Klinik Seefeld:Die Zeichen stehen auf Fusion

Der Zweckverband des in Schieflage geratenen Krankenhauses Seefeld berät über die Zukunft der Klinik

Von Christine Setzwein, Seefeld

Nach außen hin geht es nur ums Geld, wenn sich der Zweckverband Krankenhaus Seefeld am kommenden Dienstag zu einer öffentlichen Sondersitzung trifft, um über den Nachtragshaushalt 2015 zu beschließen. Intern wird es anschließend sicher um viel mehr gehen als um das Defizit in Millionenhöhe. Um behaupten zu können, dass die Zukunft der Chirurgischen Klinik in der nicht öffentlichen Tagesordnung zur Debatte steht, muss man kein Prophet sein. Und es mehren sich die Zeichen, dass es zu einer Fusion mit dem Kreisklinikum Starnberg kommt.

Dem Vernehmen nach hat es bereits Gespräche gegeben zwischen dem Zweckverbandsvorsitzenden Wolfram Gum, Landrat Karl Roth und dem Geschäftsführer des Starnberger Kreiskrankenhauses, Thomas Weiler. Gum wollte sich am Freitag dazu nicht äußern, er verwies auf die Sitzung am Dienstag.

Der Nachtragshaushalt ist notwendig geworden, weil der Kommunale Rechnungsprüfungsverband bei der Durchsicht der Bücher auf beachtliche "bilanzrechtliche Verstöße" durch den ehemaligen Geschäftsführer gestoßen war. Hochgerechnet kam man beim Zweckverband auf ein Loch in Höhe von 4,5 Millionen Euro. Mittlerweile ist nur noch von zwei Millionen die Rede. Aber auch das ist eine Summe, die eine kleine 72-Betten-Klinik kaum erwirtschaften dürfte. Die überörtliche Rechnungsprüfung ist aber noch nicht abgeschlossen, wie der Geschäftsführende Direktor des Prüfungsverbands, Günter Heimrath, auf Anfrage der SZ mitteilt. Das werde "noch einige Zeit in Anspruch nehmen".

Die Bürgermeister und Gemeinderäte in den Trägerkommunen des Zweckverbands, die unbedingt an der Selbständigkeit der Seefelder Klinik festhalten wollen, werden immer weniger. Gilching hat bereits vor Wochen beschlossen, die Klinik zu erhalten - aber unter dem Dach von Starnberg. Das sieht auch Landrat Roth so. Die Anzahl der Stimmen im Zweckverband richtet sich nach der Einwohnerzahl der Gemeinden, je angefangene 1000 Einwohner gibt es eine Stimme. Gilching hat 17, Herrsching zehn, Seefeld sieben, Weßling und Wörthsee je fünf, Inning vier und Andechs drei. Die Stimmen für den Landkreis errechnen sich aus der Formel 51 mal 45 geteilt durch 55. Macht 42. Auf die zwei Kreisräte im Gremium entfallen davon je drei Stimmen, der Rest auf den Landrat.

Nicht unerheblich für eine Fusion dürfte der Zeitpunkt sein. An einer abgewirtschafteten Klinik werden die Starnberger kein Interesse haben. Das könnte passieren, wenn der Sparzwang in Seefeld so groß wird, dass die Qualität büßt. Jetzt steht die Klinik noch gut da, auch wenn sie im Klinikreport 2015, erstellt von Münchner Merkur und Techniker Krankenkasse, in allen Leistungsbereichen bei den Qualitätsergebnissen hinter Starnberg und auch hinter Penzberg liegt.

650 Beschäftigte hat Starnberg, 150 Seefeld, 175 Penzberg. Das sind immerhin fast 1000 kommunale Arbeitsplätze, um die es - zum Wohl der Patienten - geht. Apropos Penzberg. Seit 2012 ist das Krankenhaus Penzberg ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Kreiskrankenhaus Starnberg GmbH. Seinerzeit hochdefizitär, konnte das 100-Betten-Haus die Auslastung von Jahr zu Jahr steigern. "Natürlich gab es Einschnitte", sagt die Betriebsratsvorsitzende Sonja Schamberger-Eberl. Seit 1983 arbeitet sie als Krankenschwester in Penzberg. Vor der Übernahme "haben wir aus dem Vollen geschöpft, das kann sich heute keiner mehr leisten". Die Zusammenarbeit mit Starnberg sei sehr gut, und sie schätze Geschäftsführer Weiler als offenen, menschlichen Gesprächspartner. Der Personalstand konnte sogar wieder erhöht werden. Jetzt erleichterten zum Beispiel Stationshilfen und ein qualifizierter Bring- und Holdienst von Patienten die Arbeit des Pflegepersonals. "Für Penzberg", sagt Schamberger-Eberl, "war die Fusion mit Starnberg positiv."

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