Schweizer Spitäler vertauschten Babys

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GesundheitswesenSchweizer Spitäler vertauschten Babys

In Schweizer Krankenhäusern sind schon Säuglinge verwechselt worden. Die Kliniken wollen aber von diesem Problem nichts wissen.

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Verwechslungsgefahr: In Spitälern können Neugeborene versehentlich vertauscht werden. (Symbolbild)

Verwechslungsgefahr: In Spitälern können Neugeborene versehentlich vertauscht werden. (Symbolbild)

Keystone

Gemäss dem Fehlermeldesystem der Schweizer Spitäler haben offenbar schon einige Verwechslungen von Neugeborenen stattgefunden. Dies behauptet David Schwappach, der wissenschaftliche Leiter der Stiftung Patientensicherheit Schweiz, gegenüber der «NZZ am Sonntag»: «Ich weiss von etwas mehr als einer Handvoll solcher Vorkommnisse in Neonatologien.»

Schwappach bezieht seine Aussage auf das Fehlermeldesystem Cirrnet, dem 42 Schweizer Spitäler angehören. Dabei befinden sich unter den Meldungen mit Verwechslungen von Babys und Kindern auch jene, bei denen es fast zu einem Vertauschen gekommen sei. Diese Säuglinge seien noch rechtzeitig korrekt identifiziert worden, erklärt Schwappach. Gravierend kann es bei Verwechslungen werden, wenn unangebrachte Behandlungen vorgenommen oder falsche Medikamente abgegeben würden. Ob das tatsächlich passiert ist, kann Schwappbach nicht sagen. Details zu Cirrnet-Meldungen unterstehen der Geheimhaltungspflicht.

Die Bedeutung der Beschriftung

Schweizer Krankenhäuser wollen gemäss der «NZZ am Sonntag» von dieser Problematik nichts wissen. «Davon ist uns nichts bekannt», erklärt die Sprecherin des Uni-Kinderspitals beider Basel. Das Berner Inselspital meldet, dass es wegen der präzisen Beschriftungen der Brutkästen nicht zu Verwechslungen komme. Ähnlich tönt es aus den Kinderspitälern in Aarau und St. Gallen.

Hingegen sei es schon zu Verwechslungen von Flaschen mit Muttermilch gekommen, schreibt das Sonntags-Medium: «Solche Irrtümer sind publik. Eine Studie des Kinderspitals Zürich hat sie vor einigen Jahren anhand von Vorfällen in der Neonatologie beleuchtet. Zwischen 2001 und 2007 wurde zwei Dutzend Säuglingen die falsche Muttermilch verabreicht.» Das Zürcher Kinderspital habe die Konsequenzen aus solchen fällen gezogen und die Trinkflaschen so wie auf den Armbändern beschriftet. Dieses System habe sich bewährt, lassen die Verantwortlichen wissen. Und es würden weitere, noch exaktere Technologien getestet.

Die Studie aus den USA

Was die Verwechslungen von Babys betrifft, so lässt eine kürzlich durchgeführte und publizierte Studie aus den USA aufhorchen. Trotz Armband wurden auf 100'000 Verordnungen 38 Babys falsch identifiziert – nicht nur für Eltern eine schockierend hohe Zahl.

Das Netzwerk Cirrnet

Anonyme Meldungen von Vorfällen

2006 hat die Stiftung Patientensicherheit Schweiz das Netzwerk Cirrnet ins Leben gerufen. Angestellte von Krankenhäusern können darin anonym Fehler melden. «Seit 2012 beteiligen sich die Kantone und die angeschlossenen Spitälern an der Cirrnet-Finanzierung. Im Gegensatz zu anderen Ländern besitzt die Schweiz kein verpflichtendes Meldesystem für gravierende, die Patientensicherheit gefährliche Vorfälle» schreibt die «NZZ am Sonntag».

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