Berichte über mehr als 100.000 vermeidbare Infektionen in Krankenhäusern, voreilige Knie-, Hüft- und Rückenoperationen, reihenweise Schmu bei Transplantationen – man könnte am Ethos der Ärzte zweifeln. Beim einfachen Augenarztbesuch fängt es schon an. Eigentlich will man sich nur für eine neue Brille die Augen prüfen lassen. Aber schon im Wartezimmer überreicht die Sprechstundenhilfe ein Formular für eine zusätzliche Individuelle Gesundheitsleistung, kurz IGeL. Die Frau Doktor wolle gern noch den Augeninnendruck überprüfen – und das koste leider extra. Was die Arzthelferin nicht sagt: Der Gemeinsame Bundesausschuss erachtet den Test nicht als sinnvolle Routineuntersuchung. Und weil das Gremium darüber entscheidet, was die Krankenkassen zahlen müssen, wird die Untersuchung von diesen nicht übernommen. Eine kleine Episode, wie sie sich in vielen Praxen abspielt. Tagtäglich sehen sich Patienten mit Angeboten konfrontiert, von denen sie nicht wissen, ob sie ihrer Gesundheit dienen oder nur die Kasse des Arztes füllen sollen.