Quadripartite: Krankenkasse sitzt auf immer mehr Geldreserven

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QuadripartiteKrankenkasse sitzt auf immer mehr Geldreserven

LUXEMBURG - Am Mittwochnachmittag treffen die Sozialpartner mit zwei Ministern für die Herbst-Quadripartite zusammen. Es geht unter anderem um die gute Bilanz der Krankenkasse.

Immer mehr Menschen in Luxemburg verzichten aus Geldgründen auf einen Zahnarztbesuch.

Immer mehr Menschen in Luxemburg verzichten aus Geldgründen auf einen Zahnarztbesuch.

Beim heutigen Vierertreffen, der sogenannten Quadripartite, werden garantiert Köpfe rauchen: Unter anderem geht es bei den Verhandlungen am Nachmittag um die Konten der Nationalen Gesundheitskasse (CNS). Dieses Jahr soll der Fehlbetrag aus dem laufenden Geschäft bereits 63,2 Millionen Euro betragen. Zum Vergleich: 2014 lag das Saldo noch bei 5,2 Millionen Euro und 2013 bei 22,5 Millionen Euro. Damals hatte die CNS aber noch seine Schulden auch an ausländische Krankenkassen abbezahlt. Die Lage ist also gut und sollte weiterhin so bleiben, auch weil Experten für 2016 einen Überschuss von 107,1 Millionen Euro prognostizieren. Aus diesem Grund sind reichlich finanzielle Rücklagen vorhanden.

Es stellt sich aber die Frage, was mit diesen Reserven anzufangen ist. Gewerkschafter und Arbeitnehmervertreter haben da ihre Ideen. Sie fordern bereits seit Jahren eine höhere Kostenübernahme durch die Krankenkasse bei zahnmedizinischen Leistungen. Hintergrund: Im Großherzogtum geben jedes Jahr mehr Versicherte zu, aus Geldgründen auf zahnärztliche Behandlungen zu verzichten. Hinzu kommt, dass die Sozialbeiträge für Versicherte vor ein paar Jahren angestiegen sind – allerdings ohne konkrete Gegenleistung. Insofern wäre eine Verbesserung der Kostenübernahme durch die gute finanzielle Lage nicht völlig von der Hand zu weisen.

Pauschalen für Krankenhäuser

Ein weiteres Thema, mit dem sich die Sozialpartner am Mittwochnachmittag befassen werden, ist die sogenannte «Tarification à l’activité» (Fallpauschale) in den Krankenhäusern. Dieses Großprojekt zielt darauf ab, dass die Kliniken ihre Behandlungen und Eingriffen künftig pauschal und nicht mehr einzeln verrechnet bekommen. Die Gewerkschaften haben hier aber noch ihre Einwände.

Tatsächlich weist dieses Modell Fallstricke auf. Zum einen könnte es Krankenhäuser dazu verleiten, nur mehr die lukrativsten Behandlungen und Eingriffe durchzuführen, um eine komfortable Budgetsituation zu erhalten. Folglich könnten bestimmte medizinische Verfahren, die zwar wichtig, aber finanziell uninterassent sind, vernachlässigt werden. «Bevor wir dieses Projekt angehen, sollten wir andere wie die Krankenhausplan, das elektronische Patientendossier und so weiter erst einmal abschließen», erklärte ein Teilnehmer der Quadripartite am Mittwochnachmittag.

(Patrick Théry/L'essentiel)

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