Hirslanden weist Vorwurf zurück
Ein Kardiologe des Tiefenauspitals soll von der Hirslanden-Gruppe für die Zuweisung von Patienten Geld kassiert haben. Das sei falsch, sagen die Hirslanden-Verantwortlichen. Die Spitäler hätten regelkonform zusammengearbeitet.
Dass es Fälle gibt, in denen Arztpraxen oder Spitäler regelwidrig Provisionen für das Überweisen von Patienten zahlen, wird schon lange vermutet. Die «SonntagsZeitung» hat nun publik gemacht, dass die Privatklinik Hirslanden im Jahr 2007 einem Kardiologen Geld für Zuweisungen bezahlt haben soll. Konkret handelt es sich um die Hirslanden-Klinik Beau-Site und das öffentliche Tiefenauspital in Bern.
Pro Patient habe Hirslanden dem Kardiologen im Durchschnitt 1000 Franken überwiesen – und zwar direkt auf dessen privates Konto. Zwar soll das Leitungsgremium der Spital Netz Bern AG, zu welcher das Tiefenau gehört, bereits 2008 informiert gewesen sein, auf eine Untersuchung ist jedoch gemäss «SonntagsZeitung» verzichtet worden. Handelte es sich um einen Fall solcher verpönter Vermittlungsgebühren? Nein, beteuern die damaligen und die aktuellen Hirslanden-Verantwortlichen.
Zusammenarbeitsvertrag
Auf Anfrage erklärt Guy Jaquet, bis September 2008 Beau-Site-Direktor, es habe durchaus Zahlungen gegeben. «Dies aufgrund eines offiziellen Zusammenarbeitsvertrages zwischen den beiden Spitälern.» Die Spital Netz Bern, insbesondere das Tiefenauspital, und die Klinik Beau-Site hätten in der Herzchirurgie zusammengearbeitet, sagt auch der aktuelle Beau-Site-Direktor Christoph Egger und verweist ebenfalls auf die vertragliche Regelung.
Patienten seien im Beau-Site operiert und danach im Tiefenau weiter betreut worden. Die Fallpauschalen für die herzchirurgische Behandlung seien vertragsgemäss zwischen den beiden Organisationen aufgeteilt worden. Hirslanden habe dem Tiefenauspital die postoperativen Leistungen vergütet.
Dass der Kardiologe gemäss «SonntagsZeitung» 50'250 Franken erhalten hat, erklärt man bei Hirslanden so: Im Jahr 2008 seien Zahlungen in Höhe von 50'250 Franken irrtümlicherweise auf das Privatkonto des Arztes überwiesen worden. Dieser habe das Geld rückerstattet, und Hirslanden habe den Betrag anschliessend der Spital Netz Bern AG überwiesen. Damit sei der Fehler korrigiert gewesen. Der Kardiologe selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Der Kanton prüft
Jean-François Andrey ist heute Präsident des Verbands der Berner Privatspitäler, bis 2009 war er Finanzchef von Hirslanden Bern. Auch er betont, es habe sich nicht um Vermittlungsgebühren, sondern um Zahlungen für medizinische Leistungen im Rahmen des Zusammenarbeitsvertrags gehandelt.
Joseph Rohrer, Verwaltungsratspräsident der Spital Netz Bern AG, sagt auf Anfrage, er könne keine Stellung nehmen, weil er den Fall nur aus den Medien kenne. Das bernische Kantonsarztamt untersucht den Fall. «Es ist absolut in unserem Interesse, dass das überprüft wird», sagt Beau-Site-Direktor Egger.
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