Neues Zentrum für Kinderchirurgie Bonn Krankenhäuser bündeln ihre Kräfte

BONN · Eine solche Kooperation ist selten, vielleicht richtungsweisend: Seit Anfang Juli arbeiten das Marienhospital und das Universitätsklinikum Bonn (UKB) in der Kinderchirurgie eng zusammen - so eng, dass man sich sogar das Ärzteteam teilt.

 Stoßen an auf die Kooperation von Uniklinikum und Marienhospital: Andreas Heydweiller (von links), Jörg Kalff, Susanne Minten, Wolfgang Holzgreve und Haitham Bachour.

Stoßen an auf die Kooperation von Uniklinikum und Marienhospital: Andreas Heydweiller (von links), Jörg Kalff, Susanne Minten, Wolfgang Holzgreve und Haitham Bachour.

Foto: Stefan Knopp

Insgesamt zehn Spezialisten aus beiden Einrichtungen arbeiten mal auf dem Venusberg, mal in Poppelsdorf.

Das "Zentrum für Kinderchirurgie Bonn" soll vor allem den Bedarf an Fachpersonal an beiden Krankenhäusern decken und so eine möglichst gute Behandlung rund um die Uhr bieten. "Das ist ein kleines Fach, in dem die Nachwuchsprobleme eklatanter werden", erklärte Chirurg Jörg Kalff vom UKB beim Pressegespräch im V-Hotel auf dem Venusberg. Wo die Zahl junger Kinderchirurgen sinkt, müssen die vorhandenen ihre Kräfte bündeln, das ist die Idee dahinter.

Zugleich wolle man dem Nachwuchs einen attraktiven Ausbildungsplatz sichern, so Kalff. "Hier lernen sie alle Facetten der Kinderchirurgie." Das betreffe besonders die seltenen Erkrankungen, die ein Arzt oft nur einmal in seiner Laufbahn erlebe, sagte Kinderchirurg Andreas Heydweiller vom Marienhospital. In einem größeren Zentrum würden auch die Fallzahlen steigen, man könne dadurch mehr Erfahrungen sammeln.

Vor allem würden Nachwuchschirurgen lernen, "dass Kinder nicht einfach kleine Erwachsene sind", sagt er. Für sie müsse man immer eine Spezialbehandlung parat haben, so Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor am UKB. "In Kombination kann man das viel besser gewährleisten."

Daneben setze man um, was die Politik einfordert, sagte Kalff, nämlich "dass Krankenhäuser nicht nur gegeneinander arbeiten, sondern sich am Bedarf orientieren". Ein solcher Zusammenschluss mit der Konkurrenz bedeute auch Einsparungen sowie eine Verbesserung der Versorgungsstruktur. Die meisten Operationen können laut Kinderchirurg Haitham Bachour an beiden Krankenhäusern durchgeführt werden.

Es gebe Ausnahmen: Kinder mit Arm- oder Beinfrakturen würden am besten in der Kindertraumatologie im Marienhospital behandelt. Für bestimmte andere Fälle, etwa Hirnblutungen, sei das UKB besser geeignet. Auf jeden Fall würden die Kinder und Jugendlichen dort behandelt, wo sie am besten aufgehoben sind, meinte Susanne Minten, Verwaltungsdirektorin des Marienhospitals. Sie rechnet mit etwa 2000 stationären Behandlungen, hinzu kommen bis zu 7000 ambulante Kontakte.

"Es ist ein ausgesprochen erfreuliches Ereignis", fand Holzgreve, "dass wir es geschafft haben, dass zwei renommierte Kliniken auf Augenhöhe zusammenarbeiten." Das Bonner Zentrum für Kinderchirurgie stehe auch im nationalen Vergleich gut da. "Wir haben etwas geschafft, worauf wir auch stolz sind."

Ob es weitere Kooperationen gibt, richte sich nach dem Erfolg der Zusammenarbeit in der Kinderchirurgie, so Bachour. "Wir sind die Speerspitze. Wenn es gut funktioniert, machen wir eventuell weiter."

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