

Rochlitz. Die unsichere Zukunft des Rochlitzer Krankenhauses und Aussagen von Landrat Matthias Damm (CDU) zu Kündigungen von Ärzten lösen Kritik aus. Damm hatte an der Ernsthaftigkeit der Rettungsbekundungen für den Standort gezweifelt – aufgrund dessen ist der Klinikbetrieb nach jetzigem Stand ab Dezember gefährdet.

Der langjährige Oberarzt Hans-Jürgen Günther sieht die Schuld an der Krise bei den Politikern: „Man lässt die Rochlitzer Klinik systematisch ausbluten. Darum gehen so viele Ärzte.“ Es sei verständlich, dass die Mediziner „nach Jahren der Entbehrungen festen Boden unter den Füßen“ suchen. Landrat Damm kann diese Vorwürfe nicht nachvollziehen. Gehälter seien immer bezahlt worden; von einem wackligen Boden konnte daher keine Rede sein.

Keine Überraschung

Für den einstigen ärztlichen Direktor und Chefarzt, Dr. Wolfgang Reimer, kommt die prekäre Lage der Rochlitzer Klinik nicht überraschend. „Die seit Jahren geplant betriebene Reduzierung stationär-medizinischer Leistungen führte vorhersehbar und zwangsläufig zu sinkenden Patientenzahlen und wirtschaftlichem Niedergang“, so Reimer. Durch die angekündigte Verlagerung der Chirurgie und Intensivmedizin nach Mittweida sowie weiterer Einschnitte verliere das Krankenhaus endgültig seine „strukturell-organisatorische Arbeitsfähigkeit“. Reimer: „Mit dem Versuch, die Ärzte verantwortlich zu machen, will man von der eigenen Schuld an der jetzigen Situation ablenken.“ Die Öffentlichkeit werde getäuscht.

Landrat Damm betonte, dass nötige Strukturveränderungen aufgrund des großen Widerstandes nur langsam umsetzbar seien – auf Zeit habe man nie gespielt. (FP)