Bonn bleibt beliebtes Ziel Kliniken werben um Personal

Bonn · Mit 24 700 Beschäftigten im medizinisch-pflegerischen Bereich und rund 800 selbstständigen Ärzten und Therapeuten allein in Bonn ist die Gesundheitswirtschaft ein tragender Pfeiler der Wirtschaftsregion Bonn/Rhein-Sieg.

 Bei einem Beratungsgespräch zu fachsprachlichen Deutschkursen für ausländische Mediziner treffen sich drei junge Frauen auf der Klinikmesse.

Bei einem Beratungsgespräch zu fachsprachlichen Deutschkursen für ausländische Mediziner treffen sich drei junge Frauen auf der Klinikmesse.

Foto: Martin Wein

Damit das auch so bleibt, luden die Stadt Bonn und die Kreise Rhein-Sieg und Ahrweiler am Freitag zum fünften Mal Nachwuchsmediziner und Pflegekräfte zur Rheinischen Klinikmesse ins Hilton-Hotel ein.

"In Bonn können wir Arztstellen bislang allenfalls bei Psychiatern oder sehr speziellen anderen Aufgaben nur mit einiger Mühe besetzen", erklärten am Rande der Veranstaltung stellvertretend für die 20 Krankenhäuser sowie Fach- und Rehakliniken Christoph Bremekamp vom Gemeinschaftskrankenhaus und Ludger Greulich von der LVR-Klinik. Deutschlandweit herrscht für Ärzte allerdings praktisch Vollbeschäftigung. Die meisten können sich ihre Stelle aussuchen. In den beiden Landkreisen sieht es wie überall in Deutschlands ländlichem Raum deshalb deutlich anders aus, beobachtete Rainer Meilicke, der das Gesundheitsamt im Rhein-Sieg-Kreis leitet. Für das Krankenhaus in Eitorf etwa würden händeringend zwei Mediziner gesucht. Gravierend hingegen überall: Der Bedarf an Pflegekräften.

Statt sich das Personal aktiv abzuwerben, setzen die Wirtschaftsförderer und Gesundheitsämter der Region seit Jahren auf Kooperation. "Wir versuchen, neue Personengruppen zu erreichen", berichtet Dieter Knospe von der Bonner Wirtschaftsförderung, der die Messe organisiert hat. Voll besetzt sind etwa die Coachings für Mediziner oder Pflegekräfte, die nach der Baby- oder Familienpause wieder einen Berufseinstieg suchen.

Die Fortbildungsakademie der Wirtschaft ebnet ausländischen Medizinern oder Pflegekräften mit fachsprachlichen Deutschkursen den Weg zu einer hiesigen Beschäftigung. "Wir haben dabei seit etwa zwei Jahren auch mit Flüchtlingen zu tun", sagte Akademieleiterin Christina Alberding-Schmidt. Allerdings brauchten die anders als häufig dargestellt wenigstens ein halbes bis ein dreiviertel Jahr, bis sie sich überhaupt für einen solchen Kurs ausreichend eingelebt haben. Direkt aus der Erstaufnahmestelle in den OP schafft es praktisch keiner.

Zahl von Nachwuchsmedizinern begrenzt

Mit Fachvorträgen, Beratung und einer zentralen Stellenbörse konnte die Messe insgesamt rund 250 Fachbesucher erreichen. Allerdings ist die Zahl von Nachwuchsmedizinern insgesamt durch festgelegte Studentenzahlen begrenzt. Um den Personalmangel zu beheben, solle mehr Durchlässigkeit in Medizinberufen Einzug halten, wünscht sich Ludger Greulich. Dazu gehören könne ein Studentenkontingent für Abiturienten mit medizinischer Ausbildung, die den Numerus clausus nicht erreicht haben.

Die Abwanderung junger Mediziner ins europäische oder nordamerikanische Ausland ist für die Region jedenfalls kein Problem, sagt Inge Heyer, die das Bonner Gesundheitsamt leitet. Allerdings bemühten sich die Hochschulen aktiv um Rückkehrer. Heyers Siegburger Kollege Meilicke berichtet: "Die Kölner Uni organisiert jungen Wissenschaftlern nicht nur eine Wohnung und Betreuungsplätze für die Kinder, sondern garantiert sogar dem Partner einen Uni-Job".

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