PEPP

Aktionsbündnis fordert zwei Jahre Aufschub

Post an Gröhe vom Aktionsbündnis gegen PEPP: Der Widerstand gegen ein neues Entgeltsystem in der Psychiatrie bleibt bestehen, wie sich auch auf dem DGPPN-Kongress zeigte.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Protestaktion auf dem DGPPN-Kongress gegen PEPP.

Protestaktion auf dem DGPPN-Kongress gegen PEPP.

© Thomas Müller

BERLIN. Die Einführung eines an Fallpauschalen orientierten Entgeltsystems für Psychiatrie und Psychosomatik (PEPP) bleibt eine Hängepartie.

Umstritten ist vor allem, dass das Entgeltsystem bis Ende 2016 eingeführt werden solle, während im Jahr darauf die Psychiatrie-Personalverordnung ausläuft.

Die Verordnung gilt seit 25 Jahren als Garantin für eine halbwegs stabile Personalausstattung. PEPP-Kritiker fürchten, dass die neue Vergütungssystematik in ihrer aktuellen Version aufgrund ihrer Wettbewerbs- und Preisorientierung zu Personalabbau in der psychiatrischen Versorgung führen könne.

"Das Budgetsystem darf kein Preissystem werden, sondern ein System, das ausreichend Personal als wichtigste Qualitätsanforderung sichert", sagte Dr. Iris Hauth, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Die Praktiker plädieren daher dafür, das Projekt für ein bis zwei Jahre aufzuschieben, bis Klarheit herrsche, wie es weitergehen könne.

Derzeit prüft das Gesundheitsministerium einen von 17 Fachgesellschaften und Ärzteverbänden unterbreiteten Alternativvorschlag. Der geht ausdrücklich darauf ein, dass in den Pauschalen die erforderliche personelle Ausstattung, die milieutherapeutischen Erfordernisse und besondere krankenhausindividuelle Strukturkriterien zum Beispiel für über Dezentralität hergestellte Gemeindenähe abgebildet werden solle.

Große Verunsicherung

In der kommenden Woche soll Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) Post von den Unterzeichnern des Alternativkonzepts erhalten.

In dem Schreiben werde man die Frage aufwerfen, ob es nicht sinnvoll sein könne, das Moratorium für die verpflichtende Einführung von PEPP noch einmal zu verlängern.

"Eine weitere Zeitverschiebung im Umsetzungsprozess würde den Kliniken Spielraum verschaffen und ihnen den Umsetzungsdruck nehmen", sagte Iris Hauth. Bislang hätten 150 Kliniken für PEPP optiert.

In den Häusern herrsche jedoch Verunsicherung, ob sich an dem System grundsätzlich noch etwas ändern werde.

Damit zusammen hängt die zweite Forderung der Fachgesellschaften und Verbände. Der Minister möge prüfen, ob die Psychiatrie-Verordnung verlängert werden könne.

"Wir befürchten, dass ein Zustand eintritt, in dem die Psychiatrie-Personalverordnung nicht mehr gilt und die Finanzierung eines ausreichenden Personalbestands wegfällt", sagte Hauth. Am Beispiel der DRG-Einführung in der somatischen Medizin werde deutlich, wohin es führe, wenn die Personalfinanzierung nicht gesichert sei.

Hauth verwies darauf, dass Personal in der Psychiatrie die wichtigste Ressource sei. Es müsse immer Zeit für die Patienten und Gespräche mit ihnen geben. "Da lässt sich keine Prozessoptimierung durchführen", warnte Hauth. Die Ärzte könnten nicht schneller sprechen, und die Patienten nicht schneller verstehen.

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