Viele Widrigkeiten für kleines Krankenhaus

2.11.2015, 08:33 Uhr
Viele Widrigkeiten für kleines Krankenhaus

© Foto: Karg

Eines wurde bei der Vorstellung des Jahresergebnisses durch den Geschäftsführer des Stadtkrankenhauses, Diakon Klaus Seitzinger, deutlich: Bundespolitische Vorgaben, auf die man vor Ort naturgemäß keinen Einfluss hat, machen es schwer, vorausschauend zu planen. SPD-Fraktionsvorsitzender Werner Sittauer brachte es auf den Punkt, als er beklagte, dass gute Arbeit im Krankenhaus immer wieder durch Entscheidungen auf Bundesebene konterkariert würde: „Die wollen uns nicht.“ Kleinen Krankenhäusern werde zunehmend das Leben schwer gemacht.

Beispiel: Mehrleistungsabschlag. Werden mehr Patienten stationär behandelt, als nach bundesweiter Statistik üblicherweise in einem Haus dieser Größe, werden die Erlöse gedeckelt, es gibt also keine angemessene, kostendeckende Vergütung für die Mehrleistung.

Ähnlich verhält es sich bei Patienten, die die rund um die Uhr zur Verfügung stehende Notfallambulanz aufsuchen. Bei einem Aktionstag im Sommer letzten Jahres hatten die Kliniken in Mittelfranken auf diese Misere aufmerksam gemacht. Hilfesuchende schätzen die Kompetenz eines Krankenhauses, die Kostenträger erstatten jedoch nicht den Betrag, der erforderlich wäre, um die Diagnostik und die Behandlung zu begleichen. Beim Aktionstag hatte Geschäftsführer Seitzinger darauf hingewiesen, dass das Stadtkrankenhaus im Jahr zuvor bei der ambulanten Versorgung Hilfesuchender rund 1,3 Millionen Euro draufgezahlt habe.

Während die Zahl der stationär behandelten Menschen von 7176 (2011) Jahr für Jahr kontinuierlich gestiegen ist (2014: 7910), hat ebenso auch die Zahl derer zugenommen, die die Ambulanz des Stadtkrankenhauses aufsuchen, obwohl sie eigentlich beim kassenärztlichen Notfalldienst „richtig“ wären; Geschäftsführer Seitzinger wertet dies als „Vertrauensbeweis“, andererseits wird dadurch auch die Bilanz „verhagelt“.

Bei den Erlösen aus allgemeinen Krankenhausleistungen habe man im Jahresvergleich zwar eine deutliche Steigerung um 725 000 Euro verbuchen können, der „Mehrleistungsabschlag“ werde das Stadtkrankenhaus nach 2013 und 2014 aber nochmals im Jahr 2015 treffen, so Seitzinger. Für heuer erwarte man, dass der Wegfall der gynäkologischen Hauptabteilung in weiten Teilen kompensiert werde.

Anhand bereits vorliegender Zahlen habe man hochgerechnet, dass heuer 7472 Patienten stationär behandelt werden. Bei den ambulanten Fällen rechne man mit keiner weiteren Steigerung. Unterm Strich werde dann ein Defizit von rund einer Million Euro stehen – gut 500 000 weniger als im Vorjahr. Die Weiterentwicklung im Bereich der Schlaganfallbehandlung und bei der Schmerztherapie zeige außerdem Erfolge, so Seitzinger.

Neue Ansätze

In der Zukunft bereite weiter die Deckelung der Erlöse Probleme, auch Tarifsteigerungen werden 2016 wieder zu verkraften sein. Das Stadtkrankenhaus müsse sich auch weiterhin am Bedarf der Bürger orientieren. Hoffnungen setze man auf die weitere Entwicklung in der chirurgischen Abteilung, wo man auch Gefäßchirurgie anbiete. Es sei auch gelungen, eine frauenheilkundliche Belegabteilung aufzubauen. Eine große Herausforderung stellten neue Ansätze in der Versorgung der Patienten dar, die die Notfallambulanz aufsuchen. Seitzinger versicherte, dass man weiter an der Qualität der Patientenversorgung arbeiten, aber auch die Wirtschaftlichkeit des Hauses heben wolle.

Quer durch alle Stadtratsfraktionen wurde sowohl der Geschäftsführung als auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtkrankenhauses gute Arbeit bescheinigt, wenngleich auch unüberhörbar war, dass ein besseres finanzielles Ergebnis erwartet wird. Geschäftsführer Seitzinger versicherte, dass man hart an den inneren Strukturen arbeite, um auch für einen möglichen Kooperationspartner interessant zu sein.

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