Dießen:Eine Klinik als Jobmotor

Dießen, Kloster St.Vinzens

Die ehemalige Klosterkapelle wird durch einen "Raum der Ruhe" ersetzt. Drei Schwestern sollen in der Klinik für die Seelsorge der Patienten bleiben.

(Foto: Georgine Treybal)

Vor mehr als 100 Besuchern stellt die Artemed-Gruppe ihre Pläne für das ehemalige Kloster vor. Für die Dießener ist der Investor vor allem als Arbeit-und Auftraggeber beim Betrieb und Umbau interessant

Von Armin Greune, Dießen

Die künftige psychosomatische Rehaklinik im früheren Augustinerstift und vormaligen Vinzentinerinnenkloster Dießen wirkt auf dem Arbeitsmarkt wie ein Magnet: Obwohl der Betrieb frühestens Anfang 2017 aufgenommen werden kann, liegen dafür bereits 70 Initiativbewerbungen vor. Und auch die SPD-Informationsveranstaltung "Artemed konkret" zog am Donnerstag unerwartet viele Neugierige an - darunter einige, die sich nach einem Job beim Träger erkundigten.

Nur nach langwierigen Gästeverschiebungen und Umbauten vermochte der "Unterbräu" den Ansturm der Dießener zu fassen. Die SPD-Ortsvorsitzende Hannelore Baur strahlte: "So viele waren noch nie da." Gemeinderatskollege und Wirt Martin Brink konnte nur noch einen kleinen Teil der Gäste im überfüllten Saal mit Getränken versorgen, die meisten mussten die Gesprächsrunde durstig überstehen. Neben älteren Mitbürgern saßen auch jüngere Frauen im Publikum. Doch die einzigen Männer unter 40 dürften Brink und Michael Kneis auf dem Podium gewesen sein. Noch ist er Klinik-Geschäftsführer in München, bald wird er das Dießener Artemed-Projekt betreuen. Mit ihm war Professor Rainer Salfeld gekommen, einer der drei Geschäftsführer der Artemed-Gruppe, die neben acht weiteren Krankenhäusern auch die Kliniken Tutzing und Feldafing betreibt. Beide gaben bereitwillig über ihre Pläne Auskunft, nur zu den Umbaukosten im denkmalgeschützten Kloster hielt sich Salfeld bedeckt: "Finanzen sind für uns auch nicht so relevant."

Mehr als 100 Zuhörer waren gekommen - und diese Zahl gibt auch die wesentlichen Daten des Projekts wieder. 100 Patienten soll die Klinik aufnehmen, 100 Sitze wird der Speise- und Veranstaltungssaal fassen, 100 Parkplätze werden gebaut, 100 Mitarbeiter beschäftigt. Gerade die jüngeren Besucher wollten über den künftigen zweitgrößten Arbeitgeber Dießens informiert werden, wie detaillierte Fragen nach Tarif oder Beschäftigung von Fremdfirmen zeigten. "Wir verstehen uns als Arbeitgeber für Dießen und die Region", sagte Kneis. 30 Ärzte und Therapeuten sowie 40 Pflegekräfte werden gesucht; weitere Stellen sind in Verwaltung und Küche, für Haustechnik und Reinigung zu besetzen. Kneis sicherte zu, dass alle Bewerbungen aufbewahrt werden, bis im kommenden Sommer mit der Personalakquise begonnen wird. Und Salfeld ergänzte, dass man selbst in der Küche und bei der Reinigung auf Leiharbeitsfirmen verzichten will - denn auch eine Putzkraft sei im Klinikalltag Ansprechpartner für Patienten. Bis auf Bulimie werden alle psychosomatischen Erkrankungen in Dießen behandelt - vor allem Angstzustände, Depressionen, Zwangsstörungen und Burn-Out-Syndrome. "Lehrer, Polizisten und Pfarrer sind die drei größten Patientenkreise", sagte Salfeld. Jeder Rehabilitand soll sich sechs bis acht Wochen in der Klinik aufhalten. Der An- und Abreiseverkehr halte sich auch deshalb in Grenzen, weil Besucher nicht erwünscht sind: Zur Therapie gehöre ja, die Patienten "aus dem normalen Umfeld herauszureißen", sagte Salfeld.

Die Frage, ob die Gemeinde Dießen von der Rehaklinik Gewerbesteuereinnahmen erwarten darf, musste er verneinen. Doch Baur ergänzte, dass die Klinikbeschäftigten zur Einkommensteuer beitragen. Und der Baubranche in der Ammerseeregion winken Aufträge beim Umbau: "Wir sind sehr dankbar, wenn sich lokale Betriebe bewerben", sagte Kneis und riet den anwesenden Handwerkern, das Leistungsverzeichnis anzufordern: "Nach dem Jahreswechsel wollen wir richtig loslegen."

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