GKV-Schätzung:Kliniken brauchen noch mehr Geld

Die Gesundheitsreform und steigende Preise bei Medikamenten schlagen zu Buche: Vier Milliarden zusätzlich sollen die deutschen Krankenhäuser im kommenden Jahr erhalten.

Von Kim Björn Becker

Die deutschen Krankenhäuser werden im kommenden Jahr nach einer Schätzung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) etwa vier Milliarden Euro mehr erhalten als 2015. Demnach steigen die Ausgaben der Kliniken um etwas mehr als fünf Prozent von derzeit 70,6 auf 74,5 Milliarden Euro. Das geht aus einer Berechnung des GKV-Spitzenverbands hervor.

Der Prognose zufolge entfallen drei Viertel der zusätzlichen Ausgaben auf allgemeine Kostensteigerungen im Gesundheitswesen: Medikamente werden teurer, die Ärzte stellen mehr Leistungen in Rechnung, das treibt die Klinikkosten im kommenden Jahr nach Angaben der Kassen um etwa drei Milliarden Euro in die Höhe. Darüber hinaus schlage die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) mit einer weiteren Milliarde Euro zu Buche. Die Kliniken sollen mehr Pflegepersonal einstellen können und auch mehr Geld bekommen, wenn ihre Ärzte besonders gute Behandlungsergebnisse erzielen - wenn also zum Beispiel wenige Komplikationen auftreten und kaum Nachbehandlungen erforderlich sind. Die Reform tritt am Neujahrstag in Kraft, das Gesundheitsministerium rechnet für 2016 allerdings mit Kosten in Höhe von einer halben Milliarden Euro. Bereits im Oktober warnten die Kassen davor, dass 2016 zu einem "Rekordausgabenjahr im Krankenhausbereich" werde und die Kliniken mehr Geld erhielten als sie tatsächlich benötigten. Vor drei Monaten gingen sie noch von einem Ausgaben-Plus von 3,6 Milliarden Euro gegenüber 2015 aus, diese Prognose haben sie inzwischen um etwa 300 Millionen Euro nach oben korrigiert. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) rechnete hingegen vor, dass die Mittel der Kliniken in Zukunft sogar gekürzt würden.

Gesetzliche Krankenkassen erhöhen nächstes Jahr ihre Beiträge

Als Reaktion auf die steigenden Kosten nicht nur bei der klinischen Versorgung haben etliche Kassen angekündigt, im kommenden Jahr die Beiträge der Versicherten zu erhöhen. Unter anderem die beiden größten Kassen des Landes, die Techniker-Krankenkasse und die Barmer-Ersatzkasse, annoncierten bereits, dass sie den Zusatzbeitrag um 0,2 Prozentpunkte anheben wollen. Damit steigen die Kassenbeiträge für deren Versicherte auf 15,6 beziehungsweise auf 15,7 Prozent. Im vergangenen Jahr machten die Kosten für Krankenhausbehandlungen etwas weniger als die Hälfte aller Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung aus.

Der GKV-Spitzenverband rechnet ferner damit, dass die Krankenhausversorgung die Versicherten im Jahr 2018 mehr als 80 Milliarden Euro kosten wird. Zwar sei die Schätzung noch mit Unsicherheiten behaftet, heißt es bei dem Verband, doch gehe man zum gegenwärtigen Zeitpunkt von einer Kostensteigerung in Höhe von zehn Milliarden Euro innerhalb von drei Jahren aus. Auch bei der Pflegeversicherung steht den Mitgliedern eine Beitragserhöhung bevor.

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