Der Kreis Calw hat seine Medizinkonzeption. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

KlinikenLandrat Riegger reagiert mit Unverständnis auf Anschuldigungen aus dem Nachbarkreis

Kreis Calw - Mit wenig Verständnis und viel Gelassenheit reagiert Calws Landrat Helmut Riegger auf Vorwürfe aus dem Kreis Freudenstadt, Calw habe sich Gesprächen über das Thema Krankenhäuser versagt.

Vielmehr sei man immer wieder auf den Kreis Freudenstadt zugegangen, auch über die Ebene der Geschäftsführer von Klinikverbund und den Freudenstädter Kliniken. So habe es etwa Angebote im Bereich der Speiseversorgung, von IT und der Sterilgutversorgung gegeben, berichtet Calws Landrat Helmut Riegger im Gespräch mit unserer Zeitung. "Aber von Freudenstadt kam nichts zurück", konstatiert Riegger.

Und als der Kreis Calw sich im Rahmen des Klinikverbunds um eine zukunftsfähige Medizinkonzeption für seine Krankenhäuser bemühte, und die Möglichkeit einer Zusammenarbeit dagewesen wäre, sei auch nichts gekommen. "In dieser Zeit hat man sich im Nachbarkreis ausschließlich mit sich und den Häusern in Freudenstadt und Horb beschäftigt", erinnert sich der Calwer Kreischef.

Und an dieser Haltung habe sich bis in die jüngste Vergangenheit wenig geändert. Noch im Sommer habe man das fertig ausgearbeitete "Medizinkonzept 2020" auch vor Freudenstädter Kreisräten vorgestellt, so Riegger. Von Interesse an einer konstruktiven Zusammenarbeit war dabei offenbar wenig zu spüren: "Außer Kritik kam da nichts aus Freudenstadt", erinnert sich der Calwer Landrat. Was eine engere Zusammenarbeit zudem erschwere, sei der ganz unterschiedliche Planungsstand.

"Wir sind Freudenstadt um zwei Schritte voraus"

Während Freudenstadt überhaupt kein Medizinkonzept und keinen strategischen Partner habe, sei der Kreis Calw fest im Klinikverbund Südwest verankert und könne eine aufwendig über Jahre mit Bürgerbeteiligung erarbeitete "Medizinkonzeption 2020" vorweisen, die man nun umsetzen wolle. "Wir sind Freudenstadt um zwei Schritte voraus", konstatiert Helmut Riegger, der von einem "Zoff" zwischen den Landkreisen nichts wissen will. Vielmehr gebe es sinnvolle Absprachen in Sachen Kliniken, etwa die dass man Patienten gezielt an die Strahlentherapie nach Horb und nicht an andere Kliniken überweise und der Klinikverbund sogar ähnliche Angebote mit Blick auf Horb zurückgefahren habe.

Auch was eine weitere Kooperation angeht, zeigt sich Riegger gegenüber unserer Zeitung gesprächsbereit – allerdings unter bestimmten Voraussetzungen: "Wenn Freudenstadt seine Hausaufgaben gemacht hat, wenn man dort weiß, was man will und ein entsprechendes Konzept hat, dann kann man gerne auf uns zukommen und mit uns reden", stellt der Landrat klar. Genauso klar sei, dass man eines auf keinen Fall tun werde: das gesamte Paket der Medizinkonzeption 2020 und der verbundweiten Medizinkonzeption aufschnüren, um mit Freudenstadt in eine Diskussion einzutreten.

Jeder der beiden Kreise habe jetzt seine Hausaufgaben zu machen, so Riegger abschließend. Jeder müsse erst einmal auf seine eigenen Sachen schauen und seinen eigenen Platz beackern, sagt Riegger mit Blick auf den Kreis Freudenstadt, ohne dabei die Sache hoch zu hängen. "Ich bin da ganz ganz entspannt."

Ebenso verwundert wie Landrat Helmut Riegger reagiert auch Johannes Schwarz, Fraktionschef der Grünen im Kreistag, auf die Klagen aus dem Nachbarkreis. Bei einem von Calwer Seite initiierten Gespräch 2012 zwischen den Fraktionsvorsitzenden der Kreistage habe man – mangels Zukunftskonzepten – zufrieden zur Kenntnis genommen, dass die Geschäftsführungen in regem Kontakt standen und vereinbart, in Kontakt zu bleiben.

Dass sich Calw in der Folge intensiv mit seiner Medizinkonzeption beschäftigt habe, könne den Freudenstädter Kollegen nicht entgangen sein. "Insofern wäre es eine Holschuld der Freudenstädter gewesen, Gesprächsbedarf anzumelden", schreibt der Fraktionschef in einer Stellungnahme. Doch bis zum Sommer 2015 sei dies nicht der Fall gewesen. Trotz der jüngsten Irritationen würde Schwarz zwar Gespräche zwischen den Kreisen in dieser Sache begrüßen, er kann sich sogar auf lange Sicht eine Integration des Kreises Freudensstadt in den Klinikverbund vorstellen, doch zwei Dinge sind für Schwarz undenkbar: dass man bei der Medizinkonzeption für den Kreis Calw jetzt noch einmal von Null anfängt und dass der Kreis Calw zugunsten einer "Zweisamkeit mit Freudenstadt" den Klinikverbund Südwest verlässt.