Seefelder Klinik:Neues Millionengrab entdeckt

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Die Schulden des Seefelder Krankenhauses werden immer höher. Wie sich nach einer externen Prüfung herausstellt, liegt das Defizit nun bei etwa 4,5 Millionen Euro. Ein Darlehen soll das Überleben der Klinik sichern

Von Christine Setzwein, Seefeld

Die Verluste, die das Krankenhaus Seefeld in den vergangenen Jahren eingefahren hat, gehen in die Millionen. Zum Ende des Jahres wird sich das Defizit auf etwa 4,5 Millionen Euro belaufen. Das gaben der Vorsitzende des Krankenhauszweckverbands, Wolfram Gum, und Landrat Karl Roth am Dienstagabend gemeinsam bekannt. Zuvor waren Roth und die Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden Andechs, Gilching, Herrsching, Inning, Seefeld, Weßling und Wörthsee in einer Krisensitzung über das Ergebnis der überörtlichen Rechnungsprüfung informiert worden. Damit die Klinik weiterarbeiten kann, hat der Zweckverband beschlossen, ein langfristiges Darlehen aufzunehmen, "zu günstigen Zinsen", wie Wolfram Gum sagte.

Eingebrockt hat der Klinik das Desaster der ehemalige Geschäftsführer, der Anfang Oktober fristlos entlassen worden war. Er habe die Zahlen geschönt, damit das Krankenhaus nach außen gut dastehe, aber nicht, um sich zu bereichern, hieß es. Der Kommunale Prüfungsverband sprach am Dienstag von "bilanzrechtlichen Verstößen", berichtete Gum.

Begonnen haben die Zahlenspiele schon 2012, haben die externen Prüfer herausgefunden. Danach ist in den Jahren 2012 bis 2014 ein Defizit in Höhe von 2,85 Millionen Euro aufgelaufen. Für 2015 liegen noch keine Zahlen vor, aber Landrat Roth rechnet damit, dass noch einmal knapp 1,65 Millionen dazukommen.

Die Ärztliche Direktorin und Chefärztin Regine Hahn habe in der Sitzung ein "engagiertes Einsparprogramm" vorgelegt, sagte Gum. Ein externer Prüfer soll dieses Programm so schnell wie möglich untersuchen. Damit will der Zweckverband herausfinden, ob die Chirurgische Klinik Seefeld nicht doch weiterhin eigenständig bleiben kann. Das ist nach wie vor Wunsch einiger Bürgermeister. Wie Landrat Roth sagte, soll möglichst rasch ein Interimsgeschäftsführer gefunden werden, der dann schon den Wirtschaftsplan 2016 verantworten soll. Sollte das Sparpotenzial nicht ausreichen für den eigenständigen Weiterbetrieb, müsse ein Strategiepapier entwickelt werden unter dem Motto: "Wo geht es hin mit der Seefelder Klinik?"

Für den Landrat ist das jetzt schon klar: nach Starnberg. Für ihn kommt nur eine Kooperation mit dem kommunalen Klinikum in der Kreisstadt in Frage. "Das kann ich mir gut vorstellen", sagte er. Mit Starnberg und Seefeld sei die Rundum-Versorgung der Landkreisbürger gewährleistet. "Vielleicht bekommt Seefeld dann ja zusätzliche Abteilungen", meinte Roth. Auf alle Fälle soll die Klinik erhalten bleiben, da zieht der Landrat mit den Bürgermeistern an einem Strang. "Die Bürger im westlichen Landkreis brauchen sie." Eine Kooperation mit einem privaten Klinikbetreiber lehnt er rigoros ab.

Auf der Homepage der Klinik befand sich bis vor kurzem noch das Foto des früheren Geschäftsführers, jetzt ist dort eine weiße Fläche. "Krankenhausleitung (z. Zt. vakant)" steht dort. 2008 hatte der gebürtige Westfale seinen Job in Seefeld angetreten. Der Ex-Geschäftsführer hat jetzt über einen Anwalt gegen die fristlose Kündigung Klage beim Arbeitsgerichts München eingereicht. Strafanzeige wird der Zweckverband wohl nicht erstatten, sagte Gum am Dienstag. "Aber Staatsanwälte lesen auch Zeitung."

Eine überörtliche Rechnungsprüfung steht normalerweise nur alle drei Jahre an. Dazwischen kontrolliert der Rechnungsprüfungsausschuss des Zweckverbands die Unterlagen. Dem waren die Zahlenspiele des Geschäftsführers über Jahre nicht aufgefallen. "Das war ganz geschickt gemacht", sagte Gum.

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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